Elisabeth Mann Borgese war die jüngste Tochter von Thomas Mann. Sie war Pianistin, Politikwissenschaftlerin, Umweltschützerin, Meeresforscherin, Anthroplogin liebte ihre Hunde und war der Meinung Hunde besitzen nicht nur mehr Empathie als Menschen, sondern könnten auch alles lernen. Eine bemerkenswerte Frau die ihrer Zeit weit voraus war.
Elisabeth Mann Borgese war neugierig, hatte viel Humor und war der Meinung, dass Hunde mehr Empathie als Menschen besitzen, alles lernen und verstehen können.
Worte, Sätze, Töne und Symbole wie Buchstaben verstehen und zuordnen können. Von den kognitiven Fähigkeiten der Hunde, die heute inzwischen längst wissenschaftlich bewiesen sind, wusste Elisabeth Mann Borgese damals bereits und war der Zeit weit voraus.
Um dies zu beweisen brachte sie ihren Hunden bei, auf einer umgebauten Schreibmaschine zu schreiben und Klavier zu spielen. In einem der wenigen Interviews von NBC – unten -erklärte sie die Intelligenz der Hunde.

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Einer der wenigen Menschen der bei ihr lebte und arbeitete, war der Nikolaus Gelpke, Verleger des Magazin “Mare”.
Wir führten mit Nikolaus Gelpke ein Interview zu Elisabeth Mann Borgese und ihren Hunden.
Hounds & People: Guten Tag Herr Gelpke,
Sie waren einer der wenigen Menschen der bei der jüngsten Tochter von Thomas Mann, Elisabeth Mann-Borgese in Canada arbeitete und lebte. Wie lange arbeiteten Sie für sie?
Nikolaus Gelpke: Als ich das erste Mal zu Elisabeth Mann Borgese kam, blieb ich über einige Monate, aber ab da immer wieder, 30 Jahre lang.
Hounds & People: Wieso lebte sie in Kandada, Nova Scotia und wie lange?
Nikolaus Gelpke: Sie zog Ende der 70er Jahre nach Halifax weil sie dort an der Dalhousie University eine Professur für Ocean Policy angeboten bekommen hatte.
Hounds & People: Wie kam es dazu und welche Aufgaben hatten Sie?
Nikolaus Gelpke: Eine Freundin meiner Mutter erzählte mir von EMBs Arbeit und ich schrieb ihr daraufhin. Um den Aufenthalt und die Reise zu finanzieren bot sie mir an, ihr Dogsitter zu werden.
Hounds & People: Elisabeth Mann Borgese liebte Hunde. Sie mussten ihre Hunde sehr gut kennen. Wie waren die Hunde und wie viele Hunde hatte sie?
Nikolaus Gelpke: Zu dieser Zeit waren in ihrem Haus sechs Setter und ein großer Hund mit unbekanntem Stammbaum. Die Setter waren sehr verzogen, durften alles und schliefen meist in ihrem Bett. Gefüttert hat sie sie mit selbstgemachtem Joghurt und Hackfleisch. Nie mit Dosenfutter. Tagsüber hatten die Hunde viel Auslauf in dem riesigen Garten. Tägliche Spaziergänge am Strand kamen hinzu.
Hounds & People: Also achtete sie darauf, dass ihre Hunde artgemäss leben. Begründete sie, warum sie ihren Hunden kein Dosenfutter gab?
Nikolaus Gelpke: Ich weiß nicht so recht, ob es artgemäß ist, wenn die Hunde auch etwa in der Abwesenheit der Hundehalterin mit Wagnermusik beschallt werden (sie bestand drauf, dass ihre Hunde die Musik mochten). Alles was für Menschen gut war, sollte auch richtig für ihre Hunde sein. Und auf die Qualität ihres eigenen Essens – sie war eine hervorragende, sorgfältige und aufmerksame Köchin – legte sie großen Wert.
Hounds & People: Was sagten die vielen prominenten Besucher dazu, auch dazu, dass die Hunde auf dem Sofa schlafen durften?
Nikolaus Gelpke: Das war ein Problem. Nach Besuchen – wie z.B. dem Argentinischen Außenminister oder dem stellvertretenden UN Generalsekretär – waren deren dunkle Anzüge oft völlig mit Hundehaaren bedeckt (die Setter hatten sich im Vergleich zu ihrer Zeit in Kalifornien, wo Elisabeth zuvor viele Jahre mit den Hunden lebte – im kühleren Kanada ein viel dichteres und längeres Fell zugelegt). Ich überredete sie später, dass wir “Menschenkissen” auslegten, bevor solch Besuch kam.
Hounds & People: Waren ihr Hunde wichtiger – als Menschen?
Nikolaus Gelpke: In gewisser Weise ja. Sie meinte oft, dass Hunde einen besseren Charakter hätten, als Menschen. Sie spielte dabei darauf an, dass Tiere keine Niederträchtigkeiten kennen. Aber sie wurde auch böse, wenn ein Freund von mir auf dem Sofa übernachtete und die Schuhe anbehielt. Ihr Argument: die Hunde seien sauberer……
Außerdem wollte sie unbedingt bei ihren Hunden begraben werden. Was aber nicht realisiert wurde.
Hounds & People: Waren es alle Englisch Setter und wie alt waren die Hunde?
Nikolaus Gelpke: Ja, die Setter stammten alle aus der gleichen Familie und damals züchtete sie schon die siebte Generation.
Hounds & People: Hatte sie die Hunde von klein an, bereits als Welpe?
Ja, da sie ja selbst züchtete.
Hounds & People: Elisabeth Mann-Borgese war nicht nur Pianistin, Politikwissenschaftlerin, Umweltschützerin, Meeresforscherin, sondern auch Anthroplogin. Warum brachte sie den Hunden bei, mit einer bestimmten Schreibmaschine zu schreiben und Klavier zu spielen?
Nikolaus Gelpke: Ich denke aus Neugier und auch aufgrund eines sehr ausgeprägten Humors. Aber Neugier war sicherlich wichtig dabei.
Hounds & People: Wie ging das?
Nikolaus Gelpke: Die Schreibmaschine, eine Olivetti, und ein elektronisches Klavier ließ sie jeweils so umbauen, dass die Tasten groß genug waren für die Hundeschnauze. Dann übte sie mit Hackfleisch in der Hand jeden Tag. Jeweils erwiesen sich nur ganz wenige Tiere dann als geeignet.
Hounds & People: Mussten die Hunde bestimmte Aufgaben lösen, was brachte sie den Hunden bei und was konnten sie anschliessend?
Nikolaus Gelpke: Klavierspielen und Schreibmaschine schreiben waren die einzigen wirklichen Aufgaben.
Hounds & People: Hatte Sie ein bestimmtes Konzept und wie oft arbeitete sie mit den Hunden?
Nikolaus Gelpke: Nein, es war eher spielerisch und sie arbeitete immer mit der Gier der Hunde nach Hackfleisch als Belohnung.
Hounds & People: Mussten die Hunde eigenständig Aufgaben lösen oder war das einfach nur Konditionierung? Immer hin berichteten damals sogar die amerikanischen Medien darüber…
Nikolaus Gelpke: Wie gesagt, ihr Humor war dabei nicht unwichtig. Wie viel ernst dabei war, ließ sich immer schwer sagen. Sie kicherte dabei immer so viel. Aber das kichern überdeckte dabei oft auch ernsthafte Ansätze. Schwierig einzuschätzen. Ja, ich war dabei, als das Kanadische Fernsehen den Hund Claudio beim Klavierspielen filmte. Claudio war der musikalischste Hund.
Hounds & People: Wollte sie damit bestimmte Fähigkeiten der Hunde und welche beweisen? Hierüber wurde damals ja in vielen amerikanischen Medien berichtet.
Nikolaus Gelpke: Sie sprach immer davon, dass Hunde den Menschen emphatisch überlegen seien. Insofern wollte sie schon in einer bestimmten Weise zeigen, dass, Hunde besonders klug sind.
Hounds & People: Als Sie später an der Uni in Kiel Meeresbiologie studierten, glaubte man nicht was Elisabeth Mann-Borgese ihren Hunden beibrachte und was sie konnten. Wie war das genau und warum glaubte man dies nicht?
Nikolaus Gelpke: Na, ja, ich erzählte meinen Mitstudenten, das ich bei der jüngsten Tochter Thomas Manns gelebt hätte und ihre Hunde Klavier spielten. Und das erzählte ich Norddeutschen Biologiestudenten Anfang der engagierten Achtziger Jahre……
Hounds & People: Was konnten Sie auf der Schreibmaschine schreiben? Einzelne Buchstaben, Worte oder ganze Sätze nachdem man ihnen diese vorsagte?
Nikolaus Gelpke: Vor allem ein Hund konnte Wörter schreiben mit bis zu drei Buchstaben. Aber die schreibenden Hunde waren vor meiner Zeit.
Hounds & People: Gibt es hierzu nicht auch eine Geschichte über einen veröffentlichten Text?
Nikolaus Gelpke: Ja, sie schickte mal ein “Gedicht” eines Hundes an eine amerikanische Zeitung, ohne den Verfasser zu nennen. Die Rezension bezog sich dann lustigerweise auf EMB.
Hounds & People: Konnten die Hunde nach Gehör bestimmte Musikstücke oder die Tonleiter nachspielen, nachdem man ihnen dies vorgab?
Nikolaus Gelpke: Soweit ich mich erinnere, waren es simple, klassische Melodien.
Hounds & People: Lieber Herr Gelpke, vielen Dank für dieses Interview! Wir wünschen Ihnen noch ein schönes und frohes Weihnachtsfest!
Astrid Ebenhoch ist Journalistin und Gründerin von Hounds & People
Ein Ausschnitt aus einem Interview von Elisabeth Mann Borgese, wo sie zeigt wie ihre Hunde auf einer Schreibmaschine schreiben. Das Interview wurde in Santa Barbara, Kalifornien von Tom Pennant für NBC News führte. Siehe Elisabeth Mann Borgese fonds (MS-2-744, Box 192, Folder 3).
Offenbar ist die Arbeit von Elisabeth Mann Borgese mit ihren Hunden doch bekannt und es gibt inzwischen Nachahmer. Ähnlich wie in diesem Video arbeitete Elisabeth Mann Borgese mit ihren Hunden und brachte ihnen bei Töne und Melodien nachzuspielen.
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