Nach der Vorverurteilung durch die Sensationspresse wurde der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff vom Landgericht Hannover wegen des Korruptionsverdachts freigesprochen.
Vorausgegangen waren ein Verdacht der Bild Zeitung, eine öffentliche Vorverurteilung, ein übereifriger Staatsanwalt und ein diffamierender Vernichtungsfeldzug, an dem sich auch die restlichen Mainstream-Medien beteiligten.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff mit anschließender Gerichtsverhandlung und Freispruch, soll den Steuerzahler nun ca. 2 Millionen € kosten.
Christian Wulff, Jörg Kachelmann, Andreas Türk – die Liste der Geschädigten dessen Reputation und Existenz durch die Vor- und Nachverurteilung einer solchen Sensationspresse zerstört wurde, ist lang. Journalistische Sorgfaltspflicht und Ethik, gibt es offensichtlich nicht mehr – auch keine Wiedergutmachung über Schadensersatz für die Opfer.
Ein Artikel genügt, um einen kollektiven, ungezügelten und hemmungslosen Vernichtungsfeldzug gegen einen Menschen durch Vorverurteilung auszulösen, an der sich alle beteiligen. Als Rechtfertigung hierfür wird investigativer Journalismus vorgeschoben.
“Die Felle schwimmen davon” (Informationsmonopol)
Offensichtlich wird in Deutschland investigativer Journalismus mit diffamierendem Skandal- und Kampagnenjournalismus verwechselt, um in erster Line mit allen Mitteln Auflagen zu erhöhen. Hintergrund hierfür ist auch, wieder einmal, das Internet, wie die Investigativ-, und Enthüllungsplattform “The Intercept“ die vor Kurzem startete und von dem e-bay Gründer Pierre Omidyar deshalb finanziert wurde, um einen neuen Journalismus zu schaffen.
Wie üblich wurde auch diese Plattform, wie alles was aus dem Internet kommt und den Profit bedrohen könnte, selbstgerecht und herablassend niedergeschrieben. Schon allein deshalb, weil man die Bedeutung des Internets verschlafen hatte und arrogant, überheblich auf dieses herab sah.
Gerade mal vor vier Jahren kam man auf die Idee die Internetauftritte der Presse – wenn überhaupt vorhanden – zu “optimieren”. In kollektiver Nachahmung, wie üblich. Anstatt Versäumnisse und Inkompetenz zu erkennen und über den “Tellerrand” zu sehen oder vom Erfolg anderer zu lernen, wird missgünstig, wie mit dem gescheiterten Leistungsschutzgesetz, Krieg gegen das Netz geführt. Angsterzeugende Kampagnen gegen das umsatzbedrohende Internet werden gestartet, im Glauben, man könnte durch Sensationsjournalismus Leser davon abhalten, sich – genau deshalb – abzuwenden und im Internet zu informieren.
Die Antwort auf das bedrohliche Internet ist ein kollektives Niederschreiben und Bashing mittels diffamierendem Skandaljournalismus der in Deutschland vor 15 Jahren begann, inzwischen üblich ist und sogar vor Henryk M. Broder, einem der angesehendsten Journalisten, nicht halt machte. Er wagte sich, den deutschen Verleger Jakob Augstein, wegen antisemitischer Äusserungen in seinen Artikeln, öffentlich zu kritisieren. Verantwortung wollte dieser Verleger hierfür, wie üblich, nicht übernehmen.
Hauptsache neue und schnelle Nachrichten.
Es wird überall und hemmungslos voneinander abgeschrieben. Nicht nur unrichtige Meldungen von Presseagenturen werden ungeprüft übernommen, falsch abgeschrieben und anschließend unwahr in den Medien verbreitet. Für neue Themen sind auch Blogs im Internet sehr begehrt. Ohne Angabe der Quelle wird ein Thema aufgegriffen, der Content umgeschrieben und veröffentlicht.
Wie sich die Mainstream-Medien selbst diskreditieren
Investigativer Journalismus bedeutet vor allem mehr zu wissen und besser zu sein, auch als das Rechtssystem. Beweise müssen durch Recherche – Aussagen von Zeugen, eidesstattlichen Erklärungen, Tonband und Videoaufnahmen – vor der Veröffentlichung eines Artikels erbracht werden, die auch vor Gericht standhalten.
Bei der Sensationspresse in Deutschland genügt eine Vermutung, die als Tatsache dargestellt wird, um einen medialen Vernichtungsfeldzug zu starten. Der Schaden für den Einzelnen und die Gesellschaft, wie auch nach 15 Jahren Hetzkampagnen gegen Menschen mit Hund und andere Minderheiten, sind nicht wieder gut zu machen. Nach dem Bashing gegen Griechenland stornierten Tausende ihren Urlaub. Auch das seit Jahren stattfindende Bashing, vor allem der linksliberalen Presse, gegen die USA bleibt nicht ohne Auswirkungen in der Gesellschaft.
Vor allem bei investigativem Journalismus muss aber der Grundsatz der Unschuldsvermutung wie im Art. 11 Abs. 1 in der Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen gelten, der Folgendes vorgibt:
„Jeder Mensch, der einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, ist solange als unschuldig anzusehen, bis seine Schuld in einem öffentlichen Verfahren, in dem alle für seine Verteidigung nötigen Voraussetzungen gewährleistet waren, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.“
Wie auch im Art. 6 Abs. 2 der Europäischen Menschenrechtskonvention:
„Jede Person, die einer Straftat angeklagt ist, gilt bis zum gesetzlichen Beweis ihrer Schuld als unschuldig.“
Sogar in Deutschland gibt es dieses Recht. Hergeleitet aus dem Rechtsstaatsprinzip und dem Grundgesetzartikel 20 II und 28 I Satz 1 GG die besagen, dass der Beschuldigte in einem Strafverfahrens bis zum Beweis des Gegenteils als unschuldig zu gelten hat und auch so behandelt werden muss.
Nach deutschem Strafrecht muss nicht der Beschuldigte seine Unschuld beweisen, sondern die Strafverfolgungsbehörde seine Schuld nachweisen. Dieses Gesetz hat offensichtlich von einer nach Auflagen geifernden Sensations-Presse keine Gültigkeit.
Für eine vernichtete Existenz und den gesellschaftlichen Schaden, wird keine Verantwortung übernommen.
Im Gegenteil. Nach den Folgen durch solchen Sensationsjournalismus, wie aktuell nach dem Freispruch von Christian Wulff oder Jörg Kachelmann, findet anschließend, als Rechtfertigung, weitere Nachverurteilung statt.
In den USA wären solche Verlage längst pleite. Wulff, Kachelmann und andere Opfer würden zumindest durch eine Privatklage auf Schadensersatz wegen Verleumdung in Millionenhöhe Wiedergutmachung erfahren. Wie 2012 die Schadensersatzklage von Tom Cruise gegen eine Tochter des Bauer Verlags in den USA wegen Verleumdung, auf 50 Millionen $.
Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Presse- und Meinungsfreiheit in den Vereinigten Staaten durch den Zusatzartikel 1 in der Verfassung verankert. Dieser definiert und bestimmt die Trennung von Staat und Kirche, Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und das Recht auf Petitionen.
Der Kongress und die Bundesstaaten haben grundsätzlich kein Recht, die Meinungsfreiheit per Gesetz einzuschränken. Ausnahmen gibt es bei Verleumdung, Meineid und Verrat sowie in Bereichen außerhalb der Öffentlichkeit; die Äußerung extremistischer politischer Meinungen ist dagegen erlaubt, wenn nicht unmittelbar zu konkreten Gewalttaten aufgerufen wird.
Die Presse, als vierte Macht im Staat, hat eine Kontrollfunktion mit der Aufgabe zu informieren.
Investigativer und seriöser Journalismus wird wegen solch skrupelloser Profitgier durch Sensationsjournalismus – Diffamierungs-, und Vernichtungskampagnen – mit Füssen getreten. Langfristig wird hierdurch nicht nur das Ansehen, sondern auch die Glaubwürdigkeit der Medien zerstört und es tritt genau das ein, wovor die meisten nach Aufmerksam heischenden Zeitungs-Verlage Angst haben, sie werden ignoriert und verschwinden.
Nur durch die Unterstützung der nach Auflagen geifernden Skandalpresse konnte Thilo Sarazin sein überflüssiges “Gedankengut” verbreiten und hunderttausende seiner Bücher verkaufen. Geheuchelt und aufgeregt wurde zunächst für Entrüstung und Schlagzeilen und damit für “Gesprächs- und Diskussionsbedarf” gesorgt. Anschliessend greifen wie üblich alle anderen das Thema auf, um ebenfalls, durch Auflagenerhöhung, zu profitieren. Seriöse Medien würden einen solchen Autor einfach ignorieren.
Deutscher Sensations- und Skandaljournalismus auf dem Niveau des Boulevardjournalismus nach dem Vorbild von William Randolf Hearst
Die Yellow Press oder Boulevardjournalismus ist eine Art von Journalismus der wenig oder gar keine gut recherchierten Nachrichten veröffentlicht, stattdessen auffällige Schlagzeilen um mehr Zeitungen zu verkaufen. Die Methoden sind Übertreibungen, vermeintliche Skandale, Schwarzmalerei und die Förderung von Sensationsgier. Der Begriff Boulevardjournalismus gilt bis heute weltweit im Journalismus, als abwertend, unprofessionell und unethisch – außer offenbar in Deutschland.
Der Begriff Boulevardjournalismus entstand während des späten neunzehnten Jahrhunderts durch den Konkurrenzkampf um Auflagen, zwischen Joseph Pulitzer, dem damals die New York World gehörte und dem Medienmogul William Randolf Hearst, der das New York Journal an der Ostküste in den USA gekauft hatte. William Randolph Hearst war der größte und einflussreichste Medien-Tycoon und Zeitungs- und Buch Verleger. Ihm gehörten damals über 30 Zeitungen, Nachrichtenmagazine, Radiosender, Beteiligungen in der Filmindustrie und Immobilien. Nach dem Börsencrash 1929 war sein Imperium schwer angeschlagen und brach 1937 zusammen, die Zeitungen wurden liquidiert.
Hearst und Pulitzer waren damals, im Kampf um Leser und Auflagen, mit kriminellen Methoden, Konkurrenten. Durch Sensations-Journalismus und unwahre Hetzkampagnen wurde 1898 der Spanisch-Amerikanische Krieg in den USA ausgelöst und ist bis heute der größte Skandal in der Medien- und Verlagswelt.
Das Leben von William Randolf Hearst war die Vorlage für den Film Citizen Kane, von Orson Welles, den Hearst verbieten lassen und verhindern wollte, dass dieser verliehen wird. Citicen Kane wurde trotzdem einer der bedeutendsten Filme in der Filmgeschichte und ist vor allem heute, aktueller den je. Hearst Carstle steht heute immer noch, ist ein Museum und in Kalifornien zu besichtigen.
Pulitzer wandte sich als Verleger, vom Boulevardjournalismus ab und widmete sich dem investigativen Journalismus, den er bis zu seinem Lebensende förderte. Der Pulitzer Preis wird bis heute vergeben.
Auf dem Niveau von William Randolf Hearsts Sensationsjournalismus Ende des neunzehnten Jahrhunderts, befindet sich derzeit die Deutsche Presse, die ebenfalls, um Profite und Auflagen zu machen, vor nichts zurückschreckt.
Es bleibt abzuwarten, was als nächstes passiert, wenn sich das Vernichten von Existenzen zur Auflagenerhöhung nicht mehr als lukrativ genug erweist. Vielleicht kommen dann weitere und noch umfangreichere Hetz-Kampagnen gegen den derzeit größten Konkurrenten, das Internet.
Der Sensations- und Skandaljournalismus in Deutschland wird so lange stattfinden, so lange niemand für die Folgen Verantwortung übernehmen muss.
Die Gesellschaft, inzwischen geprägt von Egoismus, Neid, Missgunst, Denuntiation, Profitgier, fehlendem Sozialverhalten – jeder gegen jeden – ist der Spiegel, auch das Ergebnis, einer hemmungslosen, verantwortungslosen, “meinungsbildenden” Sensationspresse.
Astrid Ebenhoch ist Journalistin und Gründerin von Hounds & People
Immer mehr Journalisten wie Harald Schumann (unten im Video) oder vor kurzem Jan Freitag steigen aus.
Offener Brief über den Ausstieg von Jan Freitag an Chefredakteur Frank Niggemeier
“Bitte kehren Sie um, aber tun Sie es ohne mich….“
Der Journalist und Autor Jan Freitag kehrt der Hamburger Morgenpost den Rücken. In einem offenen Brief wirft er Chefredakteur Frank Niggemeier Kampagnenjournalismus vor – und zieht Konsequenzen: “Trotz der wirtschaftlichen Situation eines Freiberuflers, der in der anhaltenden Zeitungskrise jeden Auftraggeber bitter nötig hat, werde ich nie wieder für die Morgenpost schreiben.”
Siehe auch:
- Henryk M. Broder und die Mainstream-Medien
- Oscar Verleihung 2013 – peinlich für Deutschland
- Tom Cruise verklagt Bauer Verlag wegen Verleumdung
- Stimmung gegen 4-beinige Minderheiten
- Nächste Hetzkampagne aus Köln
- Hetzkampagne gegen Hundebesitzer in Niedersachsen!
- Sommerloch lässt grüssen!
- Braucht Deutschland wieder ein neues Feindbild?
- Rassenwahn in Deutschland
Statement von Harald Schumann nach der Preisverleihung für seinen Dokumentarfilm “Staatsgeheimnis Bankenrettung” zur Situation der deutschen Presse
Nun er hat “Recht” bekommen, aber “Recht” haben und “Recht” bekommen sind zwei paar Schuhe. Und wenn man etwas nachdenkt, also ich komme zu diesem Entschluss, dann hat Wulf sicherlich sich einiges “schenken” lassen. Nur nachweisen hatten man ihn nichts können.
Moralisch ist er aber nicht frei, was ich gut finde.
Oh, das tut weh! Ich erkläre diese Metapher aber gerne. Der jenige der meint, in diesem Rechthaberland, “Recht” zu haben, bekommt vor dem Gesetz noch lange kein Recht.
Dies ist ein weiterer Grund warum sich hunderttausende Deutsche jedes Jahr wegen Nachbarschaftsstreitigkeiten verklagen und mit diesem Müll die Gerichte belästigen. Ihnen fehlt die soziale Kompetenz ihre Probleme selbst zu lösen.
Genau dies ist der Grund warum Deutschland bis heute das Land der Denunzianten ist.
Jeder in diesem Land der sich wagt den moralischen Zeigefinger zu erheben und andere zu bewerten oder zu verurteilen, sollte zunächst einmal damit beginnen “vor der eigenen Haustüre zu kehren”.
Denunziation und Diffamierung, meist aus Missgunst und Neid, erfüllt hingegen die Straftatbestände der Falschanschuldigung und Verleumdung. Der Staat und die Behörden machen auch noch mit und fördern dieses Verhalten. Welches sich seit der dunklen Vergangenheit in diesem Land erhalten hat.
Sich “unmoralisch” zu verhalten, aus der Sicht der jenigen die meistens selbst Dreck am Stecken haben, ist nicht strafbar und bedeutet auch nicht korrupt zu sein. Demnach müsste man mindestesn 70 % der Bevölkerung einsperren.
“Wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein….!” Johannes – Kapitel 8
Steht übrigens für selbstgerechtes Verhalten, nur schon mal im Vorfeld…
Die Deutschen lernen´s nie!
Problem ist nur, dass Herr Wulf eben auch nicht frei von “Sünde” ist, denn der Fall von ihm war doch recht dubios. Er wurde vielleicht freigesprochen, aber deswegen muss er ja nicht unbedingt “Recht” haben.
Er hat halt Fehler gemacht, aber BEWUSST, das ist meine Meinung. Nur man hat ihm wie gesagt nichts nachweisen können – “oder wollen”.
@ cicero
ich stimme mit ihrer Antwort 100% überein.
Denunziation und Diffamierung auch aus Frusttration und Boshaftigkeit.
Wir brauchen keinen Krieg, wir haben den deutschen Privatkrieg untereinander. Wer nicht gehorcht, muss weg.
Bravo!! Grossartig!
Besser kann man den “Nagel” nicht auf den Kopf treffen!
Hervorragender Artikel! Danke dafür! Ein Lichtblick in dieser verkommenen,
dilettantischen und profitgierigen Medienlandschaft.
Aber woher solls kommen? Zeitungstradition gibt es nicht in Deutschland.
Woher auch?