Ist Deutschland ein Feuilleton in der Zeit oder eine Hatemail im Internet? Alle sind erschrocken über das Ausmaß der “braunen” Proteste gegen Flüchtlinge, einschließlich der Hassmails und Drohungen im Internet, vor allem gegen Promis gerichtet.
Ich weiß nicht, warum alle so erschrocken sind. Ich frage mich sogar, ob der Schreck nicht sogar vorgetäuscht ist:
Der politische Dialog in Deutschland ist traditionell gewalttätig, noch mehr als in vielen anderen Ländern. Man kann sogar sagen: Deutschland hat es weitgehend geschafft, Gewalt aus dem Alltag zu verbannen (gewalttätige Kriminalität ist auf einem Minimum) mit der einzigen Ausnahme der Politik: Hier wird Gewalt, Einschüchterung und Terror noch als legitim erachtet. (In Amerika gibt es in allen Bereichen viel Gewalt – in Deutschland ist die Gewalt überproportional politisch.)
Das fängt an mit der grundlosen und geduldeten Gewalt gegen die Polizei am 1. Mai – nicht aus Not, sondern aus Tradition. Die massiven Einschüchterungskampangen gegen „Gutmenschen“ wie Til Schweiger oder „Faschisten“ wie Dieter Nuhr sind eine Art Mini-Terror: Hier verlässt man gern und begeistert sofort den Bereich des demokratischen Dialogs und greift zu Drohungen, um sich durchzusetzen.
Es gibt immer noch viele Leute in Deutschland, die den Terror als „notwendigen Übel“ erachten – ob von der RAF oder der NSU. Gewalt als politisches Mittel geht mindestens bis 1819 zurück, als August Friedrich Ferdinand von Kotzebue von einem Studenten ermordet wurde (im übrigen wird deutsche Gewalt sehr oft von Studenten ausgeführt).
Ich persönlich verbinde dieses Phänomen „legitime politische Gewalt“ mit der deutschen Rechthaberei:
Im-Recht-sein wird in Deutschland sehr verehrt. Viele Deutsche sehen das Recht-Haben als absolut an: Es gibt für sie tatsächlich ein „richtig“ und ein „falsch“, der richtige Weg ist keine Meinungssache, sondern klar bewiesen, und wer Recht hat, muss seine Meinung zum Wohle der Menschheit den anderen aufzwingen – eben, weil er es verstanden hat und sie nicht.
So hat Ulrike Meinhoff argumentiert, so argumentieren viele Rechte heute. Auch wenn Feministen oder andere Gruppierungen unwillkommene Sprecher auf Unis niederschreien, ist das eine Art Gewalt-für-Arme: Man zwingt denjenigen, der eine andere Meinung hat, zum Schweigen.
Deutschlands Bild von sich selbst hat wenig mit der Realität zu tun und leidet unter seinem massiven Wohlstand: Krisen sind hier so selten, und das Satt-ernährt-sein ist so normal, dass die grundlegende Gewaltbereitschaft nur selten an die Oberfläche schwimmt.
Wenn die Krise dann da ist, sind alle erschrocken, dass man gewaltsam reagiert – man hat vergessen, dass Gewalt in der Politik zu ihrer Kultur gehört, und die vielen Zeichen, dass sie noch schlummernd da ist, haben sie verdrängt. Oder schlimmer, sie verbinden die Gewalt nicht mit sich selbst, sondern mit anderen: Es sind die Nazis, die dumpfen Braunen, die Gewalt ausüben, nicht wir, die wir mitten in der Gesellschaft stehen und links wählen.
In Wahrheit aber kommen diese Hatemails und Drohungen aus beiden Seiten des politischen Spektrums und ganz sicher zum einem erheblichen Teil aus dem ach so kultivierten Bildungsbürgertum.
Eric T. Hansen ist Amerikaner, Buchautor, Journalist und Satiriker, lebt seit über 20 Jahren in Deutschland und heute in Berlin. Seine Bücher: Planet Germany. Eine Expedition in die Heimat des Hawaii-Toasts) oder Die ängstliche Supermacht: Warum Deutschland endlich erwachsen werden muss
. Eric T. Hansen The Hula Ink Blog
Siehe auch:
- Rechtspopulismus und Nationalismus in Deutschland und Europa
- Deutschland: Es wird Zeit endlich zu reflektieren
- Eric T. Hansen bei Plasberg – “Club” der Ahnungslosen
- Ist Anti-Amerikanismus eine Form von Rassismus?
- Ein Wort zu dem, was ich tue, und warum?
- Pegida: Wenn Misstände in Deutschland ignoriert werden
- Die Deutschen sind immer die Opfer…
- Warum sind amerikanische Medien besser als deutsche?
- In Deutschland unbekannt: “Ich weiß, dass ich nichts weiß”
- Geringe Risikobereitschaft und Innovation in Deutschland und Europa
- Deutschland schaufelt sich das eigene Grab
Den massiven Wohlstand, da würde Deutschland drunter leiden?
Wen meint dieser weltfremde Amy damit? Meine Freundin, die alles mit 800 Euro Rente begleichen muss? Oder die FLaschen sammelnden Rentner in Deutschland, die noch weniger Rente haben?
Oder meint der gute Mann die Sozialarbeiterin aus Hamburg, die heute so wenig Rente bekommt, dass sie nicht mal die Schutzgebühr für ein Tier aus dem TH zahlen konnte? Oder die andere alte Dame, die ich kenne, die bis zum nächsten 1. warten muss, weil sie keine 15 Euro für ein naturheilkundliches Mittel hatte?
Jetzt importiert Deutschland mit seinen offenen Grenzen durch sogenante Gutmenschen wie Til Schweiger noch mehr Harzt-4-Empfänger dank der weltfremden Frau Merkel?
Fakt ist, wer in Deutschland eine gegenteilige Meinung äußert wird nur zu gern in die Rechts Ecke gedrängt, um ihn mundtot zu machen!
Amy go home!
@MaxxMurxx Wie man sieht, offenbar sehr viel! Das kann man sehr genau, bei ca. 30 Millionen Deutschen, allein bei Facebook. Besonders interessant ist, das diese Deutschen dort “sichtbar” werden. Der Rest draußen, steht hinter herabgelassenem Rolladen und sieht zu wie Flüchtlingsheime angezündet werden. Es hat sich eben seit 1945 in Punkto Neid und kollektive Mittäterschaft nichts geändert….
Das Hauptproblem ist, daß man von Deppenmedien wie Facebook oder Twitter auf die Gesamtheit der Deutschen schließt. Da kann man sich die Hatemails ja auch selber schicken, nur für die Publicity. Wer da verkehrt, muß eben damit leben, daß anonyme Looser da ihr blödes Maul aufreissen. Was hat das mit mir zu tun?