Auf der Frankfurter Buchmesse kam es wegen eines Auftritt des Rechtsradikalen Björn Höcke zu tumultartigen Szenen. Der Frankfurter Abgeordnete Nico Wehnemann wurde von Rechten zusammengeschlagen. Der Politiker wollte auf einer Veranstaltung gegen rechte Verlage demonstrieren, so das Göttinger Tageblatt.
Das Geschäft mit rechtspopulistischen Büchern, Verschwörungstheorien und Fake-News boomt!
Beim Lobbyverband Börsenverein des deutschen Buchhandels geht es offensichtlich in erster Linie nur um Profit, wie üblich in Deutschland, der auch nicht vor Geschäften mit Nazis zurückschreckt.
Nazis gehören nicht zu einer Demokratie!
Wo bleibt der Aufschrei der Autoren und Verlage, die für die Demokratie – gegen Nazis schreiben und verlegen?
Nur viel heiße Luft, jede Menge Selbstdarsteller, Opportunisten und Heuchler auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten, die nur auf ihren eigenen Vorteil und Profit bedacht sind?
Wie glaubwürdig sind dann aber solche Autoren und Verlage?
Der Verleger Enno Lenze macht das nicht mit und beschreibt die Verlogenheit und Heuchelei der Buchmesse mit dem Lobbyverband dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, dem es offensichtlich nicht um Kultur, also Bildung und Demokratie geht, sondern ganz banal und primitiv in erster Linie um Profit – mit allen Mitteln. Dazu gehören offensichtlich auch Geschäfte mit Nazis.
Enno Lenze: „Als Verleger im Berlin Story Verlag war ich früher auf der Frankfurter Buchmesse – heute nicht mehr. Und wenn ich sehe, wie dort rechte Verlage ihre Bücher präsentieren, wie rechte Organisationen laut schreiend durch die Flure laufen und wie linke Verleger angegriffen werden, bin ich ganz froh darüber.
Ich mache einfach keine Geschäfte mit Rechten und lasse mir so jedes Jahr zehntausende Euros entgehen. Auf der Buchmesse will man “neutral” bleiben, also den Rechten auch ihren Platz lassen. Damit möchte ich nichts zu tun haben.
In den vergangenen Tagen hatte ich Kontakt zum Messeanbieter, zum Börsenverein des Buchhandels und zu anderen Verlegern. Ich habe Hilfe angeboten, habe erklärt, wie ich seit Jahren mit so etwas umgehe und was ich empfehle.
Allerdings hieß es da, man wolle doch lieber neutral bleiben, und “müssen wir das jetzt hier diskutieren?” Nein – muss man natürlich nicht. Man kann auch einfach mit dem Problem leben.
Im Chat dazu äußerte ich ein paar Mal die Idee, sich von so Leuten zu distanzieren, sie rauszuwerfen, kein Geld mit ihnen zu verdienen usw. Es gab jedes mal Argumente, warum man lieber neutral sein will. Neutral gegenüber Rechten?
Ich frage mich immer, wie das gehen soll. Am Ende habe ich es dann doch gelassen.
Wer mit Rechten Geschäfte macht, der darf sich nicht wundern, wenn sie ihre Bräuche mitbringen. Dass diese vor allem aus Gewalt, Erniedrigung und Stören der normal Denkenden bestehen, dürfte nichts Neues sein.
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Frankfurter Buchmesse haben ein Statement rausgegeben, in dem sie es nicht schaffen, sich von den Rechten zu Distanzieren. https://twitter.com/Book_Fair/status/919301977363943425
Mir tut es vor allem um die Opfer leid, die dem Psychoterror ausgesetzt sind. Ich glaube es war für mich richtig, zuhause zu bleiben. Das ist sicher nicht mehr meine Messe.“
„Kein Handel mit rechten Versandhäusern!“ fordert der Story Verlag von Enno Lenze auf seiner Webside, der mehr als 20 Buchtitel zum Dritten Reich veröffentlicht.
Enno Lenze: „Als Verleger will ich nicht, dass meine Bücher in irgend einem braunen Bücherregal neben Titeln über das „Weltjudentum“ oder den „Friedenspolitiker Hitler“ stehen – so nötig kann ich das Geld gar nicht haben. Vor allem aber wollen wir, dass der rechte Versandhändler nichts verdient. Der Autor Harald Sandner sieht dies genau so und stärkt mir dabei (wieder und wieder) den Rücken.
Was tun wir also, wenn wir eine solche Anfrage erhalten? Sie erhalten diese knappe, aber klare Absage:“
„Sehr geehrte Damen und Herren, hiermit teile ich Ihnen mit, dass mein Unternehmen keinen geschäftlichen Kontakt mit Ihnen wünscht. Ihre Bestellungen werden nicht bedient. Enno Lenze“
Enno Lenze: „Jede Bestellung zu diesen Titeln per Hand zu prüfen ist natürlich aufwändig und niemand dankt es einem, niemand zahlt einen dafür – aber es muss sein.
Dadurch sind uns bisher fünfstellige Umsätze entgangen und in rechten Kreisen wurde zum „Boykott“ des Verlages aufgerufen. Ein Boykott von Geschichtsbüchern durch Rechte? Klingt ironisch.
Inzwischen haben wir auf weit mehr als 50.000€ Umsatz verzichtet und erhalten reihenweise negative Bewertungen für das Buch, welches „völlig Fehlerhaft“ sei oder Bewertungen wie „Offensichtlich existiert das Buch gar nicht – der Verlag betrügt die Kunden mit diesem nicht lieferbaren Angebot“.
Wir haben mit solchen Kampagnen viel Erfahrung, wir können damit gut leben.
Warum tut man das also? Weil es richtig ist! Ich möchte mir nicht irgendwann vorwerfen lassen müssen Nutznießer der Rechten gewesen zu sein, die Andersdenkende und Ausländer drangsalieren, verfolgen und ermorden.“
Der Abgeordnete Nico Wehnemann auf Facebook nachdem er auf der Frankfurter Büchermesse zusammengeschlagen wurde:
https://www.facebook.com/nico.wehnemann?fref=ts
„Ich bedanke mich bei allen Genesungswünschen und Anteilnahmen. Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Ich habe Prellungen am Rücken und kann den Kopf nicht drehen.
Gerade war ich auf der Polizeiwache 17 und habe eine Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Es gibt genug Fotos und Videos, die das auch beweisen.
Warum der Sicherheitsmensch der mich niederstreckte gegen mich Anzeige erstattet hat, erschließt sich mir nicht, aber wenigstens haben wir so seine Personalien.
Wer so rabiat gegen friedliche Demonstranten vorgeht (welche die Messe gerade verlassen wollten), die lediglich Schilder hochhalten, muss die Konsequenzen tragen.
Wenn der Börsenverein des Buchhandels zu friedlichen Protesten aufruft, muss diese auch die Sicherheit gewährleisten. Das wird ein Nachspiel haben!
Weiterhin ist der Börsenverein verlogen, wenn er behauptet unter dem “Deckmantel” der “Meinungsfreiheit” musste man den rechten Verlagen ein Forum bieten. Nein, dass muss man nicht.
Man kann sich anders mit ihnen auseinandersetzen. Und man kann denen sehr wohl die Teilnahme verbieten. Aber die Standgebühren sind wohl ein zu toller Grund, die nimmt man gerne mit.
Ich fordere den Börsenverein auf, mir gegenüber Stellung zu beziehen, sich zu entschuldigen – bei allen friedlichen Demonstranten und sich klar von Rechts zu distanzieren. Meine Kontaktdaten haben sie ja, ich bin ja „Ehrengast“.
Weiterhin habe die Polizei wegen unterlassener Hilfeleistung angezeigt. Das muss auch verfolgt werden. Ich bleibe dran.
Und auch danke an die vielen Hater auf Twitter und meiner Facebook-Politikerseite.
Das nehme ich alles zur Kenntnis.“
Die Ausführungen von Nico Wohnemann, wie auch die Untätigkeit der Polizei gegenüber Rechchtsradikalen, wurden von mehreren Zeugen bestätigt.
Update 17.10. 2017 beweisführend zu den Vorkommnissen bei der Frankfurter Buchmesse:
Belltower-News: Neu-Rechte Schläger-Schergen als Nachbarn
“Das erste Mal seit zehn Jahren war der neurechte Antaios-Verlag wieder auf der Frankfurter Buchmesse vertreten. Im Vorfeld bot die Messeleitung uns, der Amadeu Antonio Stiftung, einen Stand direkt gegenüber des rechten Verlags an, um den Rassisten nicht unwidersprochen den Raum zu überlassen. Die Strategie der Neuen Rechten und der „Identitären Bewegung“ ist es, sich bei allem als Opfer und gleichzeitig als Gewinner darzustellen, ganz gleich, ob dies der Wirklichkeit entspricht. So auch auf der Frankfurter Buchmesse. Da wir der Neuen Rechten nicht die Deutungshoheit überlassen wollen, hier nun unsere Einschätzung der Messetage, so Belltower-News”
3SAT “DIE RECHTE WENDE”
Beobachtungen jenseits der Mitte. Über rechte Autoren und Verleger bei der Buchmesse und ihren Einfluss auf die AfD, Pegida und die Identiären. http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=70183
Siehe auch:
- Deutscher Buchmarkt sieht Profite durch Amazon bedroht
- Warum das deutsche Fernsehprogramm so schlecht ist
- Enthüllungsjournalist Jürgen Roth ist gestorben
- Springer Chef Döpfner – Google ist sooo gemein…!
- Wenn “David” (Springer) meint “Goliath” (Google) zu sein
- Deutsche Springer Presse hetzt weiter gegen Griechenland
- Kachelmann verklagt Bild, Bunte, Focus auf 3,25 Mio Euro
- Über das Versagen der deutschen Presse
- Die Diskussion über Waffen in Amerika
[...] Der Berlin Story Verlag hat im vorigen Jahr „Hitler – das Itinerar“ nicht an rechte Buchversender ausgeliefert – in Absprache mit dem Autor. Heute erschien ein aktuelles Interview mit Verleger Enno Lenze über Geschäfte machen mit Rechten…. [...]