Wird in der Veterinärmedizin genauso viel und unnötig operiert wie in der Humanmedizin? In keinem europäischen Land wird so viel operiert wie in Deutschland. Es werden nicht nur unnötige Operationen durchgeführt, sondern auch sog. Fangprämien an Ärzte bezahlt die Patienten an eine Klinik zuweisen.
Parallel zu dem profitorientierten und skrupellosen Gesundheitssystem in Deutschland, wurden in den letzten 15 Jahren ebenfalls tausende private Tierkliniken gebaut, die ebenfalls profitorientiert arbeiten.
In vier von fünf Fällen ist eine Rückenoperation beim Menschen überflüssig, so die Techniker Krankenkasse. 80 % der Operationsmethoden wurden bisher in klinischen Studien nicht überprüft. Die meisten dieser Operationsmethoden werden von der Veterinärmedizin übernommen. In der Tiermedizin gibt es für die Überprüfung dieser Operationsmethoden ein noch geringeres Interesse.
Bereits 2002 veröffentlichte das renommierte British Medical Journal ein Themenheft mit dem Titel “Too much medicine”. Darin wurde ausführlich vor Überdiagnostik und Übertherapie gewarnt. Mehr als die Hälfte aller Eingriffe an Knie und Rücken beim Menschen gelten als überflüssig. Bei vielen anderen ärztlichen Maßnahmen ist das Vorgehen ebenfalls nicht medizinisch, sondern monetär motiviert.
Privatpatienten gelten als besonders gefährdet, unnötigen Operationen zum Opfer zu fallen. In der Tiermedizin ist dies ausschließlich so, nachdem die Tierbesitzer ihre Operationen aus eigener Tasche bezahlen müssen. Privatpatienten bringen den Ärzten in der Humanmedizin, als auch in der Tiermedizin, bei jedem Eingriff ein Vielfaches mehr ein als bei Kassenpatienten.
Seit 2003 gibt es für Menschen denen eine Operation empfohlen wurde, das Portal www.vorsicht-operation.de
Die Parallelen zu den an in erster Linie am Profit und nicht an der Gesundheit orientierten Ärzte sind erschreckend. In der Veterinärmedizin werden die gleichen Operationen Knie, Bandscheibe und Hüfte wie am Fließband durchgeführt, wie in der Humanmedizin.
In Deutschland werden 200.000 Hüftprothesen im Jahr eingesetzt – doppelt so viele wie im europäischen Durchschnitt; 175.000 Knieprothesen – doppelt so häufig wie in Frankreich und Schweden; 160.000 Bandscheibenoperationen – doppelt so viel wie in Schweden, fünf mal so viel wie in Frankreich.
Die Filmbeiträge hierzu – unten- zeigen die skandalösen Zustände eines Gesundheistssystem, das Menschen und auch Tiere nicht gesund, sondern krank macht.
Wir befragten hierzu die ganzheitlich arbeitende Tierärztin Jutta Ziegler.
Hounds & People: Guten Tag Frau Dr. Ziegler,
Sie operieren ja kaum.
Dr. Jutta Ziegler: Ich kenne alle Operationsmethoden! Ich leitete früher eine Klinik …
Hounds & People:
Es wird ja in der Tiermedizin auf Teufel komm raus operiert. Auffallend hierbei ist, dass vorher zusätzlich auch noch ein CT gemacht wird und anschließend eine OP. Die Leute denken der Hund ist nach der Operation wieder wie neu.
In diesem Zusammenhang fällt mir eine klinische Studie ein bei der die Hälfte der Menschen nicht am Knie operiert wurden und anschließend trotzdem beschwerdefrei waren. Läuft dies in der Tiermedizin genau so? Sind die meisten Operationen nicht genau so unnötig, wie in der Humanmedizin und gibt es für jede OP immer eine Indikation?
Jutta Ziegler: Ja das steht natürlich bei den Tierbesitzern eine Erwartungshaltung dahinter! Leider!
Wenn ich eine chirurgische Ausbildung habe möchte ich auch operieren. Und wenn ich zum Chirurgen gehe, kann ich auch davon ausgehen, dass der Chirurg auch operiert, ohne eine Alternative aufzuzeigen. In den meisten Fällen, also 60 – 70 % sind die Gelenkoperationen völlig unnötig.
Ich habe bestimmte Erkrankungen wie bei einer OCD, ED unzählige Male durch eine Nahrungsumstellung, einer restriktiven Kohlenhydratfütterung, Bewegungstherapie und ohne Operation sehr gut in der Griff bekommen und gut behandeln können. Durch eine Operation am Gelenk entstehen immer neue Arthrosen!
Hounds & People: Aber das wissen die Leute nicht. Die Leute denken wenn ein Hund operiert wird ist er anschließend wie neu… dass da hinterher neue Arthrosen entstehen, auf die Idee kommen die Leute nicht, das wissen sie nicht.
Jutta Ziegler: Dies ist von Fall zu Fall verschieden… In der Regel wird zu viel operiert und nicht abgewogen. Vor allem über keine Alternativen zu einer Operation überlegt.
Hounds & People: Das heißt doch dann eigentlich konservativ behandeln? Das ist doch im Prinzip beim Menschen das gleiche, dass man auch beim Menschen mit konservativen Therapien viel machen könnte, aber diese von den Krankenkassen nicht bezahlt werden. Für eine OP wird bezahlt, aber nicht für konservative Therapien.
Jutta Ziegler: Was ist das überhaupt für eine Krux..?
Hounds & People: Ja das ist ja das Problem. Das heißt ein Patient in der Klinik bringt nur dann Geld wenn er operiert wird und der Chirurg muss seine Quote erfüllen. Ich habe den Eindruck das dies genau so auch in der Veterinärmedizin läuft. Nur das die Leute dies aus eigener Tasche bezahlen müssen. Inwieweit ist eine Operation überhaupt indiziert und warum wird beim Hund nicht konservativ behandelt?
Gerade beim Hund! Physiotherapie, Hydrotherapie, Schmerztherapie, Ernährungsumstellung, es gibt ja inzwischen jede Menge konservative auch Alternative Therapien, warum wird das nicht gemacht?
Jutta Ziegler: Ich sehe es den ganzen Tag an den Patienten die dann kommen, unzufrieden sind und nicht operieren wollen, weil sie eine Alternative und eine andere Meinung hören wollen. Sie sind dann auch bereit eine längere Therapie zu beginnen, wenn diese Erfolg hat. Seit Jahren mache ich dies und ich kann auch abschätzen, ob eine Operation, wenn überhaupt, nötig ist, ob man mit einer konservativen Therapie beginnen kann und ob diese erfolgreich ist. Es geht nicht immer, aber wenn dann ist dies erfolgreich.
Hounds & People: Dann gibt es ein offenbar genau so lukratives Fachgebiet wie in der Humanmedizin, die Neurochirurgie in der Veterinärmedizin…
Ich habe mich mit einigen Neurologen in der Humanmedizin unterhalten, die ihre Patienten bei doppeltem Bandscheibenvorfall nicht zum operieren schicken, weil die Operationen wie sie mir mitteilten nichts bringen würden. Sie schicken die Leute in das Kieser Studio zum Muskelaufbau. Könnte man dies beim Hund genauso umsetzen?
Wobei der Bandscheibenvorfall beim Menschen ja eigentlich noch schwerwiegender ist, weil der Mensch als hydrostatische Säule auf zwei Beinen steht. Der Hund steht ja auf vier Beinen und dadurch mehr kompensieren kann. Läuft dies nicht parallel?
In den sozialen Netzwerken kann man beobachten, wie die Leute mit einer OP nach einem Bandscheibenvorfall hausieren gehen, als ob sie einen Preis gewonnen hätten und diese anderen wie warme Semmeln empfehlen. Sind sich die Leute eigentlich darüber bewusst was dies für eine schwerwiegende und gefährliche Operation dies ist? Warum macht man in der Veterinärmedizin die gleichen Fehler wie in der Humanmedizin?
Jutta Ziegler: Gute Frage! Aber das ist ganz einfach eine Geldfrage. Die Leute sehen den medizinischen Fortschritt der Chirurgie und was in der Veterinärmedizin inzwischen alles möglich ist und lassen die Hunde dann operieren. Aber ein Bandscheibenvorfall ist nur dann operabel, wenn wirklich eine Lähmung vorliegt. Das ist aber ein so kleiner Prozentsatz, vielleicht 2- 3 % gehören operiert, alle anderen Fälle die noch stehen können kann man anders behandeln. Ich habe auch schon Fälle zu einem Chirurgen geschickt, weil ich die nicht mehr hinbekommen habe, aber in den letzten 20 Jahren waren dies glaube ich zwei.
Hounds & People: Gibt es bei Hunden nicht auch eine Rasse-Disposition als Ursache warum diese Bandscheibenvorfälle vermehrt auftreten? Ich habe den Eindruck in der Tiermedizin findet ein Durchschleusprogramm nach Ärzte-”Empfehlung”, mit Fangprämien, ähnlich wie in der Humanmedizin statt.
Eine der Hauptargumente für die enorme Operationsbereitschaft bei bestimmten Tierbesitzern ist, dass es bei bestimmten Rassen eine genetische Disposition gäbe und deshalb operiert werden müsse. Ein riesen großer Markt für bestimmte Tierärzte sind inzwischen diese kranken, französischen Bulldoggen – die wie am Fließband operiert werden. Also, um so mehr kranke Hunde, um so mehr lukrative Operationen.
Jutta Ziegler: Das ist einfach eine Tierquälerei und gehört verboten! Die Möpse werden inzwischen zurückgezüchtet.
Ich spreche eigentlich hier von allen genetischen Merkmalen, die durch eine komplette Fehl-, und Qualzucht entstanden sind. Wenn Sie einen Mops vor hundert Jahren ansehen und was sie aus diesem armen Hund gemacht haben ist einfach unglaublich und gehört verboten. Er wird aber jetzt zurückgezüchtet. Bei den Bulldoggen ist es auch nicht viel anders, Tierquälerei und gehört verboten.
Das natürlich aufgrund dieser ganzen Fehlzüchtungen, auch die Erkrankungen bei bestimmten Rassen, überhand nehmen ist klar. Ich habe mich schon öfter verweigert, bestimmte chirurgische Eingriffe wegen eines Rassefehlers vorzunehmen. Wie bei einer Zuchtuntersuchung bei einem Hund der zur Zucht absolut ungeeignet war, kaum noch Luft bekam und ständig erkranke. Ich habe die Zuchtuntersuchung verweigert weil mit einem solchen Hund nicht gezüchtet werden darf. Mir war klar, dass diese Frau anschließend wo anders hingeht, aber ich kann so etwas nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.
Ich hoffe, dass nun ein Umdenken bei den Züchtern stattfindet und bestimmte Fehlzüchtungen zurückgezüchtet werden, so lange dies noch möglich ist. Schauen Sie sich den deutschen Schäferhund an! Das ist ein Frosch und kein Hunde mehr. Bei dieser Hunderasse ist ein Zurückzüchten aussichtslos. Bei den Bulldoggen ist die ähnlich. So einen Hund operiere ich nicht! Vor allem wenn er dann hinterher auch noch zur Zucht verwendet wird.
Viele Bandscheibenvorfälle sind komplett symptomlos, beim Menschen ja auch. Ich habe selbst zwei Bandscheibenvorfälle und nie Problem mit dem Rücken, dies wurde zufällig festgestellt. Aber beim Hund dies, nachdem ein Bandscheibenvorfall am Röntgenbild festgestellt wird und Probleme macht, sofort operiert. Das ist ja das fatale, dass Hunde, die vollkommen normal laufen und gesund sind, aufgrund einer Diagnose nach einem Röntgenbild operiert werden.
Hounds & People: Bei bestimmten Hundebesitzern wird noch anders argumentiert. Es geht dort nicht um ein Röntgenbild, sondern um ein CT und was das CT sagt, ist die “Wahrheit” und dann muss der Hund operiert werden.
Jutta Ziegler: Aha! Ein CT sagt, dass ein Hund operiert werden muss…?
Hounds & People: Ja! So wird argumentiert. Ich versuchte einmal in einem Gespräch darauf hinzuweisen, dass nicht alles was man auf einem Röntgenbild sieht auch bedeutet, dass Symptome auftreten müssen und der Hund oder der Mensch absolut Beschwerdefrei sein können.
Dies wurde sofort negiert. Vielmehr wird ein CT nicht nur vor der Operation, sondern auch nach der Operation durchgeführt. Als “Beweis” für den guten Arzt, der den Hund operiert hat.
Ich habe Hunde gesehen, die Atemprobleme wegen der Gaumensegel, hatten. Bestimmte Leute die an die Operation glauben, fahren dann zu einem Arzt nach Leipzig und bezahlen hierfür 3.500 €. Bei den Hunden werden vor und nach der OP – CT´s gemacht. Nachdem operiert wurde röchelten die Hunde trotzdem. Als ich nachfragte wie dies sein könnte, bekam ich als Antwort, dass dies nur jetzt gerade der Fall sei. Das CT würde aber genau zeigen, dass richtig und gut operiert wurde. Seit dem wurden mir keine französischen Bulldoggen mehr gezeigt, die dort operiert wurden…
Jutta Ziegler: Da finden “Glaubenskriege” statt. Im Prinzip geht es um Geld. Die Hundebesitzer verteidigen die Operationsmethoden. Das ist in vielen Fällen so. Was dafür die Motivation ist, ist mir auch schleierhaft. Die Leute die zu mir kommen sind ohnehin schon kritisch geworden und hinterfragen, sonst wären sie nicht bei mir.
Hounds & People: Das heißt die haben eine Odysse hinter sich und viel Geld bezahlt?
Jutta Ziegler: Genau, sind aber jetzt schon auf dem Weg der Besserung. Wie gesagt, sonst kämen sie nicht zu mir.
Vielen Dank, Frau Dr. Ziegler für das ausführliche Interview.
Siehe auch:
- Teil I.Pharmaindustrie erfundene Krankheiten das Geschaft mit der Angst Teil
- Teil III. Bleibt ihr Hund durch impfen gesund?
- Tierärzte – Das Geschäft mit der Tierliebe
- Orthopädische Erkrankungen des Hundes
- Tiermedizin: Krankheit statt Gesundheit?
- Buchempfehlung: Totgeimpft, Fehlernährt und Medikamentenvergiftet!
- Mehr Transparenz und Ethik in der Tiermedizin!
Eure Artikel sind wirklich hervorragend und sehr intelligent. Kompliment! Um die Zusammenhänge zwischen Human und Veterinärmedizin zu erkennen, bedarf es viel Know How. Die Beweisführung mit den Videos müsste eigentlich der Dümmste kapieren.
Aber daran habe ich meine Zweifel. Dummheit tut ja bekanntlich nicht weh.
Und deshalb wird sich wie immer in der Geschichte, nichts von unten nach oben, sondern wenn überhaupt, erneut von oben nach unten etwas ändern und der Rest muss dumm sterben. Oder vielleicht in der Erkenntnis, dass er nichts wusste. Aber dies würde ja schon wieder Intelligenz bedeuten..
Macht weiter so! Und der Rest kann sich ja weiterhin verdummen lassen..!
Das war in der Geschichte so und auch in dieser Zeit. Trotz Internet. Auch um das Internet richtig nutzen zu können bedarf es Intelligenz.