Ein Mal wöchentlich bekommt die Referendarin Rebekka Picardi Unterstützung im Klassenzimmer. Die “Hilfslehrer” sind ihre beiden Hunde Leni und Tino die in einer siebten Klasse im Unterricht an der Bismarkschule dabei sind. In ihrer Zulassungsarbeit zum zweiten Staatsexamen verarbeitet die Referendarin die Ergebnisse und Erfahrungen mit den beiden Hunden im Unterricht.
Fest steht aber jetzt schon, daß die Hunde nicht nur das Lernklima verbessern, sondern auch Streitschlichter und Bezugsperson für die Jugendlichen sind. Die Kinder gingen durch die Anwesenheit der Hunde liebevoller miteinander um und verhielten sich auch ruhiger und aufmerksamer im Unterricht. Wie üblich in Deutschland, musste diese innovative Idee und andere Art des Unterrichts natürlich erst einmal von der Schulleitung genehmigt werden. Das dies gelungen ist, verdient allein schon Anerkennung. Denn jeder weiß, wie bürokratisch es in den meisten öffentlichen Schulen zugeht und solch innovative Ideen auch wenn diese im Interesse der Schüler und der Optimierung der Unterrichts dienen, meist auf der Strecke bleiben. Weil Vorschriften strikt eingehalten werden, auch wenn diese zum Nachteil der Kinder sind.
Die Schüler wurden von der Referendarin in ausführlichen Gesprächen über den Umgang mit Hunden auf das Experiment vorbereitet. Hierbei wurde den Jugendlichen schon vorher vermittelt, dass Hunde z.B. beim Fressen nicht gestört werden oder das man Hunde nicht am Schwanz zieht. Auch wie Menschen mit Hunden kommunizieren sollten und sich Hunde durch z.B. ein starres Fixieren durch den Menschen, nicht bedroht fühlen.
Zunächst dürfen die Hunde bis Weihnachten mit ins Klassenzimmer kommen. Die Schüler hätten aber schon jetzt die „Hilfslehrer“ gerne mehrmals in der Woche in ihrem Unterricht. Deshalb überlegt Frau Picardi das Experiment zu verlängern. Gerade in solchen Projekten könnte bewiesen werden wie ernst es Ministerien und Rektoren damit ist unser marodes Schulsystem tatsächlich zu reformieren. Hierzu kann man der Referendarin nur viel Erfolg wünschen.
Bundesweit werden mittlerweile an 90 Schulen Hunde als Hilfslehrer mit großem Erfolg eingesetzt. Solche Experimente sind in Deutschland zwar ein „Tropfen auf den heissen Stein“, aber immerhin ein Anfang. Bereits vor 40 Jahren wurde in den USA damit begonnen Tiere als Co-Therapeuten einzusetzen. Damals stellte ein Psychotherapeut fest, daß selbst psychisch kranke Kinder viel besser ansprechbar waren, wenn ein Hund dabei war. Seit dem wird weltweit auf dem Gebiet der tiergeschützten Thearpie geforscht und mittlerweile auch – seit ein paar Jahren – in Deutschland, Tiere als Co-Therapeuten eingesetzt.
Schon längst ist bewiesen, was Tiere bei Kindern nicht nur im Unterricht bewirken können. Ein Hund interessiert sich nur für das Kind und nicht dafür, ob dieses Kind ein guter oder schlechter Schüler ist. Sie stellen keine Bedingungen und haben keine Erwartungen. Einen Hund interessiert es nicht, ob ein Kind Einzelgänger ist und keine Freunde hat oder ob er der Rambo in der Klasse ist und rauft. Hunde akzeptieren Kinder so wie sie sind. Introvertierte oder ängstliche Kinder trauen sich in Anwesenheit eines Hundes aus ihrer Isolierung und andere die eher reizbar sind, werden gelassener. Aber auch Kindern mit Schulängsten, können Hunde helfen und dafür sorgen, daß sie in der Schule andere, positive Erfahrungen machen und die Motivation steigern in die Schule zu gehen. Auch Kinder mit Bindungsproblemen erfahren durch den Hund Zuwendung und Liebe ohne Bedingungen. Kinder sind ähnlich sensibel wie Hunde und spüren, daß der Hund sie mag wie sie sind, ohne dafür etwas dafür tun zu müssen. Hierdurch wird der Unterricht dann auch entspannter und die Aufmerksamkeit der Kinder verbessert sich.
Nicht jeder Hund eignet sich als „Hilfslehrer“. Sie müssen Kinder nicht nur mögen und kennen, sondern es auch gerne haben, wenn sie von 30 Kinderhänden auf einmal gestreichelt werden.
Nach Erscheinen des Zeitungsartikels wurde das Projekt vom Schulamt abgesagt.