Jedem Hundebesitzer kann es passieren, dass sich sein Hund verletzt oder akut krank wird.
Viele Tiere hätten eine bessere Überlebenschance und könnten in der Notfallambulanz schneller behandelt werden, wenn der Hund “Erste-Hilfe” erhalten hätte und wenn der Besitzer bei einem Notfall wichtige Fragen beantworten könnte.
Wer eine Krankheit erkennt kann auch schneller handeln und helfen!
Jede Minute zählt!
Um einen schnelle Diagnose erstellen zu können, kann es lebenswichtig sein, wenn die Hundebesitzer in der Notfallambulanz oder beim Tierarzt sofort wichtige Fragen beantworten könnten. Hierdurch können unnötige Untersuchungen vermieden werden, eine schnelle Diagnose erstellt und damit schneller gehandelt werden können. Lebenswichtige Zeit könnte gespart werden, die das Leben des Tieres retten kann.
Wir haben Ihnen die wichtigsten Notfallmaßnahmen und Verhaltensregeln zusammengestellt.
Das Wichtigste um einem verletztem Tier zu helfen.
Grundsatz
- Ruhe bewahren (Nervosität und Hektik überträgt sich auf das Tier)
- Überlegt Handeln
- Schnell entscheiden
- Notrufnummer griffbereit halten
Wichtige Telefonnummern bitte bei SOS entnehmen! Uni Kliniken etc.
Giftnotrufnummern
- Berlin: 030/1 92 40
- Wien (A): 01 – 4064343
- Zürich (CH): 01 – 2516666
Situation einschätzen:
- Ist das Tier bei Bewußtsein?
- Blutet das Tier oder befindet sich Blut am Boden?
- Sind Wunden oder Knochenbrüche sichtbar?
- Atmet das Tier normal oder schwer, zu schnell, zu flach oder gar nicht?
Untersuchung:
ABC – Schema:
- A irways (= obere Luftwege, incl. Maulhöhle, Zunge)
- B reathing (= Atmung)
- C irculation (= Kreislauf)
Kreislauf überprüfen: Puls, Atmung, Farbe der Schleimhäute
> dient der Sicherung der Vitalfunktionen
- Kann das Tier stehen oder laufen?
- Blutet das Tier? Wenn ja: wo und wie stark?
- Sind bereits äußerlich Knochenbrüche feststellbar?
- Hat das Tier Schmerzen oder steht es unter Schock?
Anmerkung: Lebensbedrohliche Zustände, wie Atemstillstand, schwere Blutungen, Schock, immer zuerst behandeln!
Eine offene Wunde oder ein gebrochenes Bein sind zwar schmerzhaft, aber nicht lebensbedrohlich!
Selbstschutz, Pulskontrolle, Schock
Selbstschutz bei stark schmerzhaften Verletzungen oder Krankheiten
- Ruhige Vorgehensweise, keine Hektik verbreiten! Hektik und Panik übertragen sich auf den Hund!
- Beruhigend mit dem Hund sprechen, dann vorsichtig versuchen ihn zu streicheln wenn nötig: Kopf fixieren.
- Auch der gutmütigste Hund kann bei starken Schmerzen oder Schock seinen Besitzer beißen!!
- Wenn alles nichts hilft und die Gefahr besteht, bei nötigen Manipulationen am Hund, gebissen zu werden: Schnauze zubinden (mit elastischer Binde, Krawatte, Gürtel, Leine, nicht mit einschneidendem Material)!
Pulskontrolle
- Der Puls des Hundes liegt in der Regel bei 70-160 Schlägen pro Minute.
- Bei Welpen kann die Pulsfrequenz durchaus bis 220 pro Minute betragen.
- Auch hier ist eine sporadische Pulskontrolle Voraussetzung für eine konkrete Pulsbestimmung im Krankheitsfall.
- Hierbei sollten Sie den Puls in Ruhe, nach Bewegung, in Aufregung etc. messen um den normalen Puls ihres Hundes zu kennen.
- Falls Sie Unregelmäßigkeiten im Pulsschlag feststellen – dies ist im Gegensatz zum Menschen beim Hund durchaus normal.
- Legen Sie ihren Hund auf die Seite und legen Sie ihre Finger auf die Innenseite des Oberschenkels direkt unterhalb des Hüftgelenks.
- Tasten Sie solange bis Sie die Arterie gefunden haben (fühlt sich wie eine dicke Sehne an). Zählen Sie 15 Sekunden lang den Puls ihres Hundes und multiplizieren Sie das Ergebnis mit 4
SCHOCK = (Kreislaufzentralisation)
- bei allen Notfällen: immer zuerst auf Schocksymptome achten, bei Schockgefahr sofort zum Tierarzt, Lebensgefahr!!
Symptome
- Porzellanweiße Schleimhäute: Mundschleimhaut, Bindehaut
- KFZ (Kapillarfüllungszeit, durch Druck aufs Zahnfleisch bestimmen): länger als 2 sec.
- Hund fühlt sich kalt an
- Atmung beschleunigt Puls schnell, pochend, später schwächer, schließlich unfühlbar (normaler Puls: kleiner Hund 100 – 120, großer Hund 80 – 100)
- zunehmend gestörtes Allgemeinbefinden
Massnahmen
- Hund braucht Ruhe! Jede Hektik und Streß vermeiden!
- Sofort zum Tierarzt. akute Lebensgefahr!
- Warmhalten: Decke. Wärmflasche, aber nicht überhitzen.
- Lagerung: Seitenlage, wenn möglich rechte Seitenlage (Herz oben).
- Atemwege freihalten, vor allem bei Erbrechen, leichte Kopftiefhaltung.
- Stoppen von Blutungen
Vergiftungen
Bei dem Verdacht von Vergiftungen sind folgende Fragen zu beantworten:
- Was wurde gefüttert/gefressen?
- Hatte das erkrankte Tier Zugang zu giftigen Pflanzen (siehe Giftpflanzen-Datenbank)?
- Hatte das Tier Zugang zu Insektiziden (Gifte zur Abtötung von Insekten in der Landwirtschaft, Privatgärten),
- Rodentiziden (Gifte zur Bekämpfung von Nagetieren),
- Herbiziden (Unkrautbekämpfungsmittel) oder wurde in seinem Aufenthaltsbereich oder der näheren Umgebung eine Schädlings- oder Unkrautbekämpfung durchgeführt?
- Wurde der Hund in letzter Zeit einer Ekto- oder Endoparasitenbehandlung unterzogen?
- Wurden Medikamente verabreicht?
- Wurde in der Umgebung des Tieres etwas verändert (Bauarbeiten im Haus oder Garten, neue Einrichtungen, neue Hundedecke)?
Wenn sicher ist, dass der Hund einem Giftstoff ausgesetzt war, muss folgendes geklärt werden:
- Welcher Giftstoff?
- Auf welchem Weg wurde das Gift aufgenommen (oral, perkutan (über die Haut), inhaliert)?
- Wieviel wurde aufgenommen?
- Wann wurde das Gift aufgenommen?
- Wie häufig wurde das Gift aufgenommen?
Falls eine oder mehrere Fragen zutreffen, sofort zum Tierarzt und vermutete Ursachen für die Vergiftung – wenn vorhanden – unbedingt mitbringen!
Schockbehandlung!
Weitere Giftaufnahme verhindern:
- z. B. bei Gift auf Haut oder Fell: waschen, ggf. scheren, das Waschmittel richtet sich nach der Art des Giftes wichtig: fettlösliche Gifte nicht mit resorbierbaren sondern mit nicht resorbierbaren Ölen entfernen (z.B. Paraffinöl) oder mit Shampoo oder Seife
- reichliche Trinkwasseraufnahme: erhoffter Verdünnungseffekt
- nach oraler Giftaufnahme: eine Entfernung des Giftes durch Erbrechen oder Magenspülung ist nur bis max. 2 Stunden nach der Giftaufnahme möglich
Giftadsorption aus Magen und Darm:
- Aktivkohle: 1 EßIöffel/10 kg in 100 -200 ml Wasser oral eingeben, nach 30 min ein Abführmittel oral eingeben, Glaubersalz (1g/kg) oder Paraffinöl { 10 -100 ml je nach Größe des Hundes)
- bei fettlöslichen Giften: Paraffinöl keine resorbierbaren Fette, keine Milch!
- bei Vergiftungen oder Verätzungen mit Säuren oder Laugen: Mundhöhle oder betroffenes Fell mit viel Wasser ausspülen!
Symptome der Cumarinvergiftung (Rattengift):
- Wirkung: Hemmung der Blutgerinnung
- Blutiger Urin, blutiger oder schwarzer Kot, blutiges Erbrechen, Blutungen unter der Haut
- Blutunterlaufene Augen, blutige Schleimhäute, Nasenbluten, innere Blutungen
- Symptome des Blutmangels: Schwäche, Taumeln, blasse Schleimhäute, schnelle Atmung, schneller Puls
- Symptome der Gerinnungsstörungen erst nach 2 -7 Tagen!
Eine Haus-, und Reiseapotheke sollte sich zur Notfallversorgung in jedem Haushalt befinden und folgendes enthalten:
- Notfalltropfen (“Bach®blüten RESCUE®-Tropfen”)
- Wund-Desinfektionsmittel z.B. Octenisept, Betaisosonna oder anderes nicht brennendes!
- Wundversorgung z.B. Leukase Kegel
- 0,9 % Kochsalzlösung (Apotheke/zum Spülen der Augen bei Verletzungen)
- gereizte Augenschleimhäute/Konjunktivitis Euphrasia, Berberil oder Tierarzt
- Elektolytpaste (Tierarzt/Kreislaufstabilisierung)
- Kohletabletten bzw. Podophyllum peltatum D4 Kügelchen (Apotheke/Durchfall)
- Fieberthermometer
- steriler abgepackter Mull für die Wundversorgung
- Brandwundenpäckchen
- Watte
- Pfotenverband/selbsthaftende elastische Binden
- elastische Binde
- 2 Mullbinden
- Dreiecktuch
- breites Silkoplast/Leukoplast
- Schere mit abgerundeten Spitzen
- Pinzette
- Vaseline (Apotheke)
- Pfotenschutzemulsion
- Pfotenschutz
- Zeckenzange
Weitere Informationen zu Erste-Hilfe!
- Hundekrankheiten
- Vergiftungen durch Pflanzen
- Vergiftungen durch Schneckenkorn
- Vergiftungen durch Frostschutzmittel
Copy right by Hounds & People, mit freundlicher Unterstützung der Europa-Apotheke.
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