Riace ist ein kleines Dorf in Kalabrien, Italien, das zeigt wie Europa auch sein könnte und wie Flüchtlinge verlassenen Dörfern zu neuem Leben verhelfen.
Damals lebten dort nur noch 500 Einwohner und der Ort glich immer mehr einer Geisterstadt. Die ersten Einwohner waren auf der Suche nach Arbeit in den 70er Jahren weggezogen, es folgten immer mehr. Dann die Schließung von Geschäften, der einzigen Bar im Ort und als letztes die Schule.
Als 1998 der endgültige Untergang des Ortes drohte, kamen mit dem Boot 218 Flüchtlinge an – die niemand wollte. Bürgermeister Domenico Lucano nahm sie auf und erklärte Riace zur Heimat der Flüchtlinge. Sie haben Riace zu neuem Leben verholfen.
Domenico Lucano gründete eine gemeinnützige Organisation Città Futura und startete ein Experiment über interkulturelles Zusammenleben.
Jeder von den Leuten die eingetroffen waren, hatte eine eigene Geschichte. Erlebnisse von der Flucht, die Hoffnung und das Vertrauen in die Menschen hatten sie verloren. Domenico Lucano lernte von den Menschen die alles verlassen haben, weil sie vor Krieg, Verfolgung und Folter geflohen sind. Die Flüchtlinge kommen mit der Vorstellungen nach Europa, die wir früher von Kalifornien, Amerika, den Vereinigten Staaten hatten. Das sich die Tore öffnen würden, mit der Hoffnung auf ein besseres Leben und sie eine Existenz in Frieden finden, so der Bürgermeister von Riace.
In Lampedusa gibt es ein symbolisches Eingangstor, es heißt das “Europator”. Das Mittelmeer ist ein Ort an dem sich seit der Antike Kulturen begegen, um Handel zu betreiben. In den letzten 20 Jahren wurde das Mittelmeer aber ein Ort des Sterbens, der Unterdrückung, der Zurückweisung – ein Friedhof.
Domenico Lucano und die Einwohner in Riace fühlen sich aber mit der antiken griechischen Kultur, den universellen Werten, die ihre Kultur, Sprache und Erziehung beeinflussten, verbunden. Dies repräsentiere eine andere Idee, nach der die Menschen nicht in Grenzen, auch unter schwierigen Bedingungen, leben müssen. Er habe eigentlich nur etwas umgesetzt, dass ganz normal und selbstverständlich ist.
In Riace wurde ein Tor errichtet, das nach Lampedusa, das Tor von Riace darstellt. Die Reise derjenigen die in Italien eingetroffen sind, führte zuvor nach Lampedusa.
Die kalabrische Regierung versuchte ihn zu boykottieren und die Unterstützung, das Geld für ein Jahr, gestoppt. Daraufhin trat der Bürgermeister von Riace 6 Tage in den Hungerstreik und bekam die Unterstützung.
Bis heute leben ca. 600 Flüchtlinge mit ihren Kindern aus Kurdistan, Palästina, Afghanistan, Äthiopien, Eritrea, Somalia und ist Normalität in dem italienischen Dorf geworden.
Inzwischen gibt es in Riace eine Schokoladenmanufaktur, eine Keramik und Glasmanufaktur, ertragreiche Ernten, vier Holzwerkstätte, eine Weberei, ein Markt für Riace-Währung und eine Müllabfuhr.
Die Flüchtlinge wohnen in den vorher leer stehenden Häusern umsonst. Essen und Strom ist ebenfalls gratis. Als Gegenleistung arbeiten die Vertriebenen. Die Frauen fertigen Kunsthandwerk und Handarbeiten. Die Männer renovieren Häuser und bauen sie zu Ferienwohnungen um, die an Touristen vermietet werden. Eine Win-Win-Situation für alle.
Riace zeigt wie es in Europa sein könnte und wie Geisterstädte, denen die jungen Leute davon liefen, durch Flüchtlinge wieder beginnen zu leben.
Der Verein in Riace kann langfristig aber nicht allen Flüchtlingen helfen. Sie ziehen weiter, weil es für sie dort langfristig keine Arbeit gibt.
Wim Wenders drehte über diesen besonderen Ort in Kalabrien den Kurzfilm “Il Volvo” der 2010 in Rom Premiere hatte, leider nicht verliehen wurde und vor allem heute sehenswert wäre.
Riace heute
Il Volvo – Wim Wenders
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