Mit dem Blauen Engel von Josef von Sternberg hatte die Dietrich ihren Durchbruch und ging mit ihm Anfang der 1930er Jahre in die USA.
Nachdem Marlene Dietrich in den USA erfuhr wie es jüdischen Künstlern in Deutschland erging, die Nazis hatten inzwischen die Macht ergriffen, der Opernsänger Richard Tauber wurde von den Nazis auf der Strasse zusammengeschlagen, beschloss sie nicht nach Deutschland zurückzukehren.
Ihren ersten Farbfilm “Der Garten Allahs” machte die Dietrich 1936 bei Paramount, für den unabhängigen Produzenten David O. Selznick wofür sie 200.000 Dollar erhielt. Bei Paramount wurde sie die Antwort auf Greta Garbo, die bei Metro-Goldwyn-Mayer unter Vertrag stand. Für den Film “Knight Without Armor” aus dem Jahr 1937, eine Produktion von Alexander Korda in Großbritannien, erhielt sie 450.000 Dollar und gehörte zu den bestbezahltesten Filmstars. Sie war die erste Schauspielerin in Hollywood die durchsetzte, dass sie an ihren Filmen prozentual beteiligt wurde.
In Deutschland liefen die Filme mit Marlene Dietrich noch, Propaganda-Minister Göbbels brauchte ein Aushängeschild und versuchte die Dietrich dazu zu bewegen, nach Deutschland zurückzukommen. Während der Dreharbeiten in London nahmen die Nazis Kontakt zu ihr auf und boten ihr lukrative Filmverträge an, wenn sie sich dazu bereit erklären würde, als berühmtester Filmstar für das Dritte Reich, nach Deutschland zurückzukehren.
Die Dietrich hasste die Nazis, die sie, und alle Mitläufer, als Verbrecherbande bezeichnete, wozu auch viele Schauspieler gehörten die für die Nazis arbeiteten. Sie lehnte die Angebote der Nazis konsequent ab, beantragte 1937 die amerikanische Staatsbürgerschaft, legte die deutsche Staatsbürgerschaft ab und wurde am 9. Juni 1939 US-Amerikanerin.
Marlene Dietrich war die einzige nichtjüdische deutsche Schauspielerin, die sich auch öffentlich gegen die Nazis aussprach.
Die Dietrich war für ihre humanitären Bemühungen während des Krieges bekannt. Sie beherbergte deutsche und französische Exilanten, bot finanzielle Unterstützung an und trat sogar für ihre amerikanische Staatsbürgerschaft ein.
Während des Zweiten Weltkriegs ging Marlene Dietrich in die US-Armee, betreute amerikanische Truppen, sang für Soldaten und besuchte Verwundete in den Lazaretten. Mit der amerikanischen Armee kam sie zum ersten Mal wieder nach Deutschland. Präsident Harry S. Truman verlieh Marlene Dietrich 1947 die US-Freiheitsmedaille.
Für ihre Arbeit zur Verbesserung der Moral an der Front während des Krieges erhielt sie mehrere Ehrungen aus den Vereinigten Staaten, Frankreich , Belgien und Israel. Im Jahr 1999 nannte das American Film Institute die Dietrich als den neuntgrössten weiblichen Star des klassischen Hollywood-Kinos .
Marlene Dietrich wurde ein Weltstar und feierte internationale Erfolge. Ihre Popularität behielt sie bis in die 1980er Jahre, nachdem sie sich ständig neu erfand. In Deutschland wäre dies, wo bis heute jeder in eine Schublade gesteckt wird, ebenfalls unmöglich gewesen.
Die Deutschen verachteten sie, auch noch Jahrzehnte nach Kriegsende und bezeichneten sie als „Vaterlandsverräterin“. Ein heute inzwischen wieder übliches Verhalten in Deutschland, jedem gegenüber der sich gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit stellt, politische Misstände kritisiert, nicht bedingungslos, opportunistisch im mittelmäßigen Kollektiv “mit schwimmt”, sich in keine Schublade stecken lässt oder einfach besser ist.
Die Dietrich kam deshalb nie mehr nach Deutschland zurück, sondern lebte bis zu ihrem Tod am 6. Mai 1992, in Paris, Frankreich.
Heute schmückt man sich in Deutschland mit der Dietrich als Stil-Ikone und heuchelt “eine von uns” – eine Deutsche als Weltstar. Peinlich und posthum, wie auch bei vielen anderen die Deutschland verließen und im Ausland erfolgreich wurden, nachdem sie im eigenen Land ignoriert, boykottiert, missgünstig verachtet oder politisch verfolgt wurden.
Die Dietrich würde diese Heuchelei heute, auch gegenüber einer bestimmten deutschen Presse, nicht nur widerlich finden – es wäre ihr gleichgültig was die Deutschen schreiben und denken….
Astrid Ebenhoch ist Journalistin und Herausgeberin von Hounds & People.
Siehe auch:
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Arte: Der blaue Engel
Sie war eine der großen Stil-Ikonen des 20. Jahrhunderts: Marlene Dietrich. In einem ungewöhnlichen TV-Experiment schlüpft Schauspielerin Susanne Rader in die Rolle der Marlene Dietrich und ist zu Gast in den ORF III Künstlergesprächen bei Peter Fässlacher. Das Interview basiert ausschließlich auf Originalzitaten des Hollywoodstars, in dem Dietrich über ihre Kindheit, ihre Karriere und den Krieg spricht.
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