Migranten sind als Vorbilder in der Gesellschaft fast unsichtbar. Nicht, weil es sie nicht gibt (wie uns die ganzen rechten Spinner vormachen wollen), sondern weil sie immer noch von der Medienlandschaft ignoriert werden.
Das ändert sich gerade, aber immer noch viel zu zaghaft.
Das Alman-Taxi diesmal in Berlin will diesen Prozess beschleunigen: Heute zu Gast: Dr. Karamba Diaby, Bundestagsabgeordneter und promovierter Chemiker.
Der Umgang und Ton in der Gesellschaft sei aggressiver geworden, wie auch im Bundestag und den Landtagen.
Der Ton in den Debatten im Bundestag sei in den letzten drei Jahren in den Gremien rau geworden, vor allem der Ton einer “bestimmten” Fraktion sei sehr herabwürdigungend, verletzend und erniedrigend vor allem gegenüber Minderheiten, so der Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby. Das sei nicht nur im Bundestag so, sondern auch in den Landtagen und sollte von der Bevölkerung ernst genommen werden, die sich fragen sollte ob sie das will und in einem solchen Land leben möchte.
Die politische Auseinandersetztung im Bundestag würde sich nicht mehr auf die Sache beschränken, sondern offenbar durch die AfD Menschengruppen und Minderheiten diskriminieren, solche Redebeiträge (von den Rechtsextremen) seien aber von der Meinungsfreiheit gedeckt und würden im Bundestag zugelassen. Das Grundgesetz wie Art. 1 “die Würde des Menschen ist unantastbar” würde ignoriert.
Es sei nicht nur Aufgabe der Politik, sondern auch der Bevölkerung, der Gesamtgesellschaft, der Wähler und Wählerinnen, genau hinzuhören und sich zu fragen, ob sie das wollen und in einem solchen Land leben wollen.
Zu seinem Werdegang sagte Karamba Diaby, es sei ein harter Wettbewerb und demokratischer Weg in der SPD gewesen, für den Bundestag nominiert zu werden.
Es sei ein Armutszeugnis, wenn es als eine Besonderheit angesehen würde oder eine Senstation sei, dass so eine Person wie er im Bundestag ist.
Fakt sei vielmehr, dass mehr als 25 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund hat. Viele die dies nicht wahrhaben wollen, seien in der Realität nicht angekommen und hätten immer noch nicht begriffen, dass es in Deutschland seit Jahrzehnten diese Vielfalt gibt.
Es gäbe inzwischen ein gesamtgesellschaftliches Problem mit Rechtsextremismus.
Auf die Frage ob es Racial Profiling bei der Polizei gäbe antwortete Karamba Diaby, er sein in einem Zug mit einem anderen Schwarzen, den er nicht kannte, nachdem beide aus dem Zug ausgestiegen waren am Bahnhof angehalten und kontrolliert worden, vor seinen über ca. hundert Mitpendlern die ebenfalls jeden Morgen seit Jahren mit ihm in dem Zug fahren. Nachdem er drei unterschiedliche Ausweise gezeigt habe, hätten die Polizeibeamten gesagt, “Mit den Papieren, die er da in der Hand hat, lassen wir ihn mal laufen.” Grund für die Kontrolle habe es keine gegeben. Es seien nur er und der andere Schwarze kontrolliert worden.
Er hätte daraufhin die Polizeigewerkschaft über den Vorfall informiert. Konsequenzen hätte es keine gegeben. Von einer Anzeige sah er ab. Das Verhalten und die Äusserungen von Horst Seehofer zu Racial Profiling bei der Polizei könne er nicht verstehen.
Es sei sehr wichtig sich für diese offene Gesellschaft zu engagieren, um zu verhindern, dass weiter Hass und Hetze verbreitet und die Gesellschaft weiter gespalten würde.
Er möchte junge Leute ermutigen sich zu engagieren und weiter zu machen.
Michel Abdollahi ist iranisch-deutscher Journalist, Moderator und Reporter beim NDR.