Dieter Bohlen fragte beim Supertalent die fünfjährige Melissa Malandrino, woher sie denn stamme.
Die Antwort: „Aus Herne“. Damit gibt sich Bohlen aber nicht zufrieden, er hakt nach, ob „Mama oder Papa“ von den Philippinen kämen. Nein, sagt Melissa, „aus Herne“.
Bohlen gibt immer noch nicht auf: „Wo kommt ihr her? Aus welchem Land?“ Melissa sagt: „Ich weiß es nicht.“ Darüber wird jetzt in den sozialen Netzwerken diskutiert.
Meine Meinung: Es ist nicht schlimm, jemanden zu fragen, woher er oder sie kommt. Es wäre aber schön im Kopf zu haben, dass die Person das vielleicht nicht mehr hören kann. Es ist nicht so, dass stets der/die Gefragte Feingespür zeigen muss, es kann genauso auch andersrum erwartet werden.
Ich kann nicht verstehen warum wir immer herausfinden wollen, wo jemand seine Heimat hat.
Ich war neulich bei einer Diskussionsrunde und es ging wieder einmal darum, warum einige Menschen keine Lust haben auf die Frage: Entschuldigen Sie, “wo kommen Sie eigentlich her?” zu antworten.
Es gab viele Menschen die der Meinung waren, man solle dies doch aushalten. Es sei ja nicht schlimm, Es sei doch schön zu wissen wo die eigenen Wurzeln sind. Ausserdem sei es ja nur Neigier.
Ich habe dann gefragt was mit jemanden sei, der zwar ausländisch aussehe aber hier geboren ist?
Da kommen die Eltern doch woanders her und das wolle man doch nur erfragen, hieß es. Reine Neugier!
Was ist wenn die Eltere auch hier geboren sind, habe ich gefragt. Da kommen doch die Großeltern woanders her und das wolle man doch nur erfragen. Reine Neigier!
Was ist, wenn die Großeltern auch hier geboren sind, habe ich gefragt.
Irgendwann hat mein Gegenüber dann aufgegeben und sagte, “das ist doch ein schöner Einstieg in ein Gespräch”.
Nein! Ist es nicht! Ich kann nicht verstehen, warum wir immer wieder herausfinden wollen, wo jemande seine Heimat hat. Das ist nicht wichtig!
Man kann viel schönere Dinge über einen Menschen herausfinden. Stattdessen immer wieder: Heimat!
Wo kommst Du her? Wie ist es für Dich? Fühlst Du Dich fremd? Was ist eigentlich der Plural für Heimat?
Es ist ja nicht schlimm, jemanden zu fragen woher er oder sie herkommt.
Es wäre aber schön im Kopf zu haben, dass die Person das vielleicht nicht mehr hören kann und durch die Frage immer das Gefühl hat ausgegrenzt zu werden.
Obwohl es vielleicht nicht so gemeint war sondern wirkliche Neugierde.
Es reicht mir völlig aus, dass wir ein Heimatministerium haben, das uns den Begriff Heimat definiert. Jederzeit wenn wir es wissen wollen.
Aber wer es dennoch ganz genau auch von mir wissen will:
Heimat ist da wo mein Zuhause ist und Zuhause ist, wo mein Bett steht! Und das steht zufällig in Hamburg!
Michel Abdollahi ist iranisch-deutscher Journalist, Moderator und Reporter beim NDR.
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