Liebe Leute, dieses Video ist mir sehr wichtig, weil ich nicht mehr möchte, dass Rassismus und Fremdenfeindlichkeit unkommentiert bleiben. Ich möchte, dass es nachkommende Generationen besser haben.
Ich bitte euch, es bis zum Ende anzuschauen und mir eure Meinung zu sagen.
Wie ich feststellen musste, wissen viele Menschen noch nicht, worum es im Skandal um die WDR-Sendung #dieletzteinstanz geht.
Auf vielfachen Wunsch haben wir das mal für euch aufgearbeitet und die ganze Katastrophe zusammengefasst.
Es ist nicht hinnehmbar, dass der WDR jetzt die gleiche Taktik fährt, wie die Rassisten: Erst etwas provozieren, dann zurückrudern.
Die Protagoinst*innen wussten genau, was sie da sagen. Es kann mir keiner erzählen, dass man 2021 immer noch so wenig Sensibilität an den Tag legt und nicht wusste, was man da macht. Jetzt, wo der Scheiß aufgeflogen ist, will man sich distanzieren und versuchen „alles besser zu machen“. Das glaubt ihr doch selbst nicht.
Es entsteht der Eindruck, man wolle den Skandal um #dieletzteinstanz aussitzen. Ein weiter so kann und darf es aber nicht geben. Es muss Haltung gezeigt werden. Es müssen Konsequenzen her. Dafür waren diese Sendung und die Aussagen darin zu heftig.
Es geht hierbei nicht um die Talkgäste, es geht um Strukturen, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nichts zu suchen haben. Der WDR kann nicht wegen der Umweltsau-Geschichte vor dem rechten Mob einknicken, bei dem aktuellen Skandal aber mit einem Tweet auf Twitter kurz sorry sagen und davonkommen. Wir Anständigen müssen den Diskurs vorgeben, nicht die rechten Empörer.
Es muss aufhören, dass Menschen mit Migrationshintergrund weiter um ihre Gleichberechtigung, medial als auch gesellschaftlich, kämpfen müssen. Die fadenscheinigen Statements des WDR lassen einen sprachlos zurück.
Ich bitte euch, setzt ein Zeichen, steht auf und zeigt, dass Migrant*innen nicht Menschen 2. Klasse sind.
Bitte lasst uns gemeinsam am selben Strang ziehen, für ein Deutschland, dass die Rechte aller Bürger*innen gleichermaßen schützt. Was da im WDR passiert ist, ist sinnbildlich für die Zeit, in der wir leben.
Ich wünsche mir vom ÖRR Haltung zu zeigen und den Journalist*innen und Mitarbeiter*innen, die dort jeden Tag neutrale und hervorragende Arbeit leisten, den Rücken zu stärken. Ansonsten wird das Vertrauen, zumindest bei mir, nicht wiederzuherstellen sein.
Migrant*innen sind Teil dieser Gesellschaft, bitte nehmt sie auch so wahr. Menschen anderer Hautfarbe wurden lange genug herabgewürdigt, das muss aufhören.
Wenn jemand glaubt, dass das jetzt demnächst aufhört, dann muss ich leider enttäuschen.
Solange sich der WDR nicht äußert, gebe ich nicht auf. Tom Buhrow muss sich an seiner völlig überzogenen Reaktion nach dem „Umweltsau-Skandal“ messen lassen.
Wir Migrant*innen akzeptieren es nicht, nach dem Kniefall vor Rechtsradikalen und konservativen Politiker*innen, mit einem Tweet abgespeist zu werden.
Also Herr Buhrow, Sie werden das hier nicht aussitzen können. Ebenso wenig die Redaktion dieser unsäglichen Sendung, die sich bisher hätte äußern können, aber lieber schweigt. Redaktionen entscheiden über Fragen und Themen. Allein der Trailer der Sendung zeigt, dass das alles nicht ungewollt war.
Gefühlt jeder Mensch in diesem Land hat sich dazu geäußert. Zwei Talkgäste haben sich entschuldigt:
Kunze malte ein Herz auf Instagram, Beisenherz twitterte Sorry.
Gottschalk sollte man meiner Meinung nach aus dem Fernsehen verbannen.
Sich außerdem zwei Monate später auf Druck der Öffentlichkeit für etwas zu entschuldigen zeigt auch, dass man das ohne Druck nicht gemacht hatte, ergo: Eigentlich alles paletti, was da passiert ist.
Motsi Mabuse hat drei Tage lang nicht geschlafen, wie sie sehr emotional auf Instagram sagte. Diese Frau hätte in der Runde sitzen müssen. Selbst der Ex-Bachelor Sebastian Pannek hat deutlicher und souveräner Stellung bezogen als jeder einzelne Gast der Runde.
Wer schweigt weiter? Die Verantwortlichen im WDR.
Außer die Unterhaltungschefin mit einigen allgemeingültigen Aussagen, die sie aus ihrem Phrasenbuch für unangenehme Situation abgeschrieben hat. Sie nannte die Sendung „misslungen“. Die Kritik sei “absolut berechtigt” und sie könne sie “sehr gut nachvollziehen”.
Was ist Karin Kuhn für eine Chefin, wenn ihr das bei einem so sensiblen Thema erst ein paar Monate später auffällt, nachdem man sie mit der Brechstange drauf aufmerksam gemacht hat.
Und warum ist die Sendung plötzlich misslungen? Die Sendung war eine Wiederholung! Warum wiederholt man misslungene Sendungen?
Vor dem Shitstorm empfand man die Sendung demnach nicht als misslungen. Hätte sie es nachvollziehen können, dann hätte sie die Sendung vorher unterbunden. Punkt.
Und mal abgesehen davon: Was hat eine Sendung über Rassismus in der Unterhaltung zu suchen? Fragen über Fragen.
Wollt ihr auch ein paar Antworten?
Danke für eure Solidarität. Ich habe tausende Nachrichten in den letzten Tagen bekommen, die viel Mut machen und Hoffnung geben.
Empören allein reicht nicht aus, wir müssen handeln.
Michel Abdollahi ist iranisch-deutscher Journalist, Moderator und Reporter beim NDR.
Here also in english: Racism on public television
Foto: screenshot youtube