Jammern auf hohem Niveau, das sagt man dem deutschen Tierschutz nicht erst seit gestern nach. Doch was ist dran, wenn der deutsche Tierschutz von seinen Nöten berichtet? Nicht besonders viel, wenn es um Einrichtungen geht, die von Kreisen, Städten und Kommunen betrieben werden.
Andere Einrichtungen, meist privat oder von kleinen unscheinbaren Vereinen betrieben, stehen meist von Monat zu Monat vor dem Aus. Ausnahmen bilden hier nur jene Einrichtungen, die von millionenschweren Vereinen mit prominenter Lobby und PR betrieben werden.
Wie aber kommt es zu dieser Kluft?
Viel hängt damit zusammen, dass große Organisationen oder von öffentlicher Hand betriebene Einrichtungen den Blick für das einzelne Tier verloren haben und daher sich nicht selten weigern pflegeintensive, auffällige oder alte Tiere aufzunehmen. Doch auch die sich bundesweit etablierte Verfahrensweise der Fundtierunterbringung treibt kleine private Einrichtungen an den Rand der Insolvenz. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass es gerade diese Einrichtungen sind, die trotz finanzieller Nöte, eine solche Verfahrensweise erst ermöglichen.
Eigentlich müssen Fundsachen sechs Monate „ordnungsgemäß“ verwart werden. Anders sieht es bei Fundtieren aus. Bei Hunden hat sich eine vierwöchige Frist, fast überall, durchgesetzt, bei Katzen wird mancherorts sogar von der Unterbringung, generell abgesehen. Verantwortlich sind anfangs die Kommunen und Städte für die Fundtiere, doch durch geschickte Verträge, entledigen sie sich fast überall nach vier Wochen dieser Verantwortung und übereignen die Tiere der Einrichtung, die diese aufgenommen hat. Die weiteren Kosten bleiben dann an diesen Einrichtungen hängen.
Ebenso verhält es sich mit Tieren, die vom zuständigen Amt beschlagnahmt werden. Wenn der betroffene Halter keine Rechtsmittel einlegt und auch sonst nicht solvent ist, ist man bestrebt, die Tiere so schnell wie möglich zu übereignen. Die kleinen unscheinbaren Vereine und privaten Einrichtungen haben dann nichts Besseres zu tun, als zuzustimmen. Ein folgenschwerer Fehler, wie sich immer wieder zeigt. Immer mehr Einrichtungen geben aus finanziellen Nöten auf und nicht selten werden für die übrig gebliebenen Tiere, keine artgerechten Unterbringungen gefunden. Das wiederum lässt dann auch hier bei uns in Deutschland zu, dass eben diese Tiere eingeschläfert werden.
Die Schlauen unter den Einrichtungen suchen sich die besten Stücke der Tiere raus, eben die, die sich leicht vermitteln lassen. Bei Zuchtauflösungen von Amtswegen, sind meist mehr Plätze vorhanden, als gebraucht würden, während bei animal hoarding Fällen, mit alten, kranken und pflegeintensiven Tieren, der schwarze Peter denen zugeschoben wird, die selbst kaum über die Runden kommen.
Leider ist es soweit gekommen, dass man Tierschutz nicht weiter mit Herz und Aufopferung für die Tiere betreiben kann, denn diejenigen, die nur mit dem Verstand arbeiten, graben echten Tierschützern das Wasser ab und scheren sich nicht um das, was sie durch ihre Geschäftstüchtigkeit, hinterlassen. Seien es die ungewollten Rückläufer aus dem Auslandstierschutz oder einfach nur die Fundtiere und Sicherstellungen alter und pflegeintensiver Tiere aus Deutschland.
Es gibt Kommunen, die nicht einmal über eine Möglichkeit verfügen, ein Tier abzugeben, wenn man es nicht weiter betreuen kann. Dort herrscht der Standpunkt, dass ein Halter selbst zusehen muss, was mit seinem Tier geschieht, wenn er es nicht weiter betreuen kann. Dort gibt es dann manchmal Einrichtungen, die gegen eine Abgabegebühr Tiere annehmen, doch oft auch nur, wenn man sie als gut vermittelbar einstuft.
Alle anderen werden abgelehnt und landen am Ende auf kleinen privaten Plätzen, die heillos überfordert sind und oft über ihre Grenzen hinaus, diese Tiere aufnehmen. Ein Beispiel dazu ist ein kleiner Gnadenhof in der Nähe von Rostock, der kurz vor dem Aus stand und durch die Medien als Fall von animal hoarding ging.
Gerettet wurde dieser Hof einzig durch das Engagement eines wiederum klitzekleinen Vereins, der dafür sorgte, dass die meisten Mängel behoben werden konnten.
Von den Initiatoren der TV-Reportage über animal hoarding kam hier allerdings keine Hilfe, wenn man davon absieht, dass man dieser Frau, die ihr Leben einzig den hilfsbedürftigen Tieren widmet, erklärte, dass sie die Tiere doch besser abgeben solle. Ob sie danach allerdings ebenso liebevolle Betreuung erhalten hätten, lässt sich weder bestätigen, noch widerlegen.
Es zeigt sich allerdings, dass wieder einmal diejenigen, die selbst tagein, tagaus ums Überleben kämpfen, die einzigen sind, die sich um die Tiere kümmern, deren Chancen auf eine Vermittlung gen null gehen.
Doch ist es am Ende vielleicht doch der falsche Weg? Wie heißt es in dem Lied von Georg Herwegh doch so treffend? „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“
Sollten nicht gerade die Kleinen, die Unscheinbaren, sagen Nein, so nicht mehr mit uns? Entweder die, deren Geld scheinbar endlos vorhanden ist, sollen sich kümmern oder wir werden von den tatsächlich Verantwortlichen solange finanziert, wie diese armen Wesen Hilfe brauchen.
Es ist ein schwerer Weg, den diese sich aufopfernden Tierfreunde und Tierschützer gehen müssen, doch nur so ließe sich langfristig etwas ändern. Die Behörden dürfen nicht weiter aus der Pflicht genommen werden, zu lange haben sie sich aus der Verantwortung stehlen können, weil Tierschützer sich um das Wohl der Tiere sorgten.
Doch wenn alle an einem Strang zögen, wäre auf Dauer viel gewonnen. Doch nicht nur Behörden, auch Organisationen, deren Tiere aus dem Ausland kein Zuhause finden konnten, da sie am Ende doch nicht dem entsprachen, was das Internet versprach, müssen weiter in die Verantwortung genommen werden, wenn nötig bis zum Ableben dieser sogenannten Fehlvermittlungen oder Rückläufer.
Wenn allerdings in Zukunft weiter alles auf dem Rücken tierlieber Menschen ausgetragen wird, welche die eigene Existenz aufs Spiel setzen nur, „weil es ja um die Tiere geht“, wird es bald keine Unterbringungsmöglichkeit für diese Tiere mehr geben und auch in Deutschland werden Tötungseinrichtungen entstehen, da niemand mehr der Flut der schwer- und unvermittelbaren Tiere Herr wird.
Also Tierschützer und Vereine, die immer wieder sich derer annehmen, die sonst keiner will, nur solange ihr euch nicht dagegen verwart, wie ihr über den Tisch gezogen werdet, nur so lange können andere mit dem Leid der Tiere auf eure Kosten Geld verdienen.
Nur solange ihr die Einzigen seid, die den „Wahlspruch“ vor allem des Auslandstierschutz, „es geht doch um die Tiere“, folgt, so lange wird dieses Elend sich mehren. Lasst euch nicht weiter mit Drohungen wie, dann muss er zurück nach, wohin auch immer oder dann wird er eingeschläfert, weichkochen. Die Verantwortung für solche Alternativen liegt dann bei denen, die diese Alternativen in den Raum stellen. Denn wie geht das Lied weiter?
- „Deiner Dränger Schar erblasst,
- Wenn du, müde deiner Last,
- In die Ecke lehnst den Pflug,
- Wenn du rufst: Es ist genug!“
Michael Schlesinger ist Blogger, Journalist und überzeugter Tierschützer bei Tierschutzinitiative Vorpommern e. V.
Foto: Ein Tierheim in Niederbayern
Es wäre ein Leichtes für JEDE Kommune, Stadt oder Dorf, ein Tierheim/einen TS-Verein zu unterstützen, wenn ENDLICH die allseits erhobene Hundesteuer einzig und allein zu diesem Zweck eingesetzt werden dürfte!!
Dann wäre da wenigstens ein guter Grund vorhanden und ich bin sicher, dass viele, wenn nicht alle Hundehalter diese auch gern zahlen würden.
Warum nicht dafür mal allesamt auf die Straße gehen??? Wieviele Hunde gibt es in Deutschland?? Wieviele Hundehalter??? Wir könnten eine Macht sein…wenn wir uns nur einfach mal einig wären…
Hallo,
der Bericht mit dem Foto ist ganz gut. Verstehe nur nicht, warum der besagte Hof- das Tierheim in Niederbayern Spendenangebote und Hilfe, mit einem nicht leicht zu führenden Hund zum Hundetrainer zu gehen, ablehnt? Ist nicht zu verstehen und ich habe dafür nur ein Kopfschütteln übrig. Allerdings muss man 2 Seiten hören.Vielleicht hat der Verein noch anere Gründe, die Angebote abzulehnen? Obwohl es für die Hunde nicht schön ist, im Winter in ungeheizten, nicht isolierten Hütten und schmutzigen Zwingern leben zu müssen..
Gisela Stubenvoll
Hallo Gisela,
ich habe der Tierheimleiterin angeboten, ich würde zum Schäferhundverein mit ihm trainieren gehen. Ich habe dort einen Bekannten.
Der Hund ist voller Tatendrang und wollte unbedingt lernen.
Sie hat es mir abgelehnt weil die Schäferhundvereine zu “brutal” mit Hunden umgehen.
Das muss sich einer vorstellen, die Hunde haben gefrorenes Wasser und keine Heizung aber der Hundeverein ist “zu Brutal”.
Vielen DAnk für diesen guten Artikel.
Im Nachbarort musste der Tierschutzverein Insolvenz anmelden, weil zu wenig Gemeinden Fundtierverträge abgeschlossen bzw. gekündigt haben.
Tierheime haben erstmal nichts mit Tierschutz zu tun. Gemeinden sind verpflichtet, Einrichtungen für Fundtiere vorzuhalten. Somit ist ein Mehrschutz der Tiere nicht vorhanden. Tierheime, die im Auftrag der Gemeinden Tiere aufnehmen, sind Wirtschaftsbetriebe.
Tierschutzvereine sollten sich besser andere Tätigkeiten und Schwerpunkte suchen. Da wird in vielen Vereinen zu wenig getan.
Da bin ich ganz Ihrer Meinung, es wird viel zu wenig getan.