Wenn man denkt, viel erlebt und erreicht zu haben, sollte es um so wichtiger sein, Unwissenheit nicht in Schriftform als fundierte Kritik zu verkaufen.
Doch was soll man anderes erwarten, wenn am Ende einer verheißungsvollen Karriere zwei der bekanntesten Printmedien stehen, deren vier Buchstaben zum einen der denkenden Bevölkerung an sich und zum anderen verantwortungsbewussten Menschen mit Hund der Inbegriff für „keine Ahnung, aber davon viel“ sind.
Da kommt doch eine Bild Kolumnistin, daher und denkt sie müsse über einen Wissenschaftler herziehen und ihm fehlerhafte Aussagen unterstellen.
So geschehen in einem Leserkommentar zu einer Buchbesprechung über ein Werk von John Bradshaw. Die gleiche Kolumnistin schreibt außerdem „Fachartikel“ im Magazin Dogs, das wohl seit der Grewe „Affäre“, erheblich an Ansehen verloren hat.
Beim Lesen ihres Textes kommt es einem vor, als ginge man beim Leser davon aus, dass dieser keinerlei Wissen von Geschichte habe und schon gar nicht Zusammenhänge erkennen könne. Gemeint ist die sich Journalistin nennende Frau Katharina von der Leyen, mit ihrer Stellungnahme zu John Bradshaws wissenschaftlichen Werk „Hundeverstand“ und der damit verbundenen Aussage, dass die Dominanztheorie, mit entsprechenden Erziehungsmethoden, eine deutsche Erfindung ist.
Frau v. d. Leyen will dem Leser tatsächlich glauben machen, dass ein Herr Carl Spitz zur gleichen Zeit, wie in Deutschland Hunde mit als drastisch anzusehenden Methoden „ausgebildet“ wurden, in Amerika eine Hundeschule für Filmhunde betrieb und eben diese Methoden ebenfalls anwendete.
Schon der Name Carl Spitz hätte der Dame doch die Notwendigkeit aufzeigen sollen, ja müssen, sich mit diesem Herrn Spitz einmal näher zu beschäftigen. Doch standen Frau von der Leyen wohl ihre Kindheitserinnerungen im Weg, denn aus der Schule von Carl Spitz entstammt halt auch einer der berühmtesten Filmhunde der Geschichte, Toto aus dem Zauberer von Oz.
Doch hätte sie mal über den Tellerrand hinweg geschaut, hätte sie eventuell bemerkt (oder auch nicht), dass dieser Herr Spitz aus einer Familie von „Hundeausbilden“ stammt und zu guter Letzt bevor er nach Amerika emigrierte Schüler bei Oberst Konrad Most war. Eben dieser Oberst Most ist zusammen mit SS Standartenführer Franz Müller-Darß, deren Werk in bestimmten Bereichen, noch immer als die Bibel der Hundeerziehung angesehen wird.
Carl Spitz ist zwar 1926 nach Amerika gegangen. Mit im Gepäck hatte er das „Wissen um die Dominanztheorie“ aus good old Germany. Später, während des Zweiten Weltkrieges, bildete Carl Spitz dann Hunde für das Militär und die Polizei aus, gerade so, wie es an vielen Ausbildungsstätten mit Schutzhunden noch immer praktiziert wird. Deutsche „Wertarbeit“ hat und hatte ja schon immer einen besonderen Ruf.
“Sehr gutes Buch, aber das Ganze stimmt so nicht. Hundeausbildung mit Peitsche, Druck ec. war eine globale Angelegenheit – ich habe hier z.B. ein amerikanisches Hundeerziehungsbücher von 1938 – “Training your dog” von Carl Spitz, der ein berühmter Filmhunde-Trainer war -, der genau die gleichen Methoden beschreibt (und auf den Fotos laufen lauter ziemlich erschüttert aussehende Hunde “bei Fuß” neben Herrn Spitz in Reithose, Stiefeln und Stock in der Hand her).
Und ich bezweifle stark, dass man damals Hundeerziehungsbücher als Lizenz von Deutschland ins verhaßte Amerika verkauft hat. Aber Die Geschichte macht natürlich etwas her: Sogar das Übel der Hundeerziehung geht auf die Nazis zurück!”
Dann lässt sie sich auf das linksseitige Führen von Hunden ein. Wäre die Erklärung die dort so ausführlich von ihr abgegeben, wurde von einem männlichen Schreiber gekommen, hätte es bestimmt wieder eine Diskussion über Sexismus ausgelöst. Sie schreibt da, dass es wohl darum ging, dass Frauen als Hochglanzaccessoire rechts neben dem Mann mit Säbel und Hund, der schmutzigen Straße abgewandt zu gehen hatten. Da ging wohl die modebewusste Frau, die in ihrem Lebenslauf nur allzu häufig auf die Mitarbeit bei der Vogue hinweist, mit ihr durch.
“Und dass der Hund links gehen muss, ist auch schon viel, viel länger her: Aus den Zeiten, als der Mann noch links den Säbel trug und die Dame rechts zu gehen hatte, der schmutzigen Straße abgewandt. Und selbstverständlich gingen großer Hund und Dame in seidenen Kleidern nicht nebeneinander.Der Hund lief also links, zwischen Straße und Mann mit Säbel.”
Einzig stimmig bei ihrer Aussage ist, dass der Säbel tatsächlich links getragen wurde. Nur, dass dieser dann mit der rechten Hand gezogen und gebraucht wurde, fiel ihr dabei nicht wirklich auf.
Auch konnte sie augenscheinlich keinen Zusammenhang für das spätere Beibehalten dieses links Führens herstellen und kam erst gar nicht auf die Idee, dass wohl die rechte Hand als Schusshand gebraucht wurde und es als schwierig anzusehen ist, mit einem Hund an der Leine, mit der „Führhand“ eine Waffe zu gebrauchen.
Da die Hundeausbildung sich über sehr lange Zeit hinweg dann langsam von Polizei- und Militärgebrauch, hin zu allerlei mehr entwickelte, doch über Jahrzehnte hinweg an althergebrachten Methoden festgehalten wurde, schien an Frau von der Leyen dann spurlos vorbeigegangen zu sein.
Auch, dass es heute bereits vielfach praktiziert wird, den Hund rechts, sowie links zu führen, je nachdem, was die Situation gerade erfordert, hat den Weg zu der Bildkolumnistin offensichtlich noch nicht gefunden. Wie sonst käme ihre Bemerkung zustande, dass man sich weltweit auf diese Regelung geeinigt hätte und es nicht mit, wie sie schreibt, den bösen, bösen Waffenträgern zu tun hätte.
“Und man hat sich in der “offiziellen” Hundeerziehung weltweit darauf geeinigt, dass Hunde links gehen, nicht nur bei den bösen, bösen Waffenträgern..”
Da bleibt nur zu hoffen, dass nicht zu viele Leser dieser Kolumne die Inhalte, die den Anschein erwecken könnten, als wären sie aus irgendwelchen verstaubten, antiquierten „Fachberichten“ abgeschrieben, für richtungsweisend in der Hundeerziehung halten.
Abschließend kommt sie dann wieder in die sexistische Richtung, als sie mit dem selbst ernannten Hundeguru Cesar Millan anfängt. Ja die Sendung des Meisters der Hundequal wurde regelmäßig in Deutschland ausgestrahlt. Doch der Sender, bei dem die Einschaltquoten scheinbar ausreichten, ist ein für Frauen konzipierter Sender. Auf Sixx wird er als der Hundeflüsterer noch immer regelmäßig im Nachmittagsprogramm gezeigt.
“…(deshalb kam dieser Idiot Cesar Millan mit seinen “revolutionären” Ideen von der körperlichen Auslastung von Hunden auch so gut an), nicht in Frankreich, nicht in Italien, in Spanien und der Türkei sowieso nicht, von den osteuropäischen Ländern – mit Ausnahme von Polen und Tschechien – gar nicht erst zu reden.”
Enden werde ich nun auch mit dem ausgeliehenen Zitat von BTO, dass Frau Katharina von der Leyen in ihrem Leserkommentar verwendete.
You ain’t seen nothing yet.
Michael Schlesinger ist Blogger und engagierter Tierschützer bei Tierschutzinitiative Vorpommern e. V.
Kommentare sind geschlossen, Trackbacks und Pingbacks offen.