Der Kabarettist Christoph Sieber zur Corona-Krise: “Ja, auch ich denke, dass durch die Einschränkung der Freiheitsrechte der Demokratie großen Schaden zugefügt wird.
Ja, auch ich bin der Meinung, dass durch das Herunterfahren des öffentlichen Lebens der Wirtschaft und der Gesellschaft extremer Schaden zugefügt wird.
Ja, auch ich glaube, dass diese Maßnahmen nicht von Dauer sein können.
Aber all denen, die jetzt lauter werden und die auf ihre Rechte pochen als könnte nicht die persönliche Freiheit auch mal zugunsten der Sicherheit der Gefährdeten zurückstehen, rufe ich zu: Was ist sind die Alternativen?
Die Alternative heißt, die Alten und Vorerkrankten zu gefährden. Heißt, diese Menschen sterben zu lassen. Als würden nicht auch Alte und Vorerkrankte weiterleben wollen.
Die Alternative sind doch Zustände wie in Italien, Spanien und in New York, wo Tote in Lastern weggekarrt und in Massengräbern verscharrt werden.
Die Alternative heißt: ÄrztInnen, PflegerInnen, Krankenhäusern die Verantwortung und die Überforderung aufzuhalsen. Genau jenen, die jeden Abend beklatscht werden.
Und nein: Wir können diese Einzelne nicht wegsperren. Die Alten nicht und die Vorerkrankten nicht. Allein schon deshalb, weil diese ja in Kontakt kommen mit Krankenschwestern und Pflegern. Wollen wir die auch alle separieren? Ihnen den Kontakt mit ihren Familien verweigern?
Und wer kann garantieren, dass, wenn die Krankenhäuser überlastet sind, nicht auch jene sterben, die nicht vorerkrankt sind?
Und wenn ich jetzt immer wieder lese: Die Krankenhäuser sind gar nicht überfordert, die Betten sind leer, dann sage ich: Gott sei Dank! Die Maßnahmen funktionieren.
Hättet ihr es gerne anders? Dann schaut nach Italien oder New York. In manchem Post schwingt da eine gewisse Sehnsucht nach der Apokalypse mit. Jetzt haben wir alles getan, was Experten und Regierung verlangen, dann soll der Worst Case bitte aber auch eintreten. Leute, das ist ja das Verrückte an Abstandsregeln und Ausgehverboten: Sie funktionieren.
Ja, mir ist klar, dass mit den jetzt geltenden Maßnahmen Armut verschärft, Selbständige in den Ruin und kleine Läden in die Insolvenz getrieben werden. Aber da wird sich jetzt weisen, ob wir in einem Sozialstaat leben, der auch die Kleinen nicht vergisst.
Dafür lohnt es sich zu kämpfen!
Aber das doch bitte von zu Hause aus. Zumindest für ein paar Wochen.
Da nehme ich in Kauf im Supermarkt Schlange zu stehen, in die Armbeuge zu husten und mich nicht mit Freunden und der Familie zu treffen.
Und danach werden wir die Regierenden beim Wort nehmen: Dass erstens alle Maßnahmen vollständig zurückgenommen und zweitens die wichtigste Lehre aus der Krise gezogen wird: Der Markt richtet es nicht.
Nicht im Gesundheitssystem, nicht bei der Pflege der Alten und er richtet es auch nicht in Bezug auf all das, was diese Gesellschaft prägt: Kunst, Kultur, die Kneipe nebenan, der Buchhändler um die Ecke und Menschen wie Krankenschwester, Altenpfleger, Supermarktkassiererinnen und Reinigungskräfte.”
ALLEN FROHE OSTERN!
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