Hans Söllner ist ein bayerisches Urgestein, gehört zu den unbequemsten Liedermachern in Bayern. Ich besuchte den Musiker in seinem Refugium, in Bad Reichenhall, wohin er sich immer dann zurückzieht wenn er sich entspannen möchte.
Als ich mit Verspätung bei ihm eintraf, nachdem ich eine Stunde im Stau auf der Autobahn Richtung Traunstein stehen musste, begrüßte mich Hans Söllner: „Ja das ist eine Dauerbaustelle. Ich glaube langsam, die machen das extra, damit sie dreispurig ausbauen können.“
Dann setzten wir uns und ich interviewte Hans Söllner zur politischen Entwicklung in Bayern, zum geplanten Polizeigesetz, Freiheit und Demokratie.
H & P: Haben Sie nun vor auszuwandern?
Söllner: Nein, überhaupt nicht.
H &P: Bedeutet dies, dass Sie die politische Entwicklung in Bayern nicht als bedrohlich sehen?
Söllner: Doch ich sehe es schon bedrohlich. Aber soll ich davonlaufen? Mit davon laufen ändert man auch nicht sehr viel. Die Politik macht einfach so weiter wie es ihnen taugt. Wenn ich mir dieses neue Polizeiaufgabengesetz ansehe, dann habe ich natürlich extrem Angst. Ich habe drei Söhne, die sitzen irgendwann mal mit einer Flasche Bier rum und heißen Söllner. Die haben´s ohnehin schon schwer genug – und ich heiße auch Söllner.
Und ich weiß, wenn einem Polizisten heute deine Nase nicht passt, oder wenn Du ihm eine blöde Antwort auf eine blöde Frage gibst, dann können´s dich halt einfach wegsperren. Davor habe ich natürlich Angst, das ist ganz klar. Über Facebook habe ich die Leute dazu aufgerufen, etwas dagegen zu unternehmen.
H & P: Müsste der Widerstand der Bevölkerung in Bayern grösser sein?
Söllner: Auf jeden Fall! Die meisten Leute sagen halt: „Ich habe nichts zu verbergen! Ich bin ein unbescholtener Bürger!“ Aber genau die trifft´s jetzt dann am meisten.
H & P: Ist das nicht der Standartspruch der meisten Leute?
Söllner: Ja! Ich habe auch nichts zu verbergen. Ich bin auch ein unbescholtener Bürger. Ich bin nicht kriminell, ist klaue nicht, ich fahre nicht zu schnell Auto, ich belästige keine Frauen sexuell, ich bin also auch ein unbescholtener Bürger.
H & P: Warum sollten die Leute demonstrieren? Wir leben ja in einer Demokratie.
Söllner: Na ja, Demokratie? (Söllner lacht). Ich glaube, dass wir weit entfernt von einer Demokratie sind. Ich glaube, ich habe es schon einmal gesagt, das ist eher eine Demokratur. Demokratie hört sich gut an und wir dürfen natürlich alles tun: Wir haben Handys, können fernsehen, können einkaufen wo und was wir wollen, aber im Grunde genommen leben wir trotzdem unter Vorschriften in einem sehr engen Korsett. Wenn man da draußen nicht funktioniert, dann ist man einfach ganz schnell weg.
H & P: War Bayern nicht schon immer anders?
Söllner: Das darf´s ja sein. Nur soll Bayern nicht so anders sein, dass die Menschen, die in Bayern wohnen, darunter leiden. Seit einiger Zeit und jetzt im Moment, unter Seehofer und Söder, leiden die Leute in Bayern. Natürlich nicht alle, auch nicht die die funktionieren. Die Mitläufer, die die´s Maul halten, und die die sagen „es ist halt eben so“, die haben es ein bisschen einfacher, als die die sagen: „das lasse ich mir nicht gefallen“. Ich gehöre zu den Leuten die sagen, „das lasse ich mir nicht gefallen“.
H & P: Haben es die Leute einfacher, die sich ohne zu murren in das Kollektiv einreihen?
Söllner: Ja, auch die mit einem Parteibuch, und die die dabei sind. Und ich bin eben nicht dabei! Ich möchte einfach nur darüber frei entscheiden können was ich tue, wo ich hin gehe, mit welchen Freunden ich ein Bier trinke und was ich heute Nacht tun will. Ich möchte nicht von irgendwem gesagt bekommen, weil ich mit langen Haaren am Ostbahnhof stehe, dass ich den Ostbahnhof zu verlassen habe. Und das wird kommen, auf jeden Fall.
H & P: Meinen Sie?
Söllner: Ja auf jeden Fall, davon bin ich absolut überzeugt.
H & P: Sie meinen die Menschen werden nach ihrem Äußerem kategorisiert?
Söllner: Auf jeden Fall! Auf jeden Fall! Das ist ja jetzt schon so. Im Grunde genommen ändert sich nicht großartig viel. In den letzten 10 Jahren haben sie doch schon gemacht was sie wollten. Sie haben ohne richterlichen Beschluss verhaftet und die Leute einfach mal mitgenommen, und „dann sengma´s scho“. Ich kann mich daran erinnern, als ich bei Polizeikontrollen nicht still war und ich habe mich gewehrt oder ich bin laut geworden, dann haben sie zumindest bei mir gemeint, sie bräuchten einen richterlichen Beschluss. Die anderen nehmen sie einfach mit.
H & P: Meinen Sie sie hatten durch ihre Prominenz einen gewissen Bonus?
Söllner: Ja, auf jeden Fall! Und den hat der normale Bürger nicht! Der normale Bub mit 16 oder 17 Jahren hat den einfach nicht. Da brauchen wir nicht diskutieren. Das ist ohnehin schon schlimm genug.
Wenn ich mich da unten auf die Autobahnbrücke zur A8 (Traunstein) stelle, kann ich auf einen Parkplatz sehen. Früher war dort eine Tankstelle und ich beobachte welche Leute von der Polizei rausgeholt werden. Und da braucht mir keiner sagen, dass das Zufallskontrollen sind. Es sind Dunkelhäutige, Ausländer und junge Leute. Da steht kein Mercedes mit einer Münchner oder mit einer Dortmunder Autonummer, die kontrolliert werden. Das sind alte Autos mit Aufkleber und Pickerl hinten drauf und daran kann ich sehen nach welchen Maßstäben die Leute kontrolliert werden.
Sie haben ein Feindbild, sie haben einen den sie meinen dafür verantwortlich machen zu können, dass es in unserem Land „nicht sicher“ ist oder was sie auch immer glauben was Sicherheit ist und in unserem Land nicht sicher sei. Sicherheit gibt es nicht! Es gibt keine Sicherheit!
H & P: War bei der CSU aber nicht schon immer Sicherheit das Thema, vor allem im Wahlkampf? Und Sicherheitsbedarf, auch wenn es keinen gab, konstruiert wurde? War das nicht schon immer so?
Söllner: Ja, es wird sich nicht sehr viel ändern. Jetzt haben sie dann eben noch die rechtliche Möglichkeit das zu tun. Früher konnte man klagen, oder konnte zum Richter gehen. Und jetzt bekommen die Leute erst mal drei Monate keinen Anwalt, können drei Monate einfach mal so weggesperrt werden, wenn dieses Polizeigesetz durchgeht.
Was ist das für ein Plan? Was wollen sie? Wollen sie Niederbayern zum Gefangenen-Lager machen, und alle Oberbayern mit Fußfesseln da runter fahren damit sie in Passau das Haus nicht mehr verlassen können? Was ist das für ein Plan? Ich frage mich, was dahinter steckt?
Wenn mir heute einer sagt, dass der Seehofer mit diesem Gesetz Sicherheit und Freiheit sichern möchte, dann muss ich mich fragen: Was versteht ein Horst Seehofer unter Freiheit?
H & P: Und der Herr Söder?
Söllner: Der Herr Söder versteht gar nichts unter Freiheit! Der ist für mich ein „geistig Behinderter“. Das muss man einfach sagen, vor allem wenn einer so argumentiert und was er in der letzten Zeit von sich gegeben hat. Solche Leute sollte man nicht fördern und dürften nicht in der Politik sein! Wie ebenso die Leute von der AfD nicht in der Politik sein dürften.
H & P: Haben Sie den Eindruck, dass die bayerische Bevölkerung dieses neue Polizeigesetz als so bedrohlich sieht?
Söllner: Ich stelle fest, dass es die Leute interessiert. In meinem Freundeskreis und ich habe einen großen Freundes-, und Bekanntenkreis, rumort es nicht nur, sie haben auch Angst. Weil die Leute natürlich etwas anderes unter Freiheit verstehen, als ein Seehofer und Söder.
H & P: Die Freiheit, die im Grundgesetz steht und eigentlich jeder Bürger haben sollte?
Söllner: Haben sollte! Die Betonung liegt auf sollte! In Wort, Bild und Schrift.
H & P: Demnach ist dieses Polizeigesetz verfassungswidrig.
Söllner: Ja, ist es! Man kann leider bevor ein Gesetz verabschiedet wurde, nicht sehr viel tun, darüber muss dann das Verfassungsgericht entscheiden.
H & P: Und was passiert in der Zwischenzeit, wenn das Gesetz rechtskräftig ist und umgesetzt werden kann?
Söllner: Ich glaube, dass ganz viele Leute, die heute sagen sie hätten nichts zu verbergen, sehr schnell feststellen werden, dass sie sehr wohl etwas zu verbergen haben. Egal um was es geht. Wenn da drüben (Nachbar) einer schwarz arbeitet, es ist laut und dem Nachbarn passt das nicht, dann ruft der die Polizei und einer von denen ist sein Spez´l und dann sind das zwei Türken, die da arbeiten. Das geht gar nicht.
Ich glaube die Leute werden sehr schnell feststellen, wenn die Polizei so durchgreifen kann wie es ihr erlaubt werden soll, dann werden die sehr schnell merken, dass der „Schuss nach hinten los geht“.
H & P: Sollten die Bürger dieses Gesetz nicht so rosarot sehen?
Söllner: Überhaupt nicht! Sie sollten das Gesetz genauso sehen wie die Parteien, in schwarz und braun!
H & P: Die Antwort der Leute die ich auf der Straße befragte, warum so wenig demonstriert wird und der Widerstand so gering ist, war mehrheitlich, es würde sich keiner trauen.
Söllner: Ja! Erstens glaube ich, dass sich keiner traut und zweitens, dass das Thema unter gegangen ist. Es ist zu wenig in der Presse! A biss´l was ist in der Presse gestanden.
H & P: Die ARD, die Süddeutsche Zeitung und andere haben darüber berichtet.
Söllner: Ja, einmal! Wenn es gegen Ausländer geht oder sexuelle Übergriffe in Köln, das wurde monatelang so lange hochgekocht, bis der Bürger sagte, die gehören alle weg und eingesperrt. Warum findet das hier nicht statt. Dieses Thema gehört drei Mal in der Woche gebracht. Die Presse sollte die Bevölkerung auch auf Demonstrationen hinweisen, damit sie davon erfahren und hingehen. Und nicht nur darüber berichten, was die Polizei dann alles darf.
H & P: Informiert die Presse zu wenig über die Konsequenzen für die Bürger?
Söllner: Ja! In Österreich geht´s jetzt damit los, den ORF und die Presse zensieren zu wollen. So geht´s los! Das ist der Anfang!
Ich habe nichts gegen die Polizei, aber ich habe etwas gegen die Gestapo, und ich habe etwas gegen die SS und gegen die SA. Davor habe ich Angst. Das wir ganz langsam wieder dort hinkommen. Ich beobachte das schon seit 30 Jahren. Mit Zimmermann hat es begonnen. Ganz langsam, bis die Leute übersättigt sind, sich um nichts mehr kümmern und nur noch ins Handy schauen.
Alleinerziehende Mütter haben gar keine Zeit mehr, um sich um irgendetwas zu kümmern. Männer müssen arbeiten gehen und zwei drei Jobs haben, damit sie sich in und um München herum überhaupt noch etwas leisten können. Müssen zum Arbeiten 40 bis 50 km fahren. Die haben gar keine Zeit und keinen Bock am Samstag oder Sonntag noch zum demonstrieren zu gehen. Was ich absolut verstehen kann.
Ich habe auch etwas zu tun, ich bin geschieden und habe drei Kinder, die am Wochenende bei mir sind. Die Demos finden meist am Wochenende statt, ich kann auch nicht einfach meine Kinder einpacken und nach Passau und nach Nürnberg fahren.
H & P: Sie meinen das ist der Grund warum die Leute sagen, sie können sowieso nichts ändern?
Söllner: Nein, ändern könnten sie schon etwas! Wenn die Masse auf die Straße geht, dann würde sich etwas ändern. Es lässt sich etwas ändern, aber nicht nur mit denen die sich trauen. Die Leute müssten erkennen, auch wenn sie unbescholtene Bürger sind und Kinder haben, dass dieses Gesetz auch für sie Konsequenzen haben wird.
Ich habe eine Tochter und zwei Söhne, die sind 14, 15 und 16. Wir lesen es jeden Tag in der Zeitung, über Kinder, die in einer Schlägerei verwickelt waren, auf irgendeiner Party waren wo es zu laut war, oder randaliert wurde…. Da können meine Söhne, Deine Söhne und die Söhne von dem dabei sein der heute sagt, er sei ein unbescholtener Bürger.
Ich muss meinen Kindern Freiheit für Ihre Entwicklung lassen. Sie müssen einen Rausch haben dürfen, sie müssen mal kiffen dürfen, sie müssen mal zu schnell Auto fahren und auch mal Schwarzfahren dürfen. Und wenn sie das nicht mehr dürfen, dann brauchen wir nicht mehr über Freiheit in diesem Land reden.
Ich verstehe, dass nur wenige auf Demos gehen. Ich weiß, dass sie dieses Thema möglichst klein halten wollen, um klamm heimlich in irgendeinem Hinterstübchen, wo meistens das beschlossen wird das sich gegen die Bevölkerung richtet. Was ich allerdings nicht verstehe ist, dass sich auch mein Nachbar da drüben dafür überhaupt nicht interessiert: „Ich hab´ doch nichts zu verbergen.“ Natürlich hat er was zu verbergen! Alle haben sie was zu verbergen! Alle! Durch die Bank, was auch immer!
H & P: Der Bürger ist schon transparent. Die Befugnisse, die der Polizei über dieses Gesetz erteilt werden sollen gab es seit 1945 nicht. Nun soll die Polizei Ermächtigungen wie der Verfassungsschutz erhalten. Ist das Freiheit?
Söllner: Freiheit wird von den Menschen unterschiedlich gesehen. Für den der eine Hühnerfarm hat, reichen für 6 Hühner ein qm aus. Ich bin der Meinung für meine 4 Hühner und meinen Gockel ist mein Garten, den sie zur Verfügung haben, schon fast zu klein. (Der Garten ist ca. 400 qm groß)
Es darf nicht sein, dass ein paar Leute, die meinen über dieses Gesetz ein paar Randalierer oder Ausländer schneller abschieben zu können, der gesamten Bevölkerung in einem Land die Freiheit entziehen und alle unter Generalverdacht zu stellen. Nach diesem Gesetz sind alle Gefährder! Alle! Nicht ein paar, oder 300.000 oder die Jugend, oder die zwischen 16 und 19 sondern Alle!
Nachdem ich dieses Polizeigesetz gelesen habe, gehe ich davon aus, dass Seehofer, Söder und der Rest der CSU davon ausgehen, dass alle da draußen Gefährder sind und werden können, wenn ihnen irgendetwas nicht passt. Die meisten Leute stehen leider erst dann auf, wenn sie betroffen sind, das war schon einmal so! Aber dann ist es zu spät. Du musst schon vorher etwas ändern. Vor und während der Nazizeit wäre es auch möglich gewesen, vorher aktiv zu werden und nicht erst danach.
H & P: Finden Sie diese Parallelen zur Bevölkerung zwischen heute und damals nicht erschreckend?
Söllner: Der Deutsche ist sehr lernresistent und sehr vergesslich: „Das ist so lange her und wir haben mit der Judenzeit nichts mehr zu tun.“ Und die drei Generationen danach, die haben schon mal gleich gar nichts mehr damit zu tun. Und trotzdem passiert es! Jeden Tag auf der Straße. Jeden Tag lese ich davon! Jeden Tag sehe ich es! Jeden Tag sehe ich wie die Leute schauen, wenn zwei Afrikaner in der Fußgängerzone vorbei gehen und wie sie danach tuscheln, wenn sie vorbei sind: „Die eine hat einen Bauch, erst umeinander vögeln, dann sind sie schwanger und dann kommen sie zu uns.“ So ein Scheiß!
Wenn ich mir überlege was die Banken uns gekostet haben, damit können wir ganz Afrika durchfüttern – über drei Jahrzehnte. Daran denkt keiner, dass dieses Geld uns dem Steuerzahler gestohlen wurde, von unserer Regierung für die Banken.
H & P: Warum hat die Bevölkerung damit keine Probleme?
Söllner: Da sagen´s dann höchstens: „Sammer froh das es da war, das Geld.“
Ich wollte aus diesem System aussteigen, mein Konto auflösen und alle meine Sachen in bar bezahlen. Mein Steuerberater protestierte, dass das gar nicht ginge. Was ist denn das? Freiheit? Was bedeutet dann Freiheit?
H & P: Haben Sie den Eindruck, dass die Bevölkerung in Deutschland vielleicht gar nicht weiß, was Freiheit wirklich bedeutet?
Söllner: Ja! (sehr nachdenklich) Ja, ich möchte nicht sagen, dass sie nicht wissen was Freiheit ist, sie können sie nicht genießen. Ich glaube sie wissen was Freiheit wäre, weil sie ja alle jammern: „Wenn ich nur weniger arbeiten könnte, wenn ich nur ein bisschen mehr Geld hätte, wenn ich nur ein bisschen mehr Urlaub hätte.“ Aber sie verstehen nicht, dass man für Freiheit auch ein bisser´l auf was verzichten muss. Freiheit bekommt man nicht einfach nur so. Dafür muss man schon ein bisschen was tun um unabhängig zu sein, um seinen Strom und Wasser zu bezahlen. Das ist ja in Ordnung. Ich bin deshalb absolut für das bedingungslose Grundeinkommen. Mit einem Tausender im Monat könnte ich meine Grundbedürfnisse decken und zwar meine Miete, meine Heizung und mein Essen. Und wenn ich mir dann einen Mercedes kaufen möchte, dann muss ich mir das erarbeiten. Und wenn ich ein Haus und einen Swimmingpool möchte, dann muss ich dafür arbeiten. Dafür bezahle ich dann auch 50 % Steuern, weil die für die Allgemeinheit sind.
Aber ich glaube, dass nur ganz wenige Leute ihre Freiheit wirklich genießen können. Selbst wenn sie die Möglichkeit hätten, nichts tun zu müssen.
H & P: Gehört dazu nicht Mut?
Söllner: Nein, ich habe auch Verpflichtungen. Ich habe fünf Kinder (drei aus erster Ehe ) und zwei Häuser gebaut. Aber das ist meine eigene Entscheidung! Das ist meine Freiheit! Das ich selbst entscheiden kann, wie ich mein Leben gestalte. Das ist für mich Freiheit! Dazu gehören auch Verpflichtungen und Termine. Dazu gehört nicht, dass ich nichts tue.
Vielleicht sieht man das bei mir nicht unbedingt. Aber ich glaube, dass die Leute mit Freiheit vielleicht deshalb nicht viel anfangen können, weil sie Freiheit mit Faulheit verwechseln: „Wenn ich mal zwei Stunden nichts mache, dann fühle ich mich nicht gut.“ „Was sagen nur die Nachbarn?“
Ich sitze jeden Tag hier, gehe ich die Sauna, arbeite im Garten, mache den Hühnerstall sauber – und dann habe ich ein paar Konzerte.
H & P: Haben Sie den Eindruck, dass man sich in Deutschland nicht traut Freiheit zu genießen, weil man permanent damit beschäftigt ist, sich einzureihen und dem Kollektiv anpassen zu müssen?
Söllner: Wenn es bei uns auch solche Temperaturen wie in Südeuropa gäbe, würden sie auch Siesta machen, früher anfangen, abends länger und flexibler zu arbeiten.
Ich glaube, es war ein jahrelanger Prozess in Deutschland, den Leuten zu vermitteln, „nur wenn Du ein Haus oder Geld hast, dann bist Du frei.“ Und gerade dann ist man eben nicht frei. Wenn man sich den Porsche „leisten“ kann, aber auf den Urlaub sparen muss, das Haus nicht streichen kann und die Waschmaschine nicht kaputt gehen darf, dann ist man nicht frei. Sie können die Freiheit nicht genießen, weil ihnen der Porsche nicht gehört und weil ihnen das Haus auch noch nicht gehört und trotzdem wird es so gemacht. Ich gehörte auch dazu.
Ich habe auch ein Haus gebaut, habe auch Schulden gehabt. Aber mir fällt es eben leichter. Und wenn ich heute nicht Künstler wäre, dann hätte ich kein Haus. Nie hätte ich daran gedacht mit 1700 € jeden Monat ein Haus mit 800 oder 1000 € zu finanzieren. Meine Frau hätte mitarbeiten müssen, die Kinder hätten von 8.00 Uhr morgens bis abends 17.00 Uhr in die Kita müssen – und das wollte ich nicht. Ich wollte mit meinen Kindern leben und dass meine Frau zuhause bleiben kann.
H & P: Ist es nicht einfacher mit der Masse zu schwimmen und das zu tun, was alle anderen machen?
Söllner: Im ersten Moment sieht es einfacher aus. Aber wenn ich mir die Leute ansehe, dann ist es nicht einfacher. Sie werden krank, bekommen Krebs, Magengeschwüre und andere Krankheiten. Daran sehe ich, dass es eben nicht einfacher ist. Auch wenn sie glauben es sei einfacher mit zu schwimmen oder den Mund halten. Das macht sich dann anders bemerkbar – körperlich oder geistig.
Ich bin jetzt 62 und natürlich gehe ich auch mal zum Arzt, aber ich hatte einfach einen anderen Plan in meinem Leben. Als ich mir nach meiner ersten Lehre als Koch vorstellte, ich müsste das nun 40 Jahre lang machen, saß ich in meinem Zimmer und weinte.
H & P: Dazu gehört Mut, einen anderen Weg zu gehen. Im Grundgesetz steht das Recht auf persönliche Entfaltung. Warum wird dies nicht ungesetzt?
Söllner: Vielleicht weil sie andere Wünsche haben? Heute denkt doch jeder vierzehn, siebzehn oder achtzehn- jährige, wenn er ein 8er oder 10er Handy hat das 1000 € kostet, dann ist er wer – und das zahlen dann seine Eltern. Aber ich habe in einer anderen Zeit gelebt. Ich hatte kein Handy. Als ich begann, hatte ich noch nicht einmal ein Festnetz. Ich bezog in München eine Wohnung ohne Bad und habe mich am Waschbecken gewaschen. Das wäre heute undenkbar. Es war ein Altbau mit drei Zimmern und eine Gastherme.
Wenn ich heute bei siebzehn oder achtzehn-Jährigen in die Wohnungen gehe, gehört ihnen nichts. Nicht einmal der Schrank von Ikea, der auf Schulden gekauft werden musste, weil sie sich den nicht leisten können. Das ist es, was ihnen die Freiheit nimmt, und ihnen auch die Toleranz nimmt anderen Leuten ihre Freiheit zu lassen, weil sie neidisch sind. Auch mir sind viele Leute neidisch.
H & P: Neid auf Lebensqualität?
Söllner: Auf jeden Fall! Natürlich, weil sie die eigentlich auch haben möchten, „so rumsitzen wie Du“. Wenn ich dann sage, „dann setz dich doch her“, kommt, „ich muss was tun für mein Geld.“ Ich erwidere dann: „Ich auch!“
H & P: Bedeutet dies, dass die Leute auf jemanden neidisch sind, der den Mut hat sein Leben selbstbestimmt so zu gestalten wie er möchte, seine Persönlichkeit entwickelt, weil sie nicht den Mut dazu haben?
Söllner: Ja, sie können sich das nicht vorstellen und wissen nicht wie sie aussteigen sollen. Ich habe es einfach gehabt. Für mich war der Ausstieg einfach. Ich machte mit 20 meine zweite Lehre als Mechaniker und konnte mir vorstellen, dass ich das 30 Jahre lange mache, weil es mir Spaß machte an Autos zu basteln. Dieser Job hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Mit 15 wollte ich raus von Zuhause. Ich kam aus einem schwierigen Elternhaus und es war Nachkriegszeit. Das Haus hier daneben war mein Elternhaus, das habe ich verkauft und dieses Kleine, indem ich zur Welt kam, behalten. Für mich als „Datscha“. Meine „Tankstelle“ in die ich immer gehe, wenn es mir nicht gut geht oder wenn ich Probleme habe, gleich welche. Mein System fährt hier immer runter! Ich setze mich hier her und mache ein Feuer. Mehr brauche ich nicht.
Ich hatte es einfach! Mit 19 bekam ich eine Gitarre geschenkt, arbeitete nach meiner Lehre als Automechaniker halbtags, verdiente 700 DM und kam mit diesem Geld gut aus. Ich hatte ein kleines Auto, eine Wohnung, ab Mittag frei und spielte dann Gitarre. Die Entscheidung war für mich einfach. Ich richtete mir hier eine kleine gut ausgestattete Werkstatt ein und gab mir ein Jahr für die Musikszene. Wenn es dort nicht geklappt hätte, dann wäre ich wieder in meine Werkstatt zurück gegangen und hätte weiter Autos repariert.
Aber ich hatte Glück. Nach einem Konzert wurde ich gefragt, ob ich von jedem Konzert 50 % haben möchte, wenn alle Plakate bezahlt werden, die Boxen und das Mikrofon hingestellt wird. Als ich sagte, dass ich außer meiner Gitarre nichts hätte, war die Antwort: „Mehr brauchst Du auch nicht!“ Ich habe dann in einem Herbst zwischen 30 und 50.000 DM verdient und mit 1000 DM gerechnet, die ich pro Monat brauche. Also brauchte ich 70 Monate nicht mehr arbeiten, ab diesem Zeitpunkt war die Entscheidung klar.
H & P: Bedeutet dies dann nicht, dass die Begabungen und Fähigkeiten der Menschen nicht gefördert werden?
Söllner: Ja, das liegt auch daran, dass keiner Zeit hat. Keiner nimmt sich die Zeit. Niemand hat die Zeit sich wirklich Gedanken zu machen, was ihnen wirklich Spaß macht. Sie machen ein Puzzle, anstatt sich hinzusetzen und Tagebuch zu schreiben, oder aufzuschreiben was sie erlebt haben, oder sich einfach nur in ein Cafe´zu setzen um mit jemand ins Gespräch zu kommen und vielleicht einfach nur mal ein Smiley zu bekommen.
Die meisten trauen sich nicht, sie haben Angst. Wir werden darin gefördert Angst zu haben. Wir werden darin gefördert negativ zu denken und negativ zu sehen. Wenn man positiv ist, wird gefragt ob man unter Drogen steht oder ob´s einem zu gut geht. Wenn ich in einer Kneipe sitze und ein Mädchen oder Jungen nur 3 Sekunden in die Augen schaue, dann ist der erste Satz: „Hast Du ein Problem?“
H & P: Also denken die Leute, wenn man freundlich und höflich ist, will man etwas von ihnen. Sind das aber nicht gesellschaftliche Abgründe, wenn Menschen mit Freundlichkeit und Höflichkeit nicht mehr umgehen können?
Söllner: Ja so ist das, dabei ist es ganz einfach freundlich zu sein.
H & P: Ist nicht der größte Kitt in einer Gesellschaft das Sozialverhalten, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Respekt, gegenseitige Unterstützung und Solidarität, auch das größte Bollwerk gegen totalitäre Strömungen?
Söllner: Das haben sie uns in den letzten 15 Jahren aberzogen! Das ist in den letzten 15 Jahren verloren gegangen. Sozialverhalten, miteinander kommunizieren, sich auszutauschen, zu sehen ob jemand Schmerzen hat, zu sehen ob es jemandem schlecht geht, das wurde uns aberzogen, auch durch das Handy. Heute sitzen fünf oder sechs junge Leute in einer Kneipe und jeder schaut in sein Handy. Manchmal habe ich den Eindruck die schreiben sich am Tisch noch gegenseitig Nachrichten über Whatsapp, anstatt miteinander zu reden. Haben 200 oder 600 „Freunde“ und meinen mehr brauchen sie nicht.
H & P: Ist ihnen nicht bewusst, dass das keine wirklichen Freunde sind?
Söllner: Nein! Das sind keine sozialen Medien, sondern unsoziale Medien.
H & P: Ist Deutschland ein reiches Land, aber arm an Menschlichkeit? Hat das alles nicht auch mit Selbstwert, Selbstbewusstsein und damit zu tun sich selbst zu kennen?
Söllner: Was die Leute übersehen ist, dass sie es verdient haben, einfach mal rum zu sitzen oder am Samstag einfach mal nichts zu tun. Ich bin es mir wert, dass ich nicht jeden Tag 250 Gramm Leberkäse esse, ich bin es mir wert gutes Essen zu genießen oder mir gute Kleidung zu kaufen. Ich bin es mir wert, mich nicht aufzuarbeiten. Ich bin es mir wert, dass ich mir nicht alles gefallen lasse. Ich bin es mir wert, dass ich nicht mitlaufe. Ich bin es mir wert, dass ich nicht mit 600 Freilassinger in einer Pegida oder AfD Demonstration zur Grenze mitlaufe, wo 500 Flüchtlinge bei 25 Grad unter Null im Freien stehen. Das bin ich mir wert. Wir haben kein Selbstwertgefühl!
Durch unsere Geschichte haben wir eine Grundschuld, schwimmen im Reichtum und können ihn nicht genießen.
H & P: Aber ein Volk, das seine Vergangenheit nicht kennt, hat keine Zukunft.
Söllner: Wir kennen ja unsere Vergangenheit, wir verleugnen sie nur. Und weil wir die Vergangenheit kennen, meinen wir, wenn wir in der Zukunft die gleichen Fehler wieder machen, hätten diese nichts mit der Vergangenheit nichts zu tun. Aber ich sehe, dass in der Gegenwart und Zukunft genau die gleichen Fehler wieder gemacht werden und das wird von der Politik, wie von Seehofer und Söder, gefördert.
Ich bin kein Merkel Fan, aber als die Merkel in der Flüchtlingskrise sagte: „Wir schaffen das“ und dazufügte „aber nur gemeinsam“ beeindruckte sie mich. Und genau darum ging es!
Der Seehofer mit seiner Partei und diese ganzen anderen „Mischpoken Parteien“ haben nicht mit ihr zusammengearbeitet. Wir hätten das geschafft, es wäre kein Problem gewesen, wenn sie sich, nach dem Grundgesetz, einig gewesen wären, dass diese Menschen Hilfe brauchen, egal woher sie kommen. Für mich ist das überhaupt kein Thema. Wenn ich als reicher Deutscher ein Handy habe, wofür in Afrika sieben Jahre alte Kinder in den Minen in hunderten Meter Tiefe den Quarz ausgraben, damit ich mich mit einem Handy verständigen kann und für diesen Luxus Kinder in Afrika arbeiten müssen. Ein solcher Mensch hat das Recht zu mir zu kommen, bei mir mitzuessen und hier zu wohnen.
H & P: Meinen Sie Angela Merkel hat die Solidarität der Bevölkerung überschätzt?
Söllner: Ja! In dieser Situation als sie diese Entscheidung traf, hatte sie zum erstem Mal weibliche Züge und handelte menschlich, aber keiner stand hinter ihr und dann gab sie auf. Und anschließend ging´s wieder los. Bis heute, wie vor Kurzem in Münster, wo man hoffte, dass es sich um den Mann der in die Menschen fuhr ein Ausländer ist und schon vorher, bevor sich heraus stellte, dass es ein Deutscher war, rief: „Danke Merkel!“
H & P: Meinen Sie die Vorurteile und die permanenten Be- und Verurteilungen bei uns?
Söllner: Ja, aber das machen die Politiker der Bevölkerung vor – sie schüren Vorurteile, andere zu verurteilen und spalten die Gesellschaft. Der Seehofer hat die Grenzen zu gemacht. Ich kann mich noch genau daran erinnern als ich mir einen Blaumann anzog und in das Flüchtlingslager direkt an der Grenze fuhr, um dort drei bis vier Monate den Menschen zu helfen. Mit den Organisatoren dieser Lager wollte ich nichts zu tun haben.
Mit Gummistiefeln und Gummihandschuhen ging ich durch das Lager. Die Zustände waren fürchterlich, benutzte Windeln von Kindern lagen herum, es roch nach Kot, kleine Kinder hatten Durst und gingen mit ihren Gläsern herum. Die Zustände waren katastrophal. Und die anderen Flüchtlinge rannten in Richtung deutsche Grenze und meinten sie kommen in das „gelobte Land“ und landeten nur in einem Lager, in einer Turmhalle in Freilassing, wo sich schon 600 Menschen befanden.
H & P: Hat das aber nicht etwas mit Menschenwürde zu tun?
Söllner: Die gibt es bei uns nicht mehr! Das wurde ihnen abgewöhnt. Wenn Menschen nur negativ erzogen werden und positives Verhalten bestraft wird. Wenn Mitlaufen als positiv angesehen und belohnt wird und man nur dann ein „Guter“ ist, wenn man zu allem ja sagt und mitmarschiert. Wenn all das als „gut“ angesehen wird, aber eigentlich schlecht und negativ ist und es nicht mehr viele Möglichkeiten gibt, dann ist das Ergebnis, dass sie nicht mehr wissen was Menschenwürde ist. Und wenn der Mann ein Nazi ist und die Frau sich nicht traut den Mund aufzumachen, die Kinder kuschen, dann ist das das Ergebnis davon.
H & P: Haben Sie den Eindruck die CSU möchte die bessere AfD sein?
Söllner: Ja, das wollen sie! Kündigte der Söder doch an, er wird sich um die AfD „kümmern“, die müsse verschwinden. Weil er meint die Wähler der AfD würden wieder zur CSU zurückkommen und sie dann die radikalste Partei wären.
H & P: Glauben Sie die AfD Wähler würden wieder zur CSU zurückgehen?
Söllner: Ja, das glaube ich. Die brauchen eine rechtsradikale Partei! Zu den Grünen gehen sie nicht. Wenn der Söder es schaffen würde, die AfD auch über den Verfassungsschutz, wie die NPD, zu schwächen, dann bin ich davon überzeugt, dass die zur CSU zurückgehen oder sie gründen eine neue rechte Partei.
H & P: Also ist das rechtsextreme Gedankengut nie verschwunden?
Söllner: Nein, es war nie verschwunden! Auch noch in den Siebzigern, als ich begann zu schreiben und zu denken. Was war denn mit dem Strauß? Was war denn mit dem Zimmermann? Da brauchen wir gar nicht darüber zu diskutieren. Das braune Gedankengut war schon immer da, hat es immer schon gegeben und war nie verschwunden.
H & P: Haben wir dann nichts gelernt?
Söllner: Sie haben nichts gelernt! Ich schon! Ich sage gerne wir Deutsche, aber bei diesem Thema sage ich nein, da gehöre ich nicht dazu, da bin ich nicht dabei, sondern ein eigenständig denkendes Individuum, das für sich selbst denkt. Egal ob ich ein Syrer, Afghane oder Deutscher bin, vor allem wenn ich dann lese, dass ein Jude in Berlin angegriffen wurde.
H & P: Viele Flüchtlinge meinen sie kommen in das „gelobte Land“. Brauchen aber Flüchtlinge nicht eine Bevölkerung als Vorbild, die ihnen die Werte vorlebt, von denen sie die ganze Zeit reden, damit sie sich integrieren können? Findet dies in Deutschland statt?
Söllner: Nein, das findet gar nicht statt! Integration kann nur stattfinden, wenn die Leute verteilt werden und die Lager geschlossen werden. Die Regierung müsste nicht nur für de Bevölkerung mehr bauen, sondern die Flüchtlinge in die Gesellschaft integrieren, wie in den 90ern während dem Krieg in dem ehemaligen Jugoslawien und den Flüchtlingen aus Bosnien. Damals hatte ich noch das Haus daneben und nahm eine Flüchtlingsfamilie aus Bosnien-Herzegowina auf. Damals wurde die Bevölkerung dazu aufgerufen Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Für mich war das damals selbstverständlich, kostenlos zu helfen.
Heute bekommen die Leute 1000 Euro pro Flüchtling, wenn sie Wohnraum zur Verfügung stellen. Und genau das ist nicht korrekt! Ob ich zwei Jeans mehr in die Waschmaschine gebe, oder einen Teller mehr hinstelle, spielt keine Rolle. Das Verhalten der Regierung die Bevölkerung für eigentlich selbstverständliche Hilfsbereitschaft zu bezahlen, ist nicht nur falsch, sondern auch nicht korrekt. Sie meinen alles mit Geld kaufen zu können.
H & P: Hat die Bevölkerung dann bis heute nicht gelernt, dass selbstverständliche Hilfsbereitschaft nicht bezahlt wird?
Söllner: Genau! Aber es das ist keine Hilfsbereitschaft! Wenn ich daran denke wie ich mir in der Flüchtlingskrise 2015 ansehen musste, als viele schlecht gehende Wirtschaften, die bis über beide Ohren verschuldet waren, ihre Häuser mit Flüchtlingen vollstopften, um sich über die Not dieser Menschen zu sanieren, wird mir jetzt noch ganz schlecht. In ganz Berchtesgaden, im Kurhaus und jeder Wirtschaft die nicht mehr ging, waren voll mit Flüchtlingen. Da 12 Flüchtlinge, da 36 Flüchtlinge und für jeden Flüchtling 1000 Euro im Monat. Um mit Flüchtlingen Profit zu machen, aus keinem anderen Grund. Es ging nie darum ihnen zu helfen. Das ist keine Integration, wenn ich in ein Zimmer drei Leute stecke.
H & P: Ist das nicht ein Armutszeugnis und eine Bankrotterklärung für diese Gesellschaft?
Söllner: Selbstverständlich, da brauchen wir gar nicht darüber zu diskutieren, natürlich ist das ein Armutszeugnis. Es ist ein Armutszeugnis von unserer Regierung 1000 Euro anzubieten, wenn man einen 14-jährigen Buben aufnimmt. Es ist ein Armutszeugnis dieser Regierung, zu glauben, dass die Bevölkerung nur hilft, wenn man sie bezahlt.
H & P: Bedeutet dies dann nicht, dass Politiker der Meinung sind, auch die Bevölkerung sei käuflich?
Söllner: Genau, und schlimm genug, dass sie so denken! Aber es hat nicht funktioniert. Nach einem halben Jahr haben sich die Flüchtlinge über die menschenunwürdige Behandlung beschwert, weil sie nicht mehr schlafen konnten, weil sie zu dritt in ein Zimmer zusammengesperrt wurden. Drei verschiedene Nationen, drei verschiedene Sprachen, drei verschiedene Religionen in einem Raum. Was ist das für ein blöder Plan? Das geht gar nicht!
Damit hat die Regierung Konfliktpotenzial hergestellt und die deutsche Bevölkerung begann sich über den Müll der Flüchtlinge zu beschweren. Wenn ich nur einmal auf ein Festival wie „Rock am Ring“ gehe wo sich nur Deutsche befinden, dann schauen sie sich mal die Berge von Müll an, die da hinterlassen werden. Oder am Wochenende bei schönem Wetter im Englischen Garten. Sind da 40.000 Flüchtlinge durch gegangen, nein, das war der Müll von Deutschen.
Ich bin davon überzeugt, dass dieses Konfliktpotenzial bewusst und vorsätzlich hergestellt wurde, um die Bevölkerung gegen die Flüchtlinge aufzubringen, als festgestellt wurde, dass eine solche menschenunwürdige Unterbringung nicht funktioniert.
H & P: Meinen Sie nicht, dass dies eher, wie üblich bei Politikern, Inkompetenz und mangelnde soziale Kompetenz war, die nicht überlegten, was passiert, wenn Räume mit Menschen überbelegt werden und dadurch Konflikte hergestellt werden?
Söllner: Nein, das ist Vorsatz! Weil sie glauben, die Menschen müssten auch dann noch dankbar sein, wenn sie zu fünft in einen Raum gesperrt werden. Weil bei uns kein Krieg ist.
H & P: Denkt so aber nicht auch ein Großteil der Bevölkerung?
Söllner: Da wäre ich ganz weit davon entfernt jemandem dankbar zu sein, der mich in einem 18 qm großen Zimmer mit vier Leuten zusammensperrt. Wenn ich mir vorstelle in meinem kleinen Garten würden 10 Menschen leben. Was meinen sie, wie der nach 14 Tagen aussieht? Dann noch kleine Kinder und eine schwangere Frau. Also bitte! Das ist weder sozial noch hilfsbereit.
H & P: Geht es hier nicht wieder um die Einhaltung von Menschenwürde?
Söllner: Ja! Dann schaue ich mir den Seehofer an und weiß, dass der keine Ahnung von Menschenwürde hat. Dann schaue ich mir den Steuber an, dann schaue ich mir fast alle Politiker an, die wissen alle nicht was Menschenwürde ist. Das aktuelle Beispiel ist Jens Spahn, der meint mit einem Harz IV Satz im Monat kann man in Würde leben.
Aber den Leuten für einen Flüchtling 1050 Euro bezahlen! Wenn ich in meine „Datscha“ zwei Flüchtlinge stecken würde, bekäme ich von dieser Regierung jeden Monat 2100 Euro. Das finde ich einen Skandal. 300 Euro für die Unkosten würden absolut ausreichen.
H & P: Also können die Deutschen nicht sagen, sie seien so hilfsbereit und die Flüchtlinge sollen dankbar sein – weil sie ja dafür bezahlt werden?
Söllner: Ganz genau! Nicht alle! Weil, der da drüben (Nachbar) bekommt nichts und deshalb schimpft er. Und die da drüben (Nachbar) bekommt auch nix und kann auch schimpfen.
Heute können sich Leute ein Haus mit sechs Zimmer bauen, das hier 450.000 Euro kostet, nehmen drei Flüchtlinge auf und die finanzieren dann das Haus. Und das ist nicht korrekt, sondern moralisch absolut verwerflich.
H & P: Ist das nicht eine unglaubliche Heuchelei, sich hinzustellen und damit zu rühmen Flüchtlinge aufzunehmen, aber wegzulassen, dass man dafür bezahlt wird?
Söllner: Ja selbstverständlich, das geht überhaupt nicht!
H & P: Und das neue Hilfe-Gesetz der CSU. Meinen Sie der Fall Mollath war ein Einzelfall?
Söllner: Nein! Überhaupt nicht! Was meinen Sie wie viele Leute weggesperrt wurden, weil die Tochter das Haus wollte und der Vater deshalb in der Psychiatrie sitzt, weil die Tochter behauptete, der Vater hätte daheim randaliert.
H & P: Sind die ganzen privaten forensischen Kliniken, nicht auch ein lukratives Geschäft?
Söllner: Ja, hier geht alles nur ums Geschäft und Profit! Diese Regierung verwaltet dieses Land wie ein Konzern, mit einer Abteilung für „Demokratie“.
H & P: Bedeutet das dann nicht, dass in diesem Land seit Ende des zweiten Weltkriegs, außer wie man Profit macht, nichts anderes gelernt wurde?
Söllner: Ja, leider Gottes, bis auf ein paar Ausnahmen. Wenn ich mir ansehe was in der Politik nachkommt und wer die ausbildet. Dann weiß ich, dass das nicht gut gehen kann und wenn ich mir diese Entwicklung mit diesem Rechtsruck hier ansehe. Sie regen sich über Erdogan und Trump auf, aber wo ist der Unterschied zu Seehofer und Söder?
H & P: Ist Deutschland nicht deshalb so reich, weil die eigene Bevölkerung ausgebeutet wird?
Ja, klar!
H & P: Wir waren das letzte Land in der EU das erst 2015 den Mindestlohn einführte, von dem die Bevölkerung immer noch nicht leben kann.
Söllner: Weil sie das Geld für anderes ausgeben. Ich bin schon lange für eine Autobahn-Maut, aber ich bin nur dann dafür, wenn das Geld zweckgebunden ausgegeben wird. Wie z.B. in Österreich jedes Pickerl das man dort kauft wird, wird für die Strassen ausgegeben. Da wird nicht ein Renten-Loch oder anderes wie bei uns damit gestopft. Deshalb haben sie die besten Strassen – wo wir einen Fleckerlteppich haben. Wenn bei uns eine Maut eingeführt würde, dann würden sie erst einmal die Rentenbeiträge erhöhen, weil sie die Rentner sowieso dauernd bescheißen. Und weil sie die Kinder dauernd bescheißen.
H & P: Weil das Geld von den Renten permanent veruntreut wird? Zahlen 40 Jahre ein und bekommen dann 900 Euro.
Söllner: Ja! Wenn sie´s überhaupt bekommen. Müssen dann auch noch aus der Wohnung raus in der sie 60 Jahre wohnen und dann schicken sie sie ins Alters- oder Pflegeheim. Weil die Kinder die Wohnung oder das Haus und das Erbe brauchen.
H & P: Müsste dieser Staat gerechter werden, damit die Bevölkerung menschenwürdig leben kann?
Söllner: Ich glaube, dass die Leute im tiefsten inneren die Sehnsucht nach Frieden haben, aber so wie sich die Politik verhält und was sie mit der Bevölkerung macht, geht das nicht. Unter dem Druck, den die Politiker auf die Bevölkerung ausübt, sind die Menschen nicht fähig dazu. Schauen sie sich doch mal die Leute an, die arbeiten und arbeiten, oder die allein erziehenden Mütter, und können trotzdem von dem Geld das sie verdienen nicht leben. Die Mütter sind gestresst und die Väter kommen gestresst von der Arbeit heim, sind genervt und haben keine Zeit für ihre Kinder. Und wenn sie Zeit haben können sie es nicht genießen, weil sie meinen durch den Druck den die Politik auf die Bevölkerung ausübt, funktionieren zu müssen. Sie haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie nicht den ganzen Tag jammern.
Ich habe mir meine Kinder genommen, bin mit ihnen Eis essen gegangen und sie mir auf den Schoss gesetzt – weil ich Zeit hatte. Selbst das konnte meine Frau nicht genießen, dass ich Zeit für meine Kinder hatte. Sie beschwerte sich darüber, dass ich nie daheim sei, obwohl ich fast immer da war, außer ich war auf Konzerten, weil ich Musiker bin. Das waren meine beiden Ehen, die gescheitert sind, weil man den Moment nicht genießen konnte. Ich dachte meine Frau würde das lernen. Ich glaube das schlimmste für sie war, dass ich meinen Job gerne gemacht habe.
H & P: Jammern die Leute, weil sie unter Druck stehen, meinen funktionieren zu müssen und nicht selbstbestimmt leben können?
Söllner: Meine Frauen haben keinen Druck gehabt. Ich weiß es nicht, ich kann es nicht wirklich nachvollziehen. Meine erste Ehe ist kaputt gegangen, weil ich nicht funktionieren konnte. Meine zweite Ehe ist kaputt gegangen, weil ich funktionieren wollte….
Wenn ich nicht ich sein kann, dann bin ich kein guter Ehemann, kein guter Vater und kein guter Musiker.
H & P: Hat das aber nicht etwas mit Erwartungen zu tun?
Ja, ich habe keine Erwartungen.
H & P: Wenn man aus dem Ausland wieder nach Deutschland kommt, ist das erste was auffällt, dass alles gleich aussieht. Die Landschaft, die Häuser, der Rasen, die Wohnungen, die Menschen. Keine Vielfalt. Verhalten sich die Leute dann nicht genau so?
Söllner: Selbstverständlich! Ist doch ganz klar. Wenn ich mir anschaue was die hier für Siedlungen und für einen sozialen Wohnungsbau bauen. Auf jeden Quadratmeter, Quadratzentimeter und Millimeter akkurat das gleiche. Alle schauen sie vom Balkon aus in die gleiche Richtung, alle gehen in die gleiche Richtung aus dem Haus raus, keine Individualität mehr.
H & P: Ist das nicht die Konformität, zu der Deutsche ohnehin neigen?
Söllner: Ja, wir werden dazu erzogen wieder im Gleichschritt zu marschieren. Wenn alle Häuser, jeder Schrank, jeder Rasen gleich ist, alle Bauern zur selben Zeit die Wiesen mähen, das ist für mich auch Gleichschritt und genauso uniform, wie wenn ich mir eine Uniform anziehe und mitmarschiere.
H & P: Die Konformität kann man also sehen?
Söllner: Auf jeden Fall! Wie auch bei den Jugendlichen, die alle gleich aussehen und alle den gleichen Jargon haben.
H & P: Wie bei der Echo-Verleihung? Der Rapper Lamar bekommt den Pulitzer-Preis für seine Texte und bei uns bekommen zwei Deutsch-Rapper für antisemitische Texte einen Echo?
Söllner: Das spiegelt die deutsche Musikindustrie wieder! Ich verstehe sowieso nicht wer da alles, einen Echo bekam. Ich gehöre zu den Glücklichen, die nie nominiert sind und nie nominiert werden. Peinlich finde ich, dass alle die vor dem Eklat, einen Echo bekommen und genommen haben, den jetzt zurückgeben, damit sie noch einmal in die Presse kommen und meinen sie sind dann ein „Guter“. Auch der Marius Müller-Westernhagen und all die anderen, die alle wegen ihrer Verkaufszahlen mitgemacht haben. Es ging schon immer nur um Verkaufszahlen, nicht um Kunst oder darum, ob man gut ist oder was man mit seinen Texten in der Gesellschaft Positives bewirkt hat. Wenn einer drei Millionen Platten verkauft hat, dann bekommt er einen Echo.
H & P: Was hat das mit Kunst und Musik zu tun?
Söllner: Gar nix! Damit machen sie die Musikindustrie kaputt. Weil jeder nur darauf schaut, dass er hohe Verkaufszahlen, hohe Einschaltquoten hat und viel Geld verdient. Es ist alles nur uniform.
H & P: Welcher Musiker außer Ihnen, macht den Mund auf und bezieht Position?
Söllner: Der Reinhard Mai, sonst fällt mir keiner ein. Vielleicht a bisserl noch der Konstantin Wecker? Und der ist auch schon sehr uniform, was ich nicht böse meine, aber es sitzen in den Konzerten halt lauter sechzig und 70-jährige, mit Speermantel und Jeansjacke, drin.
H & P: Sie meinen die Alt-Achtundsechziger?
Söllner: Ja genau! Ich hatte Glück, bei mir auf den Konzerten sitzt 25 abwärts, nicht aufwärts und vielleicht ein paar 60 und 70-jährige. Mein Publikum wächst mit und erneuert sich alle drei, vier Jahre. Und wenn ich denke es geht schlechter, dann sitzen auf einmal wieder vierzehn, fünfzehn, siebzehn, achtzehn und neunzehn-jährige mit ihren Eltern, die um die vierzig sind drin, die ihre Kinder mitbringen. Es ist unglaublich, manchmal weis ich nicht woran das liegt?
H & P: An ihrer Authentizität. Die Leute mögen in diesem Land Künstler die echt, authentisch sind und Klartext sprechen. Weil Politiker dies nicht tun.
Söllner: Ja, da haben sie recht und dazu gehört für mich auch Reinhard Mai. Er hatte es glaube ich auch nicht leicht, aber er genießt sein Leben trotzdem. Man hört auch nichts von ihm. Ich sage immer „Schuster bleib bei Deinen Leisten“ und ich kann eben Lieder schreiben. Zum ersten Mal schreibe ich für ein Jugend-Theaterstück die Musik und die Lieder – eine neue Herausforderung für mich. Die einzigen beiden Musiker, denen ich mal gerne die Hand schütteln würde, ist Reinhard Mai, den ich schon als 16-Jähriger gehört habe und Bob Dylan. Vielleicht noch Bob Marley, aber den lerne ich vielleicht später kennen.
Mein Musikspektrum ist groß, weil ich mir, sehr viel Musik anhöre. Ich kann nicht alt werden, weil auch meine Kinder wollen, dass ich mir alles anhöre. Wenn man mit 62 noch eine Tochter hat die 10 Jahre alt ist, kann man nicht alt werden. Meine Söhne fordern mich, da kann man nicht mit einem Rollwagerl durch die Gegend fahren. Da muss man fit bleiben und das war mein Glück.
Ich habe mit 44 zum ersten Mal Alkohol getrunken. Das einzige was ich konsumiert habe war Marihuana. Ansonsten nichts, weder Koks noch irgendetwas anderes. Früher, zeitweise exzessiver, aber heute rauche ich oft drei Monate gar nichts. Weil ich keinen Tabak mehr rauche, rauche ich auch kein Gras mehr. Wenn überhaupt, dann rauche ich es heute pur, manchmal vor Konzerten, wenn ich Geburtstag habe oder wenn ich auf einem Fest bin.
H & P: Haben sie deshalb noch nie Probleme mit der Bayerischen Polizei bekommen?
Söllner: Doch, freilich genug. Bis jetzt ist alles gut gegangen. Ich musste zwei MPU´s machen. Bei einer konnte ich den Psychologen überzeugen, indem ich ihm gesagt habe, dass ich fünf Kinder habe, zwei Häuser gebaut, einen Steuerberater und eine Sekretärin habe und nicht wie ein Arschloch mit dem Auto durch die Gegend fahre. Ich sagte ihm, dass ich weiter rauchen werde, auch wenn er mir meinen Führerschein nehmen sollte und ich kein Auto fahre, wenn ich geraucht habe.
H & P: Wissen Sie wie viele Jugendliche deshalb in Bayern Probleme mit der Polizei bekommen?
Söllner: Weiß ich! Aber das hat alles mir diesem System zu tun. Sie brauchen ihre Auszeit und wenn sie fünf Tage in der Woche, so Schule haben wie in diesem System, dann schießen sie sich am Samstag ab. Das hatten wir nicht. Um eins war die Schule aus. Wir haben keine oder wenig Hausaufgaben gehabt, haben keine Nachhilfe gebraucht, mussten nicht zum Klavier oder sonst wohin wie heute. Nix habe ich machen müssen. Wir haben frei gehabt und uns mit Freunden getroffen. Wir haben nicht um 10 Uhr ins Bett gehen müssen, oder um 11 Uhr, weil es egal war ob wir müde waren. Dann habe ich die Hausaufgaben morgens oder in der Pause gemacht, wenn nach der Pause Mathe war. Das geht heute nicht mehr. Die Kinder werden gedrillt – uniform.
H & P: Das bedeutet dann, dass Kinder keine Kinder mehr sein dürfen?
Söllner: Nein, dürfen sie auch nicht mehr! Von Anfang an nicht. Sie dürfen nicht mehr zappeln und wenn sie zu langsam sind, dann bekommen sie was, damit sie schneller werden. Und wenn sie zu schnell sind, dann bekommen sie was, damit sie langsamer werden. Wenn sie unkonzentriert sind, dann bekommen sie was, damit sie sich konzentrieren können. Wenn sie zu dick sind bekommen sie Pillen, damit sie abnehmen. Und später wundern sie sich dann, wenn sie für ihre Probleme mit Mädchen oder in der Ehe dann Alkohol oder Drogen nehmen, weil sie meinen damit ihre Probleme zu lösen. So wie die Eltern meinten Ritalin würden Probleme lösen.
H & P: Weil sie meinen funktionieren zu müssen?
Söllner: Nein, weil keiner mehr Zeit dafür hat, sich um den Schwächeren oder den der Probleme hat, zu kümmern. Meine Kinder haben auch rebelliert, als wir uns scheiden ließen, und dann mussten sie in die Schule und funktionieren. Und kein Lehrer hat den Anstand gehabt, obwohl sie wussten, dass sich die Kinder in einer schwierigen Situation befanden, ihnen Zeit zu geben sich wieder zu fangen oder in Ruhe zu lassen. Oder ihm trotzdem einen Dreier zu geben, damit er nicht sitzen bleibt.
H & P: Aber da geht es ja wieder um Menschlichkeit.
Söllner: Ja, und da sind wir wieder da wo wir begonnen haben und bei der Politik. Es funktioniert nicht ohne Liebe, da draußen. Und diese Politiker werden Liebe und Menschlichkeit nicht vermitteln. Der Seehofer liebt niemand, der Söder liebt niemand und die Merkel liebt niemand.
H & P: Die sind aber alle verheiratet.
Söllner: Das bedeutet nichts. Ich war auch zwei Mal verheiratet. Das hat doch keine Bedeutung, sogar der Gauweiler war verheiratet. Und selbst den Kohl, als er sich nicht mehr rühren konnte, hat noch jemand geheiratet. Das hat überhaupt keine Bedeutung.
H & P: Was schlagen Sie vor?
Söllner: Die Leute sollen darauf hinarbeiten, dass sich, wenn sie abends nach Hause kommen, jemand auf sie freut. Das ist eine gute Arbeit. Und wenn das nicht so ist, dann kann ich nur jedem empfehlen, sich hinzusetzen, sich zehn Sekunden Zeit zu nehmen und zu überlegen ob es nicht auch an ihm liegen könnte, wenn sich niemand freut. Nicht auf andere schieben, nicht einen vorschieben und nicht immer bei anderen die Fehler suchen und anderen die Schuld geben.
Nein, sondern sich hinsetzen und überlegen, ob nicht er selbst verantwortlich ist, um sich anschließend bei seiner Frau oder Kindern zu entschuldigen, für sein Benehmen, für seine Ausraster oder Fehler. Und wenn es nicht an ihm liegt, dann dem anderen sagen, damit er sich ändern kann.
Und: “Lasst Euch nichts gefallen, wehrt Euch!”
Das Interview führte Astrid Ebenhoch, Journalistin und Herausgeberin von Hounds & People.
Kommentare sind geschlossen, Trackbacks und Pingbacks offen.