Wir müssen innehalten, mit dem was wir sagen und anschließend tun! Uns gegen die Verrohung der Gesellschaft, Hass und Hetze, sowie die weitere Zunahme von Rassismus und Antisemitismus stellen. Zivilen Ungehorsam im Namen der Menschlichkeit und des Anstands leisten.
Anstand, also die Fähigkeit Recht von Unrecht zu unterscheiden, scheint in Deutschland inzwischen ein Fremdwort zu sein! Die Gesellschaft verroht – Menschlichkeit scheint es nicht mehr zu geben: „Jeder, gegen Jeden“ und der eigene Vorteil zählt – ohne Rücksicht auf andere. Gier und Geiz ist geil. Grenzüberschreitungen und Aggression steigen.
Umgangsformen, Respekt, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gibt es nicht mehr! Das Niveau und der Respekt im Umgang miteinander befinden sich auf dem Tiefpunkt. Der Intelligenz-Quotient sinkt stetig weiter. Vorbilder gibt es keine! Ausbeutung, Respektlosigkeit und Unmenschlichkeit gegenüber Angestellten in den Firmen und der Politik. So wie Menschen in den Firmen aber behandelt werden, so behandeln sie auch andere. Demnach muss also auch damit begonnen werden, die Führungsetagen und Politiker austauschen.
Die Stärke einer Nation ist an dem Sozialverhalten, der Solidarität, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Menschlichkeit der Gesellschaft festzustellen und wie diese mit Tieren und der Natur umgeht. Lebensqualität entsteht nicht durch die Landschaft, sondern durch die Menschen die in dieser leben.
In welcher Gesellschaft wollen wir also eigentlich leben?
Aus Verharmlosung, Ignoranz, Vorurteilen, blindem Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Hass und Hetze entwickelte sich wieder offener Judenhass. Juden leben wieder in Angst und sind in Deutschland nicht mehr sicher, wenn sie die Kippa oder den Davidstern tragen.
In Berlin wurde am Dienstag ein israelischer Gastronom am helllichten Tag zunächst wegen der Israelpolitik, dann wüst antisemitisch beschimpft und ihm der Holocaust gewünscht. Seine Frau dokumentiert den Vorfall mit ihrem Handy. Die Mentalität des Wegsehens, der Ignoranz, Feigheit, Heuchelei und Opportunismus der Gesellschaft, sowie die Untätigkeit, das Versagen der Behörden, Politiker und Medien, haben Folgen: Antisemitismus und Rassismus ist in Deutschland wieder salonfähig – der braune Mob war schon immer da, nun kommt er aus seinen Löchern.
Vorurteile, Rassismus und Antisemitismus werden von Generation zu Generation weiter gegeben. Wenn dieses Land aus der Vergangenheit etwas gelernt hat, dann hat jeder Einzelne die Pflicht dies zu beweisen und im Namen der Menschlichkeit und des Anstands hiergegen vorzugehen und einzuschreiten.
Das was Menschen verbindet ist Humanität.
Wie der Busfahrer in Berlin am Freitag, der eine rassistische Frau aus dem Bus verwies, nachdem sie einem Schwarzen den Sitzplatz verweigerte. Auf Twitter wurde er dafür gefeiert und bekam Rückendeckung von seinem Arbeitgeber den Berliner Verkehrsbetrieben. Als hätten sich die Menschen auf Twitter nach einem solchen Zeichen des Anstands und der Nächstenliebe gesehnt, schrieben sie: “Frohe und gesegnete Weihnachten! Es tut so gut zu lesen, dass es solche Menschen auch gibt!”
Eine Leserin von uns postete auf Facebook hierzu: “Ich habe einen syrischen Sohn der viel mit dem Zug oder Bus fährt. Wenn er sich auf einen leeren Doppelsitz setzt, setzt sich sehr selten jemand neben ihn. Dabei würde er sich nichts mehr wünschen, wenn sich jemand neben ihn setzt. Wenn sich dann noch jemand mit ihm unterhält, dann ist das für ihn ein Highlight des Tages.”
Mich erinnerte dieses rassistische Verhalten im 21. Jahrhundert, an Rosa Parks, Martin Luther King und die dunkle Vergangenheit in diesem Land.
Wir müssen damit beginnen respektvoll und freundlich miteinander umzugehen. Vor jeder Tat steht zunächst ein Gedanke, eine Grundhaltung – die dadurch sichtbar wird wie wir uns verhalten. Das Verhalten jedes Einzelnen verrät nicht nur seinen Charakter, seine Bildung, Umgangsformen und sein Sozialverhalten – sondern auch das einer ganzen Gesellschaft.
Wir müssen also entscheiden in welcher Gesellschaft wir leben wollen, diese selbst gestalten und Verantwortung für diese übernehmen. Wir müssen damit beginnen unser Verhalten zu reflektieren. Den Abgründen – wie Vorurteile, Intoleranz, Dummheit, Egoismus, Hass, Hetze, Neid, Missgunst, Rassismus und Antisemitismus – die in dieser Gesellschaft immer mehr sichtbar werden, entgegen treten, jeder Einzelne.
Wir sind inzwischen wieder in einer Zeit angekommen in der jeder die Pflicht zum zivilen Ungehorsam hat und wie Hannah Arendt sagte: “Das Böse ist ein Oberflächenphänomen. Wir widerstehen dem Bösen nur dann, wenn wir nachdenklich bleiben. Das heißt, indem wir eine andere Dimension erreichen, als die des täglichen Lebens. Je oberflächlicher jemand ist, desto eher wird er sich dem Bösen ergeben. Das ist die Banalität des Bösen. Ein Anzeichen für eine solche Oberflächlichkeit ist der Gebrauch von Klischees. Und Eichmann war ein perfektes Beispiel dafür.” Eine solche Oberflächlichkeit war aber nicht nur bei den damaligen Kriegsverbrechern, den Nazis zu finden, sondern ist vor allem heute in der Gesellschaft weit verbreitet.
Wir haben dieses Jahr einen der größten Mitstreiter für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Anstand verloren. Mein lieber Freund und Kollege Jürgen Roth hat den Kampf gegen den Krebs verloren und hinterlässt eine große Lücke, die niemand füllen kann. Ich vermisse ihn sehr.
Danke, für die Artikel, die gute Presse-Zusammenarbeit, Loyalität und Unterstützung, liebe Autoren und Kollegen: Jürgen Roth, Eric T. Hansen, Michel Abdollahi, Ingo Brandt, Felix Leopold, Michael Hufnagl, Joachim Widmann, Enno Lenze, Lizz Green und allen anderen, wie auch unseren Lesern - die unabhängige Pressearbeit unterstützen!
Zum Schluss noch ein Zitat aus dem Talmut, das sehr gut zu den derzeitigen Ereignissen und Entwicklungen passt: “Beobachte deine Gedanken, denn sie werden deine Worte. Beobachte deine Worte, denn sie werden deine Taten. Beobachte deine Taten, denn sie werden deine Gewohnheiten. Beobachte deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Beobachte deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.”
Frohe Weihnachten! Merry Chrismas everyone! Happy Chanukka!!
Ihre Astrid Ebenhoch
Journalistin und Herausgeberin von Hounds & People
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