Unsere Hunde verfügen über eine unglaubliche Fähigkeit uns Menschen permanent zu „lesen“.
Zudem sind sie ständig bemüht zu verstehen, was wir von ihnen wollen. Kein Wunder, die Mensch-Hund-Beziehung währt seit sehr langer Zeit. Der bislang älteste Fund eines Hundes stammt aus dem etwa 14.000 Jahre alten Doppelgrab von Oberkassel am Rhein. Aus dem Neolithikum des vorderen Orients (Catal Hüyük, Anatolien, ca. 90000 Jahre alt) stammen die ältesten uns bekannten Abbildungen (Jagdszenen) von Hunden. Wir sind so zusagen auf einander „geeicht“.
Erik Zimen sagte bereits: „Der Hund ist doppelt sozialisiert: einerseits auf Hunde und andererseits auf den Menschen.“ Sofern man ihnen auch die Chance dazu gibt. In meiner Tätigkeit als Tierpsychologin fungiere ich als Vermittlerin zwischen Tier und Mensch.
Dabei ist mir die ganzheitliche Betrachtung des Hundes wichtig: seine körperlichen, emotionalen und geistigen Fähigkeiten. Meist ist eine Fähigkeit in der Entwicklung langsamer und darauf ist bei Jungtieren zu achten. Manche Hunde tragen ein Handicap mit sich herum zum Beispiel durch eine reizarme Aufzucht, in der Frühprägephase bereits traumatisierte Hunde u.a.m.!
Wir können mit unseren Hunden nur kommunizieren, wenn wir seine Sprache, sein Verhalten, sein Wesen verstehen. Im Umgang mit unseren Vierbeinern sind Empathie, Geduld, Gelassenheit, Ruhe und Konsequenz hilfreiche „Werkzeuge“. Spüren, schauen und hören wir einfach hin, was uns unser Hund zu sagen hat!
Respekt vor dem Geschöpf Hund bedeutet für mich, ihn in seinem Hundewesen anzunehmen. Mit all seinen Eigenheiten und Individualitäten. Er ist ein Hund und wird sich immer wie ein Hund verhalten und gut ist es. Er kennt kein richtig oder falsch seines Verhaltens. Verhalten funktioniert oder funktioniert eben nicht. Mit anderen Worten ausgedrückt: es ist sicher oder gefährlich gewisse Verhaltensweisen auszuführen. Im Beisein des Hundehalters ist manch Verhalten „gefährlich“, wie Futterstehlen vom Tisch! Der Hund hat immer einen Grund für sein Verhalten. Wir dürfen Verhalten als eine Anpassung an aktuelle Umweltbedingungen sehen. Daher ist auch das so genannte Problemverhalten eine Form der Anpassung. WAS genau in seinem Hundekopf gerade vor sich geht, werden wir nie zu 100% wissen. Wozu auch.
Die Grundlagen für ein erfolgreiches Verhaltenstraining sind Vertrauen, die darauf aufbauende vertrauensvolle Beziehung und eine für den Hund klare berechenbare Kommunikation mit ausreichend positivem feedback. Diese eindeutige Kommunikation gibt ihm Sicherheit in der vom Menschen bestimmten Welt. Wir sind der Verantwortungsträger im Mensch-Hund-Gespann und der Hund ist heil froh darüber! Er will gewiss nicht der Boss sein, sondern überlässt uns nur zu gerne die Verantwortung, insbesondere in schwierigen Situationen.
Unsere Hunde sind Meister im „Ausbügeln“ unserer Kommunikations- und Verhaltensfehler. Immer wieder faszinierend! Häufig übernehmen sie unsere Emotionen. Das hat sicher jeder von uns schon beobachtet. Sind wir zum Beispiel angespannt, nervös, gestresst wird unser Hund dies entweder übernehmen und oder versuchen einen Ausgleich zu schaffen. Manchmal scheint in dies wie zu verwirren, sind es ja auch nicht seine Emotionen. Dies kann sich in einer Übersprungshandlung wie Gähnen zeigen. Daher ist ein Verhaltenstraining auch nur sinnvoll, wenn wir selbst einigermaßen entspannt sind. Zudem ist Lernen unter Stress nur sehr bedingt oder zumindest sehr erschwert möglich. „In Ruhe, Geduld und Gelassenheit liegt die Kraft!“
Mit etwas Verspätung ein kurzes feedback auf Deinen Beitrag. Hunde sind wie wir Menschen individuell höchst verschieden und haben wie wir Menschen Sympathien und Antipatien. Zudem spielt natürlich auch immer das Maß der Selbstkontrolle, der Frustrationstoleranz und der Reizschwelle mit hinein. Ich liebe die Originale unter den Tieren, das war schon immer so. Zu Deinem Hund kann ich jetzt nicht so viel sagen, weil ich weder weiß wie er geführt wird (Halsband? Geschirr? Flexileine?…) noch wie Eure Beziehung aussieht und wie viel Aufmerksamkeit und Konzentration er Dir grundsätzlich schenkt. Wurde er mit Leinenruck erzogen, ist er körperlich wie geistig ausgelastet, wie alt ist er… viele Eventualtitäten, die ich mir in meiner Arbeit immer sehr genau besehe. Es soll NIE zu einem Kräftemessen kommen zwischen Hund und Mensch. Ein kleiner Hund sollte genauso an der Leine geführt werden können bzw. sich an der Körpersprache und den verbalen Signalen des Menschen orientieren wie ein großer Hund. Es gibt freilich Techniken wie der richtige Griff ins Brustgeschirr, die bei schwierigeren Hunden angewandt werden können. Reine Leinenaggressionn kann man mit Training in den Griff bekommen. Das Fundament ist die Aufmerksamkeit, Training immer nur in kleinen Schritten (!) und ein Verhalten muss zuerst ohne Ablenkungen gut eintrainiert sein, ehe es mit Ablenkungen funktionieren kann… eine umfangreiche Thematik.
Klingt super was Du schreibst, ist nur leider nicht immer so einfach umzusetzten. Ich habe auch einen Hund der sehr anstrengend ist, mal sehr lieb auf andere Hunde reagiert, und manchmal wie eine Bestie. Ich kann ihn nie einschätzen. Hinzu kommt das er auch sehr kräftig ist und ich manchmal Schwierigkeiten habe mich auf den Beinen zu halten wenn er ausrastet. Habe auch schon mit zwei Hundetrainern gearbeitet, aber wir sind noch nicht weiter gekommen. Ich liebe meinen Hund über alles,er mich auch, und ich werde ihn niemals wieder abgeben. Es ist mein vierter Hund und alle sind bei mir alt geworden.Einen hab ich selber großgezogen, der war perfekt. Die anderen waren alle aus dem Tierschutz. Werde bald Urlaub mit meinem Hund machen, und es gruselt mich ein wenig.