München – Dienstag Nachmittag, 13 Tage vor diesem Weihnachtsfest. Frau S. die rüstige 77jährige Rentnerin fuhr mit ihrem kleinen Jeep zu einen Feldweg um dort, wie schon oft, mit ihren beiden kleinen Hunden spazieren zu gehen.
„Valentin“ ist ein 10 Jahre alter reinrassiger hellbeiger Cairn-Terrier der eigentlich seit dem „Lizza“ da ist, eine hellbeige Tibet-Terrier Mischlings Hündin, zu Hause nicht mehr viel zu „melden“ hat. Nachdem sein Bruder starb kam „Lizza“ aus Griechenland, die das Überleben auf der Straße gelernt hatte. Seit dem ist sie die “Chefin”. Was sie „sagt“, wird gemacht. Weil sie ihr neues zu Hause und ihre beiden neuen Besitzer sehr liebt, dreht sie schon mal auf einem Spaziergang mit ihrem Herrchen einfach um und läuft nach Hause, um nach zu sehen ob ihr Frauchen noch da ist. Ihre größte Sorge ist es offenbar auch nicht mehr in das Haus gelassen zu werden.
Auf der Fahrt zu dem Feldweg begann es an diesem Nachmittag stark zu schneien. Dort angekommen hielt Frau S. an um ihre beiden Hunde „Valentin“ und „Lizza“, die es kaum abwarten konnten, schon mal aus dem Auto zu lassen. Anschließend suchte sie eine Stelle um ihr Auto am Wegrand zu parken. Dabei geriet ihr Auto auf eine vereiste Fläche. Der kleine Jeep mit Vierradantrieb rutschte auf der Eisfläche entlang. Frau S. verlor die Kontrolle über das Fahrzeug, bremsen und lenken war zwecklos. Das Auto rutschte mit dem rechten Rad gegen eine Angrenzung am Wegrand. Alles ging sehr schnell, dann kippte das Auto auf die linke Fahrerseite. Frau S. war in ihrem Auto eingeklemmt. Durch das rechte Seitenfenster konnte sie den Himmel sehen, der sich durch den herabfallenden Schnee auf die Scheibe immer mehr verdunkelte. Der Feldweg ist abgelegen und war Menschenleer. Die nächste bebaute Siedlung entfernt. Ihr erster Gedanke und die grösste Sorge galt ihren beiden Hunden, die sie aufgeregt und unaufhörlich draußen bellen hörte.
In der Hoffnung vielleicht von jemanden gehört zu werden begann Frau S. zu hupen. Vielleicht hörte sie jemand in der Gärtnerei oder in dem Steinlager, die sich in dem Umgebung befanden. „Was mache ich“, dachte sie, „wenn die Batterie lehr ist und mich niemand findet?“ Das Hupen war vergeblich. Der Gedanke verflog, als die Sorge um ihre beiden Hunde wieder da war und die Angst davor, sie könnten überfahren werden. Das Bellen von „Lizza“ und „Valentin“, die immer noch unaufhörlich und aufgeregt bellten, entfernte sich immer mehr, wurde immer leiser und die Sorge um sie grösser. Daran ob sie vielleicht verletzt war dachte sie nicht.
Inzwischen waren 30 Minuten vergangen. In dem Moment als sie daran dachte, vielleicht nicht gefunden zu werden oder ob ihren beiden Hunden etwas zustoßen ist, schaute ein Mann durch die Windschutzscheibe in das umgekippte Auto und sagte ihr, dass er Hilfe gerufen hätte. Die beiden kleinen Hunde seien zu der nächsten befahrenen Straße gelaufen, hätten unaufhörlich und aufgeregt gebellt. Dabei seien sie auf der Strasse immer hin und her in die Richtung des Feldwegs gelaufen. Weil dem Mann das Verhalten der beiden kleinen Hunde merkwürdig vorkam, sei er hinterher gegangen und sah dann den Unfall mit dem umgekippten Auto.
Nach weiteren 15 Minuten kamen Polizei, Rettungswagen und Feuerwehr. Nachdem sich der Unfall an der Grenze zu drei Stadtteilen ereignete, kamen aus allen drei Einsatzfahrzeuge. Frau S. konnte die Signale der Polizei, Feuerwehr und Sanitätsfahrzeuge hören und war etwas erleichtert. Gerade als sie wieder daran dachte, wie es ihren beiden Hunden geht, beugte sich eine freundliche Polizistin, Polizeihauptmeisterin Zauner, in das umgekippte Auto und beruhigte sie. Die einfühlsame und hundefreundliche Polizistin erkannte die große Sorge um ihre beiden Hunde und beruhigte sie erneut. Sie und ihr Kollege Hähnlein, beide kamen vom Polizeirevier am Prinzregentenplatz, würden so lange da bleiben bis sie befreit sei und sich um ihre Hunde kümmern. Die beiden kleinen Hunde seien im Polizeiwagen und würden auf sie warten, sie solle sich keine Sorgen machen.
Dann ging alles sehr schnell. Ein Feuerwehrmann kam um sie zu befreien. Nachdem die Befreiung durch die nach oben gerichtete Beifahrertüre nicht möglich war, kamen weitere Feuerwehrleute durch die Heckklappe und arbeiteten sich nach vorne. Zunächst entfernten sie den Rücksitz, anschließend die Rückenlehne des Fahrersitzes auf dem Frau S. saß. Dann war es geschafft und sie war befreit.
Im wartenden Sanitätswagen, wurde sie anschließend ausgiebig untersucht. Die beruhigende und freundliche Betreuung der beiden Polizisten, hatte dazu geführt, dass sich selbst der Blutdruck normalisierte. Trotz des Schocks den Frau S. durch den Unfall eigentlich hatte, stellten die Sanitäter wie ein Wunder fest, dass Frau S. unverletzt war. Sie erzählten ihr bei der Untersuchung von ihren Hunden und bedankten sich bei Frau S. Sie hätte den Sanitätern einmal zu einem angenehmen Nachmittag verholfen, nachdem ihr, nach so einem Unfall, nichts passiert sei und sie unverletzt blieb. Anschließend sorgten die beiden Polizisten dafür, daß Frau S. mit „Lizza“ und „Valentin“ nach Hause gebracht wurden. Der kleine Jeep war nicht mehr fahrtauglich und musste abgeschleppt werden.
Erst zwei Tage später traten die Folgen nach dem Schock durch den Unfall, wie Übelkeit, Schwindel und Herz-, Kreislaufbeschwerden, auf und wurden behandelt. Frau S. geht es inzwischen wieder gut und hat alles gut überstanden.
„Lizza“, wich ihrem Frauchen seit diesem Tag nie mehr von der Seite. Bei jedem Spaziergang mit ihrem Herrchen lief sie wieder nach Hause, um nachzusehen ob sie noch da ist. Nach 1o Tagen beruhigte sie sich zwar, fand wieder Vertrauen und konnte davon überzeugt werden, dass sie ihr neues zu Hause nie mehr verlieren wird. Sicherheitshalber beobachtet sie ihr Frauchen aber zu hause immer noch und folgt ihr auf Schritt und Tritt. Man kann ja nie wissen…