Heute vor fünfzig Jahren am 4. April 1968 starb Rev. Dr. Martin Luther King Jr.
Einen Tag davor hielt er in Memphis, Tennessee seine letzte Rede ”I’ve been to the mountaintop”.
Er hatte kurz davor erneut Morddrohungen bekommen. “Ich weiß nicht, was jetzt geschehen wird. Schwierige Tage liegen vor uns, aber das macht mir nichts aus. Denn ich bin auf dem Gipfel des Berges gewesen. Ich mache mir keine Sorgen. Wie jeder andere würde ich gerne lange leben, ein langes Leben hat seinen Wert. Aber darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken.”
Vor dem ”Poor Peoples March” wurde Martin Luther King nach Memphis, Tennessee gerufen, wo die Armut und Ausbeutung am grössten war.
Nachdem er die “Poor Peoples Campain” initiierte und durch die Medien bekannt wurde, sollte am 2. Mai 1968 in Washington mit mehr als 3000 Menschen der “Poor People’s March” für arme Leute in den Vereinigten Staaten und wirtschaftliche Gerechtigkeit stattfinden.
Die Demonstranten sollten 6 Wochen in einem Protestcamp in Washington bleiben, wirtschaftliche Gerechtigkeit und Menschenrechte für arme Amerikaner unterschiedlicher Herkunft fordern. Im Februar 1968 forderte King vom Kongress 30 Milliarden Dollar, um die Armut zu bekämpfen, Vollbeschäftigung, ein garantiertes Einkommen und den jährlichen Bau von 500.000 bezahlbaren Wohnungen.
Nach der Rede “I’ve been to the mountaintop” am 3. April in Memphis, Tennessee, war eine weitere gewaltlose Demonstration am 8. April 1968 in Memphis geplant.
Einen Tag danach, wurde er am 4. April 1968 um 18.00 Uhr auf dem Balkon des Lorraine Motel in Memphis, im Beisein von dem damaligen Bürgerrechtler und heutigen Kongressabgeordenten Jesse Jackson, von einem Heckenschützen erschossen. Selbst FBI-Agenten die ihn begleiteten, konnten dies nicht verhindern.
Robert F. Kennedy, der ehemalige Justizminister, informierte kurz nach dem Attentat die amerikanische Öffentlichkeit: “I have very bad news for all of you, …, and that is that Martin Luther King was shot and was killed tonight.” Zwei Monate später wurde Robert Kennedy selbst erschossen.
In seiner Rede “I’ve been to the mountaintop” am 3. April 1968 in Memphis Tennessee sprach Martin Luther King mehr als 40 Minuten, dass er in ein gelobtes Land blicken würde, das er vielleicht nicht erreichen würde. Aber in dieser Rede geht es um viel mehr als um das leben und das Schicksal von King. Diese Rede war ein Ruf nach wirtschaftlicher Gerechtigkeit in den Vereinigten Staaten, eine Forderung, die auch heute nicht nur in den USA, sondern auch in Europa relevant ist.
Am 28. August 1963 hielt Martin Luther King seine legendäre Rede “I have a Dream” – seine Vision und Traum war eine Welt ohne Hass, Gewalt und Rassismus. An dem “Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit” vor dem Lincoln Memorial in Washington, D.C. beteiligten sich mehr als 250.000 Menschen, darunter 60.000 Weiße und sechs weitere schwarze Führer, um die Bürgerrechts-Gesetzgebung Präsident Kennedys zu unterstützen.
1968 war Martin Luther King ein anderer Mensch. King hatte begonnen über Lösungen gegen die Armut zu sprechen und einen Plan, wie er dies erreichen könnte, wozu auch der “Poor Peoples March” in Washington gehörte.
Vorher wurde er nach Memphis gerufen, um streikende afroamerikanische Müllmänner zu unterstützen, die weniger als einen Dollar in der Stunde verdienten und ihre Gewerkschaften nicht anerkannt wurden. Als King dort eintraf trugen die Arbeiter Plakate mit der Botschaft: “Ich bin ein Mensch”.
Die Organisatoren des Streiks der Arbeiter im Memphis hatten die Kontrolle verloren. Gewalt brach aus. Dies führte zu einer negativen Berichterstattung in den Medien, auch über den geplanten “March in Washington”. Trotzdem hielt Martin Luther King seine Rede ”I’ve been to the mountaintop” in der Nacht am 3. April 1968. Am nächsten Tag wurde er erschossen.
Martin Luther King war nicht nur Bürgerrechtler für Menschenrechte, propagierte den zivilen Ungehorsam, kämpfte nicht nur gegen Rassismus, Hass, Gewalt, Diskriminierung und Unterdrückung. Er hatte auch eine Vision für mehr wirtschaftliche, soziale Gerechtigkeit und wusste, dass er sich in Lebensgefahr befindet.
King war ein Vorreiter, Visionär und Kämpfer für Gleichheit und Menschenrechte, von denen es heute nur noch sehr wenige gibt, die aber dringend nötig wären um gegen die gleichen Probleme vorzugehen. Wenn wirtschaftliche Probleme der Bevölkerung und Lösungen ignoriert werden, wenn Menschen von dem Einkommen ihrer Arbeit nicht mehr leben können, wenn zu wenige bezahlbare Wohnungen vorhanden sind und Menschen deshalb keine Chance haben, nach einem glücklichen Leben und Freiheit zu streben.
Martin Luther King sah seine und die Aufgabe seiner Volks- und Bürgerrechtsbewegung auch darin, für eine radikale Umverteilung von Reichtum und Wirtschaftsmacht im Land zu kämpfen.
Die Bedeutung der Rede “I’ve been to the mountaintop” von Martin Luther King ist deshalb heute genauso relevant – wie vor 50 Jahren.
Nach der Ermordung von Martin Luther King kam es in über 110 Städten in den USA zu Krawallen, bei denen 39 Menschen starben, 2.000 verletzt und 10.000 verhaftet wurden.
An dem geplanten Protestmarsch in Memphis am 8. April 1968 nahmen friedlich 35.000 Menschen teil, der von seiner Frau Coretta Scott King angeführt wurde.
Präsident Johnson stellte am gleichen Tag in einer Rede ein umfangreiches Hilfsprogramm für Schwarze in Aussicht.
Die Beerdigung von Martin Luther King Jr. fand am 9. April 1968 in Atlanta auf dem South View Cemetery statt, an 50.000 Menschen teilnahmen.
Am 11. April 1968 verabschiedete der US-Kongress ein Gesetz für die Gleichberechtigung bei Mietpreisen und dem Erwerb von Wohneigentum (Civil Rights Act von 1968; auch Fair Housing Act genannt).
Am 16. April erkennt die Stadt Memphis die Gewerkschaft der Afroamerikaner an und garantiert bessere Löhne.
Als Nina Simone die Nachricht über den Tod von Martin Luther King erreichte, schrieb sie für ihn und sein Lebenswerk den Song: “Why? (The King Of Love Is Dead)”.
“Sie können den Träumer töten, aber sie können niemals den Traum töten.” Martin Luther King
Astrid Ebenhoch ist Journalistin und Herausgeberin von Hounds & People.
Siehe auch:
- Nina Simone: The King of love is dead
- Obama erinnert an den “Bloody Sunday” in Selma
- Obama würdigt Martin-Luther King
- „I have a dream“ Martin Luther King vor 50 Jahren – und heute?
- Sister Rosa – Rosa Parks wäre 100 Jahre
- Hannah Arendt: “Die Pflicht zum zivilen Ungehorsam”
- Rechtspopulismus, Missgunst, Neid und Hass,lö
- Donald Trump – rechter Terror in Charlottesville und USA
- Das Interwiew mit Donald Trump und Kallstadt
- Rechtextremismus und Faschismus wurde nicht durch die Wahl legalisiert
- Organisierter Natonalismus und Rechtspopulismus
Martin Luther King in Memphis
Beerdigung Martin Luither King
Nina Simone – Why? The King Of Love Is Dead
Kommentare sind geschlossen, Trackbacks und Pingbacks offen.