Wenn einige Hundebesitzer mit ihrem Hund als „Mami und Daddy“ sprechen und vielleicht als Kinderersatz betrachten, wird dies oft belächelt und verurteilt. Was aber viele Hundebesitzer vielleicht bereits wissen, wurde nun wissenschaftlich bestätigt.
Hunde haben nicht nur das gleiche Bindungsverhalten wie Menschen.
Sie benötigen auch die Anwesenheit ihres Menschen der ihnen Sicherheit gibt, um ihre Umwelt zu erkunden, zu Lernen, zu Spielen und Aufgaben lösen zu können.
Hunde und Kleinkinder verhalten sich ähnlich.
Dieser Vergleich ist in der Bevölkerung verpönt und wird als „Vermenschlichung“ abgetan. Immerhin geht es auch darum die Alleinstellung und die vermeintliche „Einzigartigkeit“ des Homo Sapiens heraus zu stellen, der über den Tieren steht.
Dabei gibt es inzwischen unzählige wissenschaftliche Arbeiten, die beweisen wie ähnlich sich Kleinkinder und Hunde verhalten. Längst haben Wissenschaftler bewiesen, daß nicht nur Menschen kognitive, intelligente Fähigkeiten besitzen, sondern auch Hunde.
Wie kein anderes höher entwickeltes, intelligentes Säugetier lebt der Hund mit dem Menschen seit mehr als 16.000 Jahren zusammen. Durch seine Anpassung und das Leben mit ihm ist er so eng verbunden.
Nachdem der Mensch für den Hund die Rolle des wichtigsten und oft einzigen Sozialpartner übernimmt, ist die tiefe Verbundenheit zwischen Hunden und ihren Menschen ähnlich wie die bei kleinen Kindern und ihren Eltern, so die Ergebnisse der Wissenschaftler in Wien.
Auch Hunde haben das Bedürfnis Beziehungen zu ihren Artgenossen und ihren Menschen aufzubauen.
Die Bindung eines Säuglings an seine Bezugsperson sei eine evolutionär verankerte Reaktion, die das Überleben des noch unselbständigen Kleinkindes sichern würde. Dies würde sich nicht nur im täglichen Leben, sondern auch beim Lösen von kognitiven Aufgaben bemerkbar machen. Hunde würden ein eben solches angeborenes Bindungsverhalten wie Menschen besitzen, dass ihr Überleben sichert. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler an der University of Veterinary Medicine, Wien (Vetmeduni Vienna).
Die Wissenschaftler untersuchten das Bindungsverhalten von Hunden und stellten fest, wie auffallend ähnlich eine Eltern-Kind-Beziehung und die Hund-Mensch-Beziehung ist. Ähnlich wie Kleinkinder, die die Anwesenheit ihrer Eltern benötigen um sich sicher zu fühlen, der sogenannte „sichere-Basis-Effekt“, sei dies auch bei Hunden so. Die Wissenschaftler testeten ob sich das Verhalten der Hunde verändert, wenn ihre Besitzer anwesend oder abwesend waren, wenn sie ihre Umwelt erkunden, Spielen oder Probleme lösen sollten.
Der Mensch gibt seinem Hund Sicherheit, ähnlich wie bei Kleinkindern – Vater und Mutter.
Bei den wissenschaftlichen Untersuchungen seien die Hunde auffällig motivierter gewesen Aufgaben mit Futter zu lösen, wenn ihre Besitzer anwesend waren. Wurden sie von ihren Besitzern allein gelassen hätte die Not durch die Trennung dazu geführt, daß sie selbst an Futter nicht mehr interessiert gewesen seien. Der Besitzer des Hundes, sei auch durch die Anwesenheit eines fremden Menschen nicht zu ersetzen gewesen. Die Hunde hätten die Motivation verloren spielerische Aufgaben, trotz Futter und Spielzeug, zu lösen und fühlten sich wegen der Trennung von ihrem Menschen, wie Kleinkinder, verloren.
Die Wissenschaftler testeten 30 Hunde mit ihren Besitzern. Die Hunde mussten im ersten Versuch mit Schnauze und Pfote an das Futter heran kommen, das in Spielzeug gefüllt war. Dabei war der Besitzer entweder anwesend und motivierte den Hund verbal, war anwesend und verhielt sich ruhig und passiv, oder hatte den Raum verlassen und war nicht anwesend.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Hunde kaum motiviert waren und aufgaben, wenn ihre Besitzer nicht anwesend waren. Wenn ihre Besitzer im Raum waren, auch wenn sie sich nur passiv verhielten, waren die Hunde motiviert und daran interessiert ihre Aufgabe zu lösen.
Im nächsten Versuch wurde die Bezugsperson des Hundes durch einen für den Hund unbekannten Menschen ersetzt. Die Hunde ignorierten den fremden Menschen, gaben genauso schnell auf und waren ebenso unmotiviert, wie in dem Test bei dem ihr Besitzer nicht anwesend war. Die Sicherheit die der Hund benötigte konnte ihm nur sein Besitzer geben und keine fremde Person, so das Ergebnis der Wissenschaftler.
Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass Hunde durch die Anwesenheit ihrer Besitzer, ähnlich wie Kinder, Sicherheit bekommen. Warum sich Hunde ebenso wie Kleinkinder verhalten und wie sich dieses Verhalten entwickelte würde in weiteren Forschungsprojekten künftig untersucht werden.
Wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht in: PLoS ONE 2013 doi: 10.1371/journal.pone.0065296;
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Foto: Unbekannt
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