Aber wer überprüft das schon? Niemand! Warum auch, solange die Zeitung gekauft und geglaubt wird was da steht. Nicht nur in einschlägig bekannten Blättern, sondern inzwischen auch in seriösen Tageszeitungen, liest man Halbwahrheiten. „Zusammengeschustert“ aus Wahrheiten die aus dem Internet stammen, wird eine Story – durch weglassen oder hinzufügen – auf verkaufsfähig „getrimmt“.
Der Zweck: Auflagenerhöhung um jeden Preis!
Die Ursache: Der Presse schwimmen die „Felle“ davon!
Werbekunden laufen davon – kein Wunder – und investieren im Internet. Hinzu kommt mangelhafte Aus-, und Bildung sogenannter Journalisten, schlechte Bezahlung, Inkompetenz, Druck. Volontäre sind eben keine seriösen Journalisten die ihr Handwerk verstehen, wenn es die überhaupt noch gibt. Seriöse Recherche findet kaum noch statt.
Herablassend, überheblich „schaut“ die Presse auf Blogger, Internetzeitungen und Magazine herab. Hängt aber dem Internet hinterher. „Klaut“ trotzdem dort und schreibt ab und um. Billige „Recherche“ eben! Wogegen nichts einzuwenden wäre, wenn der Inhalt stimmen und die Quellen angegeben würden. Anschließend erscheinen in bestimmten Zeitungen fragwürdige Artikel, mit Halbwahrheiten.
Und der Pressekodex?
Wird vorsätzlich ignoriert! Auflagenerhöhung ist eben alles und um jeden Preis!
Und der Presserat?
Der kennt die Missstände und diskutiert sogar ganz offen, wie letzte Woche im Deutschlandradio, darüber. Auch die Zeit widmete vor kurzem diesem Thema fast eine ganze Ausgabe und machte eine Bestandsaufnahme zu bestimmten Praktiken ihres Berufsstands. Ändern wird sich wohl kaum etwas, so lange der Leser bestimmte Zeitungen kauft. Vielleicht muss es in Deutschland auch erst einen ähnlichen Skandal wie in England bei „News of the World“ geben, die anschliessend “eingestampft” wurde.
Eigentlich haben die Massenmedien in Deutschland ja einen rechtlichen Auftrag.
Hierzu gehören nicht nur die neuen Medien (Internet), sondern vor allem auch die Presse. Die Medien sollen diesen Auftrag als Kontrollfunktion in der Gesellschaft wahrnehmen und diese informieren. Zu den Aufgaben gehören: Missstände in der Gesellschaft und Politik, durch investigativen Journalismus, aufdecken. Gibt es den überhaupt bei der Presse noch? Kritik üben, Ereignisse hinterfragen und zur Meinungsbildung beitragen. Sich also keinesfalls zum „Handlanger“ von Politikern, Behörden, Verbänden oder der Industrie etc. machen lassen. Keinesfalls, lancierte Artikel mit ungeprüften Daten veröffentlichen oder gezielt Stimmung gegen Minderheiten machen. Auch nicht, Menschen in der Öffentlichkeit vor-, oder zu verurteilen um Existenzen zu vernichten – von denen es unzählige gibt – und mit Vorsatz gegen den Pressekodex verstoßen! Klagen, wegen der Verletzung der Persönlichkeitsrechte oder nachweislicher Falschmeldungen, werden bei solcher „Berichterstattung“ von bestimmten Zeitungen einfach gleich mit einkalkuliert und anschliessend aus der „Portokasse“ bezahlt. Kein Problem, nachdem sich eine „gute“ Story millionenfach verkauften liess!
Wie die Presse in Deutschland arbeitet, konnte ich selbst am 12. Juli 2011 erleben.
Nachdem ich einen Leserbrief in Sachen Oriol Specht an das Hamburger Abendblatt gesandt hatte, rief mich Herr Volker Ter Haseborg vom Hamburger Abendblatt in der Praxis an und sagte: „Wir haben uns sehr über Ihren Brief gefreut und beschlossen, die Angelegenheit breiter aufzustellen. Können wir mit Ihnen ein Interview machen?“
Worauf ich ihn darauf hinwies, dass er (mit seinem Bericht über Oriol Specht) einen stinkenden Jauchekübel aufmachen würde – ich wollte mit dieser Formulierung den Begriff Augiasstall vermeiden, um sicher zu sein, dass er mich versteht.
Er bedankte sich, daß ich für ein Interview zur Verfügung stehen würde und meinte noch: „Es ist Ihnen doch klar, dass Sie Ihren eigenen Berufstand anpinkeln?“ Ich erinnere mich noch genau an meine Antwort: „ Ich – den anpinkeln? Der pinkelt uns an“. Dann erzählte ich ihm noch vorsichtshalber, dass ich keine Lust hätte, demnächst nur noch für reich-reich tätig zu sein…
Kurz nach 14.00 Uhr rief dann Herr Ter Haseborg an und wir führten ein Gespräch das cirka 30 Minuten dauerte. Die Inhalte kann man im Hamburger Abendblatt nachlesen, mit einer Einschränkung: Ter Haseborg fragte mich, was es damit auf sich hätte, dass Tierärzte ihren Kunden keine Rechnung aushändigen würden. Über dieses Thema hätte er auch mit einem Mitglied der Tierärztekammer gesprochen, das hierzu meinte: „ Da wollen wir besser keine schlafenden Hunde wecken.“ Worauf ich antwortete: „Dass Kunden keine ordentliche Rechnungen bekommen, höre ich häufiger. Steuerhinterziehung ist nicht nur eine Hauptbeschäftigung der Italiener, sondern auch mancher deutschen Tierärzte“ und dass „natürlich jeder Tierarzt die Steuer bescheisst, der seinen Kunden eine ordentliche Rechnung verweigert.“ Genau dies, konnte man aber im Hamburger Abendblatt, wie mit der Tierärztekammer abgesprochen, so nicht lesen.
Das Interview war so weit o.k., wie in der Abendblattausgabe vom 13. Juli nachzulesen. Was jedoch auffiel, das Hamburger Abendblatt hatte etwas geändert:
Nie habe ich von der italienischen Mafia gesprochen und das Wort „manche“ fehlte ebenfalls. Hintergrund: Vor einigen Wochen las ich in der Frankfurter Rundschau eine Kolumne über das Italien Berlusconis das ich meiner Frau morgens beim Frühstück vorlas. Zitat Frankfurter Rundschau: „ Die Hauptbeschäftigung der Italiener ist Vögeln und Steuerhinterziehung.“ Worauf ich mich in dem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt, in Erinnerung dieses wirklich witzigen Satzes, äußerte. Das Wort „Vögeln“ gebrauchte ich in dem Interview mit dem Hamburger Abendblatt nie. Am Nachmittag telefonierte ich mit Herrn Ter Haseborg der mir ein Fax mit dem Interview zusenden wollte, das ich nie erhielt. Er las mir dann am Telefon das Interview vor. Als er zu der Stelle mit der italienischen Mafia kam und das Wort „manche“ weggelassen hatte, korrigierte ich ihn und wies ihn darauf hin, dass ich das nicht gesagt hätte. Seine Antwort hierauf war: „ Das muss bleiben. Das ist gut.“
Worauf ich erwiderte: „Sie sind ja die Zeitungsmacher und Sie müssen das verantworten.“
Fortsetzung folgt.
Dirk Schrader, ist leitender Tierarzt des Tierärztlichen Instituts für angewandte Kleintiermedizin in Hamburg–Rahlstedt und Inhaber der Website Kritische-Tiermedizin.
Foto: © Tinka
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