In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass andere Länder, mit denen wir Handelseinkommen eingingen, an uns vorbeiziehen.
Wir sind kein Exportland – Exportländer profitieren mehr von einem Freihandelsabkommen als wir.
Zum Beispiel die NAFTA (zwischen Mexiko, USA und Kanada) – in allen drei Ländern ist der Export gestiegen, aber es ist am meisten in Mexiko gestiegen. Vor der NAFTA hatten USA mit Mexiko ein Handelsüberschuss, seit der NAFTA ein Handelsdefizit.
Das wird auch mit der TTIP passieren: Weil die osteuropäischen Länder so niedrige Löhne haben, werden dort die Fabriken gebaut, die Arbeitsplätze werden dorthin wandern und auch die Profite. Warum sollen wir Amis Osteuropa finanzieren?
Das ist übrigens der Grund, warum manche deutsche Wirtschaftsverbände gegen die TTIP sind und auf uralte protektionistische Sprüche zurückgreifen: Sie haben keine Angst vor Amerika, sie haben Angst vor ihren Nachbarn in de EU. Osteuropa wird mit der TTIP Zugang zum riesigen amerikanischen Markt haben – wie Deutschland das schon lange hat. Der amerikanische Markt ist Deutschlands grösster Abnehmer – an Amerika verdienen sich die Deutschen dumm und dämlich – aber wenn Osteuropa ab jetzt in Amerika mit Deutschland konkurriert, wird der Markt für Deutschland enger.
Aber mehr als Amerika wird Deutschland von der TTIP allemal profitieren.
Mit über 30% ihres BIP ist Deutschland ein Exportland – eines der größten Exporteure der Welt, grösser als Amerika (Exporte machen nur 10% des amerikanischen BIPs aus). Im Moment exportiert Deutschland bis zu 3mal so viel Waren und Dienstleistungen nach Amerika als umgekehrt. Es gibt kaum ein deutscher Autobauer oder Chemiewerk, das nicht in USA steht; selbst unser größter Verlag, Random House, ist in deutscher Hand. Auch wenn Amerika durch die TTIP ein bisschen mehr exportieren kann als jetzt, wird Deutschland der Hauptgewinner sein – und sie werden noch mehr Scheiß nach Amerika exportieren als heute.
Warum sollen wir Amis Europa und vor allem Deutschland finanzieren? Auch wenn unser Export vielleicht ein bisschen dadurch ansteigt, die EU ist heute schon das größte Wirtschaftsregion der Welt – nach der TTIP wird es noch mächtiger werden.
Heute glauben die Deutschen, sie seien klein und hilflos und das Opfer von amerikanischem Imperialismus; irgendwann werden sie erkennen, wie viel Macht sie haben und zu unseren Konkurrenten werden. Warum sollen wir Amis diesen Prozess befördern?
Wir haben Europa nach dem Krieg wieder aufgebaut, den Deutschen nicht nur die Demokratie beigebracht, sondern die Industrie und das eigene Militär und die Spionagedienste wieder erlaubt, alles getan, um die Wiedervereinigung herbei zu führen. Wird Deutschland für all das dankbar sein, wenn es als Führer von Europa mächtiger ist als wir? Selbstverständlich nicht – es wird sich an uns rächen.
Die TTIP hilft nur Europa. Amerikas Zukunft ist aber nicht hier, sondern im Pazifik. Wir sollten den Europäern nicht mehr helfen, an uns vorbeizuziehen.
Daher: TTIP nein danke.
Eric T. Hansen ist Amerikaner, Buchautor, Journalist und Satiriker, lebt seit über 20 Jahren in Deutschland und heute in Berlin. Seine Bücher: Planet Germany. Eine Expedition in die Heimat des Hawaii-Toasts) oder Die ängstliche Supermacht: Warum Deutschland endlich erwachsen werden muss
. Eric T. Hansen The Hula Ink Blog.
Siehe auch:
- Transatlantisches Freihandelsabkommen: “Bye bye, american way of life”
- Dialoggruppe in Tunesien erhält Friedensnobelpreis
- Deutschland – Korruption, Lobbyismus, Vetternwirtschaft, Betrug
- Erkennen Sie den Unterschied?
- Die deutsche Kultur heute ist stagniert
- Macht Kapitalismus die Welt besser oder schlechter?
- Ist Anti-Amerikanismus eine Form von Rassismus?
- Eric T. Hansen bei Plasberg – “Club” der Ahnungslosen
- Sind NSA und TTIP ein Angriff auf den Rechtsstaat?
- Deutschland, die Schwulenehe und die Führung Europas:
- Sind Amerikaner alle verrückt, oder was?
- Deutschland: Es wird Zeit endlich zu reflektieren
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