Denn immer wieder nehmen wir zur Kenntnis, dass die Implantation einer künstlichen Hüfte beim Hund keine guten Ergebnisse bringt und so manch einen Hundehalter in die Verzweiflung treibt – entgegen allen Beteuerungen der Veterinärchirurgen.
Heike W. lebt in Niedersachsen. Ihre 2-jährige Neufundländerhündin Mira zeigte plötzlich Lahmheit des einen Hinterbeines. Ihr Tierarzt stelle eine fortgeschrittene Arthrose infolge Hüftgelenksdysplasie fest.
„Der Mercedes unter den Möglichkeiten ist eine zementfreie künstliche Hüfte nach der Methode „Zürich“ sagte man ihr in einer größeren tierärztlichen Einrichtung nahe Hamburg. „Über 90 % gute Ergebnisse“ und „Nach ein paar Wochen läuft ihr Hund wieder fröhlich ohne zu lahmen“. Heike W. entschied sich für den „Mercedes“ und zahlte die vereinbarte Summe von 2800 Euro.
Die nächsten Monate wurden allerdings für sie zum Horrortrip. Irgendetwas war offenbar schief gelaufen – ihre Hündin zeigte nach dem Eingriff erhebliche Schmerzen und wollte das Bein nicht aufsetzen. Insgesamt, so sagte Heike W. , sei sie noch dreimal operiert worden – nichts half.
Nach sechs Monaten ließ Sie Mira in einer anderen tierärztlichen Einrichtung einschläfern: Die künstliche Pfanne im Becken war „verrutscht“ und das Kunstgelenk „auseinandergegangen“.
Heike W. sandte mir die „Röntgenbilder“ auf diversen CDs. Insgesamt war das Tier im Zusammenhang mit der OP vorher und nachher 36 mal geröngt worden. Allein 3 Bilder waren aussagekräftig: Bei der ersten OP war ein viel zu kleines Implantat für den Oberschenkelknochen ausgewählt worden. Hinzu kam, dass die künstliche Gelenkpfanne offensichtlich in einem völlig falschen Winkel eingesetzt war, so dass es nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis der Hüftkopf wieder herausrutschte – was er denn auch tat. Die Nach-OPs beschäftigten sich denn auch mit der „Nachbesserung“ der Pfannensituation. Dabei hat man wohl feststellen müssen, dass die Kunststoffpfanne nicht unbegrenzt neu eingedreht werden konnte, bis man beim letzten und vierten „Durchgang“ den Versuch startete, die Pfanne mit „Knochenzement“ einzusetzen und zu befestigen. Auch das ging schief: Der Zement löste sich aus der ausgefrästen Höhlung. Man hatte vergessen den Zement mit Bohrungen in den Beckenknochen zu sichern.
Heike W. erhielt ein Schreiben mit dem Ausdruck des Bedauerns: „Es gäbe bei der Vielzahl dieser Eingriffe eben doch mal welche, deren Misslingen nicht erklärbar ist“, und auf ihr Bitten hin die CDs mit den gefertigten Bildern, die für sie nichtssagend waren. Aber ihr Gefühl und ihr Kummer hielten Zweifel an der Kompetenz des Chirurgen wach, der von sich sagte, er würde jede Woche eine Hüfte einsetzen.
Ob das tatsächlich stimmt?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Heike W. nun ein Gericht anrufen wird, um von einem Richter feststellen zu lassen, warum ihr Hund sechs Monate schwerstes Leid erfahren musste.
Dirk Schrader, ist leitender Tierarzt des Tierärztlichen Instituts für angewandte Kleintiermedizin, Autor und Inhaber der Website Kritische Tiermedizin in Hamburg–Rahlstedt.
Weitere Informationen zu diesem Thema:
Die verschiedenen Operationstechniken und Methoden bei Hüftgelenks-Prothesen die in der Tiermedizin angewandt werden, wurden aus der Humanmedizin übernommen. Im Vergleich zur Humanmedizin entsprechen aber die Prothesen, wie auch die Operationstechniken, oft nicht dem Stand der Humanmedizin.
Ein Grund warum diese in der Tiermedizin nicht individuell je nach Befund angewandt und umgesetzt werden ist, daß das gekaufte Material (Prothesen und Teile) erst einmal verbraucht werden und sich amortisieren müsse, so die Argumentation der Tierärzte. Hinzu kommt, daß der Wissensstand, wie in der Humanmedizin, nicht vorhanden ist. Die Folgen sind veraltetes Material und eben solche Methoden, mit denen aus rein kommerziellen und wirtschaftlichen Gründen gearbeitet würde. Auch wenn die Probleme hiermit in der Humanmedzinin bereits seit langem bekannt sind und nicht mehr angewandt werden. Das Wohlergehen des Tieres sei sekundär.
Ein weiterer Grund für den unterschiedlichen Wissensstand sei, daß an einer Uni eine Methode favorisiert und anschließend von den Tierärzten kritiklos als “Standard”-Methode übernommen würde. So gilt das Zementieren in der Humanmedizin bereits seit langem als veraltet. In der Veterinärmedizin wird diese Methode von Professoren an tierärztlichen Fakultäten, als allround Operationstechnik bis heute favorisiert und noch eingesetzt. Im Gegensatz zur Humanmedizin, in der für jedes Krankheitsbild und Knochenbeschaffenheit die passende Prothese mit Operationstechnik gesucht und eigesetzt wird – siehe Videos unten!
In der Tiermedizin, sogar an Universitätskliniken, werden zudem immer noch Prothesen mit Teilen aus Kunststoff wie Polyethylen - das als krebserregend gilt – eingesetzt und nicht aus Keramik oder Metall, wie in der Humanmedizin heute üblich.
Ein Austauch und eine Zusammenarbeit mit der Humanmedizin, wo die Methoden und Techniken entwickelt wurden, würde in Deutschland nicht stattfinden.
Methoden, Behandlung und Operation beim Menschen sind heute in der Humanmedizin Routine. Die Fehlerquote in der Humanmedizin soll bei ca. 2 % liegen. In der Veterinärmedizin bei bis zu 40 %.
In der Humanmedizin wurde zur Patientensicherheit bei Implantaten 2011 das Endoprothesenregister eingerichtet, das es in der Tiermedizin ebenfalls nicht gibt.
Um Komplikationen bei dieser Operation zu verhindern, sollte sich nur an einen Tierarzt gewandt werden der diese regelmäßig und oft durchführt, entsprechende Routine mit Know How besitzt und sich fortbildet – nicht nur in Deutschland.
Kostenvergleich zur Humanmedizin:
Die Kosten – nur die Operation – bei einer Endoprothese beim Menschen (Kassenpatient) in der Humanmedizin.
Nur Operation: ca. 1 600 Euro
Anästhesie: ca. 500 Euro = ca. 2100 Euro
Hinzu kommen Vor- und Nachbehandlung, Aufenthalt im Krankenhaus, Physiotherapie, Reha. etc.
Siehe auch: Hüftgelenksdysplasie
Operationsmethode aus den USA beim Hund.
Biomechanische Operationsmethode beim Menschen
Die weiteren ausführlichen Informationen zur Hüftendoprothese, Operationsmethode und Technik beim Menschen – wie unten zu sehen – können ebenfalls auf den Hund übertragen werden und existieren in der Veterinärmedizin im deutschsprachigen Europa ebenfalls nicht.
Hüftgelenk, Arthrose, Therapie, künstliches Gelenk
Operationsmethode http://youtu.be/4bc0lSBg0Gc
Komplikationsrate http://youtu.be/ypvTYQoln7I
Ich hatte meinem damaligen Rüden auch eine Prothese einsetzen lassen, Kostenfaktor 2.500 € für eine Seite. Ich hatte Glück, er lief völlig normal
nach einem Monat, so das ich die zweite Hüfte ungefähr ein halbes Jahr später machen lassen wollte. Ich war bereit alles zu tun um ihm zu helfen.
Das Ganze fand im Mai statt, im August musste ich das Tier einschläfern lassen, wegen plötzlicher Blindheit, die von einem irreparablen Hirntumor
herrührte. Was ich mich frage ist, ob ein derartiger Eingriff mit allen Voruntersuchungen das Wachstum des Tumors begünstigt hat, weil vielleicht einfach der Stress zuviel war für das Tier. Ich hatte im Vorfeld weder Sehstörungen noch andere Unregelmäßigkeiten bemerkt die darauf hätten schließen lassen. Ich mache mir seit 6 Jahren immer wieder Gedanken ob es einen Zusammenhang gibt und ob ich wieder so eine Entscheidung fällen würde bei meinen jetzigen Hunden. Ich weiß es nicht, man will helfen und tut vielleicht genau das Falsche.