Vielleicht haben Sie auch spezielle Probleme und wollen den Rat einer Hundeschule oder eines Hundetrainers in Anspruch zu nehmen.
Für Hundetrainer gibt es keine staatlich anerkannte Ausbildung und Prüfung! Es kann sich also jeder, ohne eine entsprechende berufs- und fachbezogene Vorbildung, also ohne irgend eine berufliche Qualifikation Hundeausbilder, Tiertrainer oder „Hundepsychologe“ (es gibt an keiner Universität in Deutschland das Studium der „Hundepsychologie“) usw. nennen. Selbst die meisten Trainer, die von Behörden als Fachleute bezeichnet werden und eben diese Behörden zusätzlich beraten, besitzen diese nicht.
Rechtlich fragwürdig sind deshalb auch Bezeichnungen wie „staatlich anerkannter Hundetrainer“ – diese Titulierung ist unlauterer Wettbewerb und strafbar. Oder das „Studium der Hundepsychologie“, an einer Schule für Hundeheilpraktiker. Dahinter stecken oft fragwürdige Ausbildungsinstitute/Schulen, die viel Geld kosten und sogar per “Fernstudium” besucht werden können oder das „Studium der Bachblüten“ – es gibt keine staatlich anerkannte seriöse Universität, die so etwas lehrt. Im übrigen beinhaltet das Wort “Studium”, dass eine anerkannte Universität mit entsprechender Fakultät besucht wurde oder zumindest eine geprüfte wissenschaftliche Grundlage für die Lern- und Studieninhalte besteht.
Fragwürdig ist ebenso die aggressive Werbung, auch in den Medien zu diesem Thema. Die Artikel in den Print Medien sind meist lanciert, vorgeschrieben und werden dann oft leider ohne Überprüfung auf Wahrheitsgehalt abgedruckt und mittlerweile auch in eigentlich seriösen Tageszeitungen zu finden. Auch gehören Tierärzte, die aggressive Werbung entweder über Print Medien oder TV betreiben, mittlerweile hierzu.
Gute Trainer oder Tierärzte haben keine Werbung nötig, sie werden weiterempfohlen. Qualität und Seriösität ist die beste Werbung!
Leider wird auch in vielen unseriösen Fortbildungsseminaren von selbsternannten „Gurus“, die mittels geschicktem Marketing auf sich aufmerksam machen, haarsträubende Theorien verbreitet. Mangels wissenschaftlichem Verständniss oder akademischer Vorbildung werden Arbeiten von Verhaltenswissenschaftlern, Untersuchungen oder Ergebnisse, falsch verstanden, abgeschrieben und so falsch interpretiert, unwahr an Trainer weitergegeben, die leider meist kritiklos ohne zu hinterfragen übernommen werden. So wird von Hausfrauen das Ausdrucksverhalten „neu erfunden“ und ohne jegliche wissenschaftlichen Grundlagen, über einen mittlerweile existierenden kommerziellen Seminartourismus, haarsträubende Theorien verbreitet.
Dass es schon längst weltweit seriöse wissenschaftliche Arbeiten von Universitäten oder dem Max-Planck-Institut und in der wissenschaftlichen Fachliteratur zu diesem Thema gibt, wird, mit einem Verhalten der Selbstüberschätzung und Ignoranz oft unterschlagen. Zu solch ominösen Seminaren gehen natürlich keine seriösen, qualifizierten Trainer sondern jene, die mangels Kenntnis und Kompetenz kritiklos Inhalte übernehmen.
Mittlerweile bieten kommerzielle Hundeschulen, mit hochtrabenden Bezeichnungen, auch Ausbildungen für Trainer an. Der einzige der davon profitiert ist der Veranstalter! Hier bezahlen Leute für eine „Ausbildung“ über den Zeitraum von 6 Monaten bis zu 10.000 € und werden dann ohne jegliche praktische Erfahrung auf Hunde und Menschen losgelassen. Oder bezahlen für eine “Lizenz” über Jahre vertraglich festgelegte horrende monatliche Beträge. Qualifikationen und eine berufsnahe Ausbildung, in Pädagogik oder Psychologie, interessieren hier ebenfalls nicht.
Die wichtigsten Voraussetzungen für einen guten Trainer für Hunde und Menschen sind aber die Kenntnisse über Pädagogik und Psychologie von Menschen und Hunden!
Tierverhaltenstherapie?
Zunächst ist festzustellen, daß es tatsächliche Verhaltensstörungen bei Hunden nur sehr selten gibt und abzuklären ob eine sog. Verhaltenstherapie überhaupt indiziert ist. Wenn Sie aber die Hilfe eines Tierarztes oder Trainers in Anspruch nehmen, sollten Sie darauf achten, bevor Sie einen neuen Termin vereinbaren, ob Sie für sich und Ihren Hund nach der Stunde Erfolg sehen und was Sie bis zur nächsten Sunde aktiv tun können. Das Verhalten ihres Hundes ändert sich nur dann, wenn auch Sie lernen – Ihres zu ändern! Mittlerweile ist es aber leider ähnlich wie in der Humantherapie, dass der „Therapeut“ versucht so viele Termine wie möglich zu vereinbaren und Abhängigkeit herzustellen, um die „Kuh“ so lange wie möglich zu „melken“. Eine Verhaltenstherapie sucht nach konkreten Lösungen, um die Probleme aktiv zu beheben und ist zeitlich begrenzt. Beim Menschen dauert eine kognitive Verhaltenstherapie max. 2 Jahre.
Viele Verhaltensprobleme haben auch organische Ursachen. Um diese durch einen Tierarzt abzuklären zu lassen, sollte ein seriöser Trainer/Tierarzt diese zunächst erkennen. Hierzu sind natürlich medizinische Kenntnisse und Kenntnisse über Ernährung, die das Verhalten des Hundes (Industrienahrung) ebenso verändern können, Voraussetzung. Sollte der Hund jedoch organisch gesund sein, benötigen Sie einen seriösen Trainer/Tierarzt, der Ihnen bei Verhaltensproblemen helfen kann. Auch wird bei der Beurteilung der Hunde die Haltung, wie zu wenig Auslauf, keine Kontakte zu Artgenossen, geistige Unterforderung – auch bei Hunden gibt es eine “Wohlstandsverwahrlosung” – oft außer acht gelassen.
Welpen- und Erziehungskurse
Der Besuch eines Welpen – oder Erziehungskurses, sofern er fachkundig geleitet wird, ist durchaus für jeden Hundebesitzer zu empfehlen. Die Größe und das Alter des Hundes spielt dabei keine Rolle.
Möchten Sie, dass Ihr Hund nur etwas besser gehorcht, so haben Sie die Möglichkeit mit Ihrem Hund einen Welpen oder Erziehungskurs zu besuchen. Solche Kurse werden sowohl von Vereinen, als auch von privaten Hundetrainern (Hundeschulen) angeboten. Wie bereits oben erwähnt gibt es für diese Trainer keinerlei staatlich festgelegte Qualifikationsnachweise. Es hängt also ausschließlich vom Engagement des einzelnen Trainers ab sich tatsächliches Wissen anzueignen, weiter und fort zu bilden. Dies gilt selbstverständlich auch für Tierärzte oder ernannte Gutachter, die meist ebenfalls keinerlei pädagogische, psychologische oder tiermedizinsche Aus- und Vorbildung nachweisen können und sich anschließend nicht nur mit „Verhaltensproblemen“ beschäftigen, sondern auch Hunde „beurteilen“. Ob die Qualifikation, die Trainings- oder Therapiemethoden dem neuesten Stand der Wissenschaft und der Lernpsychologie, über Hunde und Menschen, entsprechen muss nicht nachgewiesen werden.
Wodurch sich seriöse Trainer/Tierärzte auszeichnen
Ein seriöser Trainer/Tierarzt wird Sie jederzeit unverbindlich bei seiner Arbeit zusehen lassen. Er ist in der Lage, Ihnen seine Trainingsmethoden oder Therapiemethoden zu erklären und zu begründen. Dabei auf die entsprechenden Kenntnisse der Lernpsychologie oder Verhaltensforschung verweisen. Antworten wie “das hat schon immer funktioniert“ oder das Lieblingsschlagwort der Hund ist „dominant“ oder “hypersexuell” und muss kastriert werden, zeugen nur davon, dass sich der Trainer keine Gedanken über seine Arbeit macht und er nicht genügend oder keine Kenntnisse besitzt.
Die Belohnung
Verhaltenswissenschaftler sind sich heute darüber einig: Lernmethoden, die mit positiven Reizen (Belohnung) arbeiten, sind wann immer möglich, solchen vorzuziehen, bei denen ein Lernen durch negative Reize (Bestrafung) angestrebt wird (Prof. John Breadshaw, Adam Miklosi, Dr. Juliane Kaminski).
Oft kommt das Gegenargument der Hundetrainer, bei einer solchen Lernmethode lernten die Hunde nur für ihre Belohnung zu gehorchen, würden aber nicht mehr gehorchen, wenn es keine Belohnung gäbe. Dies ist keineswegs der Fall, wenn der Trainer in der Lage ist, vorausgesetzt er hat die Grundlagen der Lernpsychologie verstanden, die Methode richtig anzuwenden.
Bindung, Beziehung, Verständnis und Kommunikation
Ob ein Hund seinem Besitzer gehorcht hängt in erster Linie von der Bindung, der Beziehung, dem Verständnis des Menschen gegenüber seines Hundes ab und ob er den Hund (Kommunikation) versteht. Der Sinn eines Erziehungskurses besteht also vornehmlich darin, dem Besitzer den richtigen Umgang/Kommunikation mit seinem Hund beizubringen, so dass dieser erlernt, seinen Hund selbst zu erziehen. Es sollte demnach immer der Hund zusammen mit seinem Besitzer geschult werden.
Achten Sie darauf, dass das angebotene Training praxisbezogen ist. Das stundenlange Exerzieren auf einem bestimmten Übungsgelände ist ebenso abzulehnen wie der tierschutzrelevante, kasernenhofartige Umgangston und die Gewalt, die noch in vielen Hundevereinen herrscht und praktiziert wird.
Ihr Hund soll Ihnen in alltäglichen Situationen besser gehorchen?
Dies kann er nur in alltäglichen Situationen lernen. Das Training sollte in kleinen Gruppen von max. 6 Hunden erfolgen, so dass sich der Trainer ausreichend um jeden Teilnehmer kümmern kann.
Hunde sind Individuen. Deshalb muss das Training, auf die Veranlagung des jeweiligen Hundes, individuell zugeschnitten sein. Ein Patentrezept für alle Hunde gibt es nicht! Zudem muss bei den Übungsstunden das Alter und die Konzentrationsfähigkeit des Hundes berücksichtigt werden.
Der Welpenkurs
Viele Vereine und Hundeschulen/Trainer bieten mittlerweile Welpenkurse an. Im Prinzip ist das zu begrüßen. In einem Welpenkurs sollten sich aber nicht mehr als max. 8 Welpen befinden, die sich in der gleichen Entwicklungsstufe befinden (Alter). Ein geschulter Trainer kann maximal 5-6 Welpen auf einmal kompetent betreuen. Achten Sie darauf, dass gegebenenfalls ein zweiter ausgebildeter Trainer die Welpengruppe betreut, wenn mehr als 6 Welpen zusammen spielen. Das Lernprogramm muss dem Entwicklungsstand der Welpen angepasst sein. Auch ist eine gerade Zahl der Welpen, die an dem Kurs teilnehmen und meist paarweise spielen, optimal.
Welpenkurse die mit mehr als 10 Welpen veranstaltet werden, sind unseriös und füllen höchstens den Geldbeutel des Veranstalters. Bestimmte Interaktionen in denen eingegriffen werden sollte, werden nicht wahrgenommen. Hierzu sind natürlich genaue Kenntnisse des Ausdrucks – also der Körpersprache und des rassespezifischen Verhaltens Voraussetzung.
Welpenkurse sollen in erster Linie den Welpen Gelegenheit, zum für ihre Entwicklung wichtigem Spiel mit gleichaltrigen Artgenossen geben um Sozialverhalten zu erlernen, die Bindung zu seinem Besitzer festigen und Grundlagen der Hundeerziehung vermitteln.
In keiner Entwicklungsphase ist der Hund so lernmotiviert wie in dieser!
In diesem Kurs sollte der Hund mit seiner Intelligenz gefördert und das Lernen erlernen! Kleine spielerische Übungen wie “KOMM”, “SITZ”,„PLATZ“, „STEH“, „BLEIB“, an der LEINE gehen, das „APORTIEREN“ und das „SUCHEN“, sollten gefördert werden. Auch gehört z.B. das „PFOTE GEBEN“, „LEG DICH“ und andere lustige Übungen die den kleinen Hunden Spaß machen, die Lernmotivation steigern und die Bindung/Kommunikation zu ihren Besitzern fördern, dazu. Auch das Verhalten im Straßenverkehr ist ein Thema sowie die Möglichkeit, am Ende oder zu Beginn der Stunde Fragen stellen zu können, die fachlich (wissenschaftlich) fundiert beantwortet werden sollten.
Für Welpen ist es wichtig Sozialverhalten gegenüber anderen gleichaltrigen, anderen Hunderassen, älteren Hunden, und Menschen zu erlernen. Jede Hunderasse sieht anders aus und hat wie z. B. Möpse oder andere kurznasige Hunderassen ein vermindertes Ausdrucksverhalten. Das später, wenn der Hund dies nicht kennen lernte und deuten kann, zu Missverständnissen in der Kommunikation zwischen Hunden führen kann. Welpen sollen mit Menschen und anderen Hunden positive Erfahrungen machen.
Ein Trainer der hier mit „Kasernenhofton“ auftritt und Welpen wie „Objekte“ behandelt oder Gewalt anwendet, wird wahrscheinlich auch keine soziale Kompetenz und emotionale Intelligenz im Umgang mit Menschen besitzen. In diesem Kurs ist mehr Sensibilität als in jedem anderen Kurs angesagt und selbstverständlich auch didaktisches Vermögen gegenüber der Hundebesitzer. Zu einem Welpenkurs sollte möglichst die ganze Familie, also auch die Kinder erscheinen, die den Umgang mit dem Hund ebenfalls erlernen sollten. Kinder sind meist eher und schneller, ähnlich wie Welpen, in der Lage die Lerneinheiten mit ihren Hunden umzusetzen als Erwachsene und haben großen Spass dabei. Welpenkurse müssen individuell gestaltet werden. In einem Welpenkurs der auf dem Land stattfindet, ist es notwendig die Welpen mit mehr Umweltreizen zu konfrontieren, als bei Welpen die z.B. in der Großstadt aufwachsen (U-Bahn, Bus, Autoverkehr).
Welpenkurse sollten realitätsnah gestaltet werden.
Ein Welpenkurs der unter „Laborbedingungen“ stattfindet, hat mit der tatsächlichen Umweltsituation in der ein Welpe lebt, nichts zu tun. Für das Sozialverhalten gegenüber älteren Hunden ist es förderlich auch diese hinzuzuziehen – denen Welpen ja auch auf Spaziergängen begegnen – allerdings ist darauf zu achten, dass diese sich gegenüber Welpen neutral verhalten.
Von Welpenkursen in denen als Erziehungsmittel “das Nackenschütteln” empfohlen und eingesetzt wird, sollte dringend Abstand genommen werden. Laut wissenschaftlichen Untersuchungen wurde das sog. Nackenschütteln in Interaktionen mit Welpen weder bei Wölfen, auf die sich solche Trainer meist beziehen, noch bei Hunden als Zurechtweisung beobachtet.
Dies gilt ebenso für „den Leinenruck“. Dieser ist leider die weitest verbreitete und tierschutzrelevanteste „Erziehungsmethode“. Mit Gewalt wird der Hund am Halsband gerissen und zwar so lange bis er, nach Schmerzen, das ziehen lässt. Der Lerneffekt ist hierbei gleich null. Außer, dass der Hund die Gewalt und den Schmerz mit seinem Besitzer in Verbindung bring und weder Vertrauen noch die Bindung zu seinem Besitzer fördert. Diese Methode wird bis heute auch von selbsternannten „Hundeflüsterern“, die verantwortungslos sogar in den Medien angepriesen werden, praktiziert. Diese Methode bei Welpen und jungen Hunden angewandt, kann zu Kehlkopfverkrüppelungen, Halswirbel- und Lymphdrüsenschäden führen. Für Welpen ist deshalb ein Brustgeschirr zu empfehlen.
Die Preise der einzelnen Vereine oder Hundeschulen für das gleiche Angebot weichen oft erheblich voneinander ab. Ein genauer Vergleich lohnt sich sicher.
Bleiben Sie bei der Suche eines Kurses immer kritisch und fragen Sie den Hundetrainer/Tierarzt, wenn Ihnen etwas unklar ist. Sollten Sie bei der Besichtigung einer Hundeschule oder eines Vereins ein ungutes Gefühl haben, so lassen Sie sich nicht durch hochtrabende Worte beeinflussen. Vertrauen Sie ihrem Bauchgefühl. Lassen Sie sich immer erklären, warum ihr Hund bestimmte Dinge tut oder nicht tut. Lassen Sie sich die Übungen immer zeigen und fragen Sie, woher der Trainer seine Kenntnisse hat.
An einen Trainer sollten Sie die gleichen Ansprüche stellen, die Sie auch an einen Therapeuten oder Pädagogen stellen wenn es um Ihr Kind oder einen guten Freund geht, die ein Problem haben. Ihr Hund ist ein Familienmitglied mit dem Sie die nächsten 12 – 15 Jahren glücklich zusammenleben sollen.
Astrid Ebenhoch ist Journalistin und Gründerin von Hounds & People.
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Ein wichtiger Beitrag Frau Ebenhoch, danke!