Giardien

Akute-, als auch chronische Durchfallerkrankungen beim Hund, treten heute immer häufiger auf und können verschiedene Ursachen haben. Die Folgen eines einmal geschädigten Dünndarms im Welpenalter, sind dann meist Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten. Eine von diesen Ursachen sind, Giardien.

Ursache

Vor allem Welpen nach der Übergabe an die neuen Besitzer, können sich infizieren. Welpen die noch vom Muttertier gesäugt werden, sind durch die aufgenommenen Antikörper in der Muttermilch, geschützt. Diese IgA Antikörper wirken wie ein Zellgift auf Giardien und verhindern bzw. blockieren das Anheften an die Darmschleimhaut. Erwachsene Hunde können Giardien durch eine stabile Darmflora selbst eliminieren. Deshalb verschwinden die Giardien bei den meisten Hunden mit einem stabilen Immunsystem und ebensolcher Darmflora wieder von selbst.

Verschiedene ungünstige Faktoren schädigen und schwächen die Darmflora und damit das Immunsystem des Hundes. Faktoren die das Immunsystem schwächen bzw. die Darmflora schädigen sind: Stress, auch nach der Übergabe des Welpen an den neuen Besitzer, Transportstreß, Mangelernährung, erhöhter Infektionsdruck – entsteht an Orten an denen viele Hunde leben, wie Tierheime, Auffangsationen, Zwingerhaltung etc. und andere Infektionen. Falsche zu kohlehydratreiche Ernährung (z.B. Trockenfutter) verändert die Darmflora, begünstigt die Krankheitsentstehung und verstärkt das Krankheitsbild (Veterinärmedizinische Parasitologie; Kritische-Tiermedizin – Dirk Schrader: Wie bringe ich meinen Hund mit Futter nicht um?; Maskierter Müll, Der Spiegel 30/2010.

Durch das noch nicht ausgebildete und instabile Immunsystem bei Welpen und Junghunden, infizieren sich die Hunde leichter. Auch kann die Erkrankung mit geschwächtem Immunsystem nach erfolgter medikamentöser Behandlung und geschädigtem Dünndarm, nach kurzer Zeit wieder auftreten und die Hunde müssen weiter behandelt werden. Eine weitere Ursache: Chronische Infektionen, die durch einem Gamaglobulinmangel (Antikörpermangel) im Blut entstehen können. Dieser kann durch eine entsprechende Blutuntersuchung festgestellt werden.

Für Welpen kann Durchfall über einen Zeitraum von mehreren Tagen, durch den enormen Wasserverlust zu einer Dehydrierung führen, lebensbedrohlich werden und muss so schnell als möglich behandelt werden. Durch einen geschädigten Darm im Welpenalter – Entzündung des Dünndarms – können später Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten entstehen!

Giardien sind Einzeller Protozoen (Flagattellen sog. Geisseltierchen) ähnlich wie Kokzidien und gehören zu den Parasiten. Mit ihren Haftscheiben können sie sich an der Dünndarm-, oder Dickdarmwand festhalten und verursachen eine Entzündung des Dünndarms. Sie vermehren sich auf der Oberfläche der Darmschleimhaut, wodurch diese auch durch den anschliessend auftretenden Durchfall geschädigt wird. Giardien werden durch den Kot ausgeschieden. Die erste Lebensform der Giardien sind sog. Trophozoiten, die sich im Darm des Tieres befinden, aus der anschliessend die zweite und ansteckende Lebensform – Zysten entstehen, die ausgeschieden werden. Wenn ein Hund diese über den Kot anderer Hunde oral aufnimmt, beginnt dieser Entwicklungsprozess der Vermehrung durch den Träger erneut und es entstehen dann wieder ansteckende Trophozoiten, die wiederum ausgeschieden werden. Ein Kreislauf beginnt. Erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht für Hunde: die in landwirtschaftlichen Betrieben leben und dort aus kontaminierten Pfützen trinken, oder Orte an denen viele Hunde leben, wie Tierheime oder Zwinger. Giardien können ausgeschieden ca. 3 Wochen überleben.

Symptome:

Welpen und Junghunde können nach oraler Aufnahme, an Durchfall erkranken. Übel riechender, hartnäckiger bis hin zu chronischem hellen, schleimigen, fetthaltigen – selten blutiger – Durchfall. Auch kann Erbrechen der Hunde auftreten. Durch die schlechte Nahrungsverwertung und damit einer Mangelernährung entsteht Gewichtsverlust. Meist ist der Appetit unverändert.

Diagnose:

5 Tage nach auftreten des Durchfalls ist durch eine speziellen Kotuntersuchung festzustellen, ob sich der Hund sich mit Giardien infiziert hat oder ob eine andere Ursache hierfür verantwortlich ist. Kotuntersuchung, mittels 3 Kotproben die aufeinander folgend innerhalb von 2 Tagen abgesetzt wurden. Die Kotuntersuchung kann entweder an einem Institut für Tropenmedizin und Parasitologie einer Universität abgegeben und untersucht werden oder von einem Labor durchgeführt werden. Der Befall wird meist mit dem sicheren Test dem ELISA-Antigennachweis untersucht durch den selbst ein geringer Befall zu erkennen ist. Nach der Behandlung sollte nach ca. 4 Wochen ein erneuter Test erfolgen.

Therapie:

Wenn die Infektion nachgewiesen wurde, wird eine Therapie mit Panacur (Fenbendazol) durchgeführt. Die Therapie sollte über einen Zeitraum von mindestens 5 Tagen, bei einer Dosierung von 50 mg/kg/Tag Körpergewicht (Tabletten oder Paste) erfolgen. Panacur ist geschmacksneutral.

Nachdem bei dieser Infektion das Risiko einer Reinfektion besteht, wird die Behandlung nach 4 Wochen wiederholt. Nachdem das Medikament auch die Darmflora angreift, sollte nach der Behandlung die Darmflora wieder aufgebaut werden. Hierfür eignet sich entweder z.B. Bactisel-Pulver oder frischer grüner Pansen der ebenfass in hoher Konzentration pro biotische Darmbakterien enthält und für ein stabiles Immunsystem sorgt.

Nach der Behandlung oder sollte eine Diät mit Karotten, Heilerde und Pro Biotischen Bakterien durchgeführt werden, um das Immunsystem zu stärken und die Darmflora wieder aufzubauen. Karotten haben nachgewiesen eine antibakterielle Wirkung. Heilerde bindet Bakterien im Darm und transportiert diese nach aussen. Kritische Tiermedizin, Ernährung/Karotten; Ernährungslexikon K – Karotten.

Rezept für einen Welpen 5 Kg schwer, kann je nach Appetit auch 3 mal tägl. und mehr gegeben werden.

250g Huhn (gekocht und klein gewürfelt bzw. püriert)
1 TL Heilerde
50g Bactisel-Pulver
3 El gekochte Karotten ( selbstgekocht oder Hipp)
2 EL Kartoffelbrei ( selbstgekocht oder Hipp)

Wenn sich der Darm beruhigt hat und die Darmflora wieder aufgebaut ist, kann der Welpe mit diesem Rezept – ohne Heilerde und Bactisel – siehe, weiter ernährt werden. Als weitere Eiweissquellen eignen sich auch mageres Rindfleisch oder Lamm. Weitere Rezepte für Welpen siehe: Ernährungslexikon R – Rezepte/Welpen; Ernährungslexikon R – Rezepte: Welpen/Junghunde; Ernährungslexikon – natürlicher Calciumlieferant.

Während der Behandlung sollte kein Trockenfutter gefüttert werden. Auch später um eine erneute Erkrankung zu verhindern ist hiervon abzuraten! Viele Hunde die wegen einer Infektion mit Giardien und daraus folgender Dünndarmentzündung behandelt wurden, leiden hinterher weiterhin an Darmstörungen oder entwickelten hierdurch oft eine Futtermittelallergie. Vor allem gegen Kohlenhydrate oder Getreide, die in jedem Fertigfutter (auch z.B. in Trockenfutter in grossen Mengen) enthalten sind. Auch aus diesen Gründen ist selbstzubereitetes Futter zu empfehlen.

Vorsorgemassnahmen:

Gesunde, natürliche und ausgewogene Ernährung! Nicht aus Pfützen – vor allem Landwirtschaftsbetriebe – trinken lassen oder stehende kleine Gewässer aus denen auch andere Hunde trinken.

Sollte der Durchfall trotz Futterumstellung wieder auftreten und eine Infektion nach einer Kotuntersuchung ausgeschlossen sein, können hierfür andere Ursachen, wie eine bereits entstandene Futtermittelallergie, Eiweissunverträglichkeit, Unverträglichkeit auf Medikamente oder eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse verantwortlich sein und müssen abgeklärt werden.

Hygiene:

Reinigung der Futter- und Trinknäpfe. Waschen aller Unterlagen auf denen der Hund schläft. Reinigung des Teppichs mit einem Dampfreiniger. Glatte Böden mit Gallseife reinigen, Empfehlung Tierklinik-Dirk Schrader.

Quellen: Universität Zürich – Institut für Parasitologie: Intestinale Protozoenerkrankung bei Hund und Katze 2008; Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin; UNIVERSITÄT ZÜRICH Institut für Veterinärpharmakologie und –toxikologie; Kritische Tiermedizin, Tierklinik-Rahlstedt, Dirk Schrader; Veterinärmedizinische Parasitologie T. Schnieder Unter Mitarbeit von C. Bauer, O. Boecking, F.J. Conraths u.a., 6. Aufl., vollst. überarb. 2006, ISBN: Verlag Thieme

Siehe auch zum Thema Durchfall:


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